Die Ferien gehen zu Ende – für Schulleiter war der Endspurt aufgrund vieler Unklarheiten und neuen Regelungen allerdings besonders turbulent.

Altkreis Leonberg - Giconocha – klingt wie ein ausgefallenes, italienisches Nudelgericht, ist aber der ausgeklügelte Hygiene-Plan, den das Weil der Städter Johannes-Kepler-Gymnasium kurz vor Ende der Sommerferien veröffentlicht hat. Die Abkürzung steht für „Give Corona No Chance“, auf Deutsch „Gib Corona keine Chance“, erklärt Schulleiter Rolf Bayer.

 

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Eine Maskenpflicht auf dem gesamten Schulgelände, Mindestabstand, Mittagspause in Schichten, aufgeteilte Pausenbereiche und ein ausgeklügeltes Wegekonzept, das im Dokument mit bunten Pfeilen erklärt wird, sind Teil des Hygiene-Konzepts der Schule. „Wir lassen uns nicht unterkriegen“, betont Bayer, berichtet von guter Stimmung unter den Kolleginnen und Kollegen. „Wir sind vorsichtig, aber nicht ängstlich.“

Dabei war die Vorbereitungszeit auf das neue Schuljahr nicht gerade ereignislos für die Schulen des Landes: Immer neue Vorlagen haben vielen Schulleitungen die Planung erschwert. „Turbulent“, nennt es Jörg Fröscher, Leiter an der Theodor-Heuglin-Gemeinschaftsschule in Ditzingen. „Wir haben wie immer nur Halbweisheiten bekommen.“ Gerade erklärt er am Telefon, auf welche Regelungen sich die Schulen im neuen Jahr einstellen müssen, da geht eine E-Mail bei ihm ein – eine neue Mitteilungen des Kultusministeriums, laut der sich nun alles Schulpersonal, das nicht geimpft oder genesen ist, täglich testen lassen muss. Fröscher spricht von vielen Unklarheiten, fürchtet, dass auch kurz vor dem Schulstart noch neue Vorlagen bei ihm eintreffen könnten. „Lustig ist es gerade nicht mehr.“

Zuletzt hatte eine Debatte um die Quarantäne-Regelung an den Schulen für Wirbel gesorgt. Während sich die anderen Bundesländer vergangene Woche darauf einigten, dass symptomfreie Kinder, die engen Kontakt zu einer mit Corona infizierten Person hatten, ihre Quarantäne frühestens nach fünf Tagen mit einem negativen Text beenden können, geht das Land Baden-Württemberg einen eigenen – weitaus lockereren – Weg. Im Südwesten sollen Kinder, die als Kontaktperson gelten, gar nicht in Quarantäne, sondern weiterhin zur Schule gehen, sich dann allerdings jeden Tag testen lassen.

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Für Schulleiter Bayer vom Weiler JKG eine sinnvolle Regelung: „Ich hoffe, das bleibt so“, sagt er auf Nachfrage unserer Zeitung vergangene Woche. Anstecken würden sich die Kinder meist bei Erwachsenen und nicht bei anderen Schülern, erklärt er, und nennt ein Beispiel aus seiner eigenen Schule: 13 Kinder waren hier im vergangenen Schuljahr nachweislich an Corona erkrankt, in Quarantäne mussten die im Klassenzimmer umsitzenden Kinder sowie in einem Fall ein ganzer Sportkurs. Von den vorsorglich in Quarantäne geschickten Schülerinnen und Schülern habe sich aber niemand angesteckt. Für Bayer ist klar: Die Hygiene-Maßnahmen an der Schule funktionieren. Er bleibt gelassen – und bemüht sich außerdem aktuell um ein mobiles Impfteam, dass für den Piks direkt an das Weiler Gymnasium kommt.

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Mit etwas mehr Sorge betrachtet Jörg Fröscher von der Ditzinger Gemeinschaftsschule die Debatte um die Quarantäne-Regelung, fürchtet, dass Schulen ein Hotspot werden. „Mir ist nicht ganz klar, warum man jetzt lockert“, sagt er. Besonders für nicht geimpfte Kinder – die Gemeinschaftsschule besuchen auch Kinder der ersten bis vierten Klasse, die aktuell noch nicht geimpft werden können – sei das fahrlässig.

Mit den sieben Schulen in Ditzingen sowie dem Oberbürgermeister Michael Makurath habe er sich in den vergangenen Tagen und Wochen immer wieder besprochen. Auch zum Thema Impfbus – ein solches Angebot gibt es an der Heuglin-Schule nicht. Zum einen, weil viele Formulare ausgefüllt werden müssen, die besonders für Eltern mit wenig Deutschkenntnissen eine Herausforderung sind. Zum anderen, weil der Bus nur einmal kommt und eine Zweitimpfung dann ohnehin selbst organisiert werden muss. Derzeit werde in der Stadt aber diskutiert, ob man nicht Kinderärzte mit ins Boot holen könne.

Anders als in vergangenen Jahren wird der Schulstart besonders für die Kinder, die neu an die Schulen kommen. Etwa am Gymnasium Rutesheim: Die neuen Fünftklässler werden hier im kleinen Rahmen mit Maskenpflicht und 3G-Regelung begrüßt, begleitet werden dürfen sie von höchsten zwei Personen. Alle anderen Klassen starten gestaffelt ins neue Schuljahr. Ähnliche Regelungen gibt es auch anderswo: An der Leonberger Gerhart-Hauptmann-Realschule geht der Unterricht für die einzelnen Klassen jeweils zeitversetzt um 15 Minuten los.

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Immer wieder gefordert wurden in den vergangenen Wochen Luftfilter für Kitas und Schulen – in Leonberg läuft hierzu aktuell eine Petition einer Elterninitiative. In Absprache mit OB Makurath hat man sich in Ditzingen gegen die Luftfilter entschieden und stattdessen CO2-Ampeln installiert.

Die Stadt Weil der Stadt hat insgesamt 24 Luftreiniger sowie 60 CO2-Sensoren für Schulen und Kitas bestellt. Dank einer bereits erfolgten Lieferung im April stehen zum Schulstart insgesamt 34 Luftfilter bereit, zwölf weitere werten bis Ende September erwartet. Damit werden zunächst alle schlecht belüftbaren Räume ausgestattet. Dank einer Spende des Fördervereins der Heinrich-Steinhöwel-Schule in Höhe von mehr als 17 500 Euro können dort die Räume nahezu flächendeckend mit Luftfiltern bestückt werden.