Die Bauarbeiten gehen jetzt los. Seit vielen Jahren wird das Projekt geplant. Auch zuletzt wäre die Genehmigung fast gescheitert.

Weil der Stadt - Noch sind hier Zäune für Pferdekoppeln aufgebaut, Vögel fliegen über das Grundstück, nebenan fließt die Würm. „Es ist das beste und schönste Grundstück der Stadt“, sagt Bürgermeister Thilo Schreiber (CDU). „Es hat sich gelohnt, dieses komplexe Genehmigungsverfahren zu durchlaufen.“

 

Das ist geschafft, seit Ende Oktober liegt die Baugenehmigung vor. Jetzt können die Bauarbeiten für das neue Seniorenzentrum „Bürgerheim“ beginnen, am Mittwoch stach der Bürgermeister mit vielen Gästen den ersten Spaten in die Erde. „Es wird die größte Baustelle seit langem in Weil der Stadt “, freut sich der Rathauschef und ist spürbar erleichtert: „Ein extrem langer Weg der Planung geht damit zu Ende.“

Aus zwei Gebäuden wird das neue Altenheim bestehen, 60 stationäre Pflegeplätze in vier Wohngruppen sind vorgesehen, dazu 15 Plätze in der Tagespflege. Dazu kommen 43 Service-Wohnungen, in denen die Senioren noch selbstständig leben können.

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Eine komplizierte Planung

Die Sigmaringer „Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau“ (GSW), ein Tochterunternehmen des Sozialverbands VdK, errichtet das neue Pflegeheim und investiert insgesamt 18,2 Millionen Euro. „Wir freuen uns, dass wir damit zur wohnortnahen Versorgung älterer Menschen beitragen können“, sagt der GSW-Geschäftsführer Roy Lilienthal beim Spatenstich. Roland Sing, der baden-württembergische Landesvorsitzende des VdK, verweist auf ein Projekt in Waiblingen, das man bereits realisiert habe. „Bislang sage ich immer: Geht nach Waiblingen, dann seht ihr, wie zeitgemäßes Wohnen für Senioren geht“, berichtet Sing. „Das gilt künftig auch für Weil der Stadt.“

Für die Planer war es kompliziert, den Neubau in die Lage neben der historischen Stadtmauer zu integrieren. Jetzt sind die beiden Gebäude so ausgerichtet, dass der Zwischenraum den Blick zum Rabenturm freilässt, erklärt der Architekt Roland Haehnel vom Stuttgarter Büro „Steinhoff/Haehnel“. „Im Inneren wollten wir die Grundidee von Alten-WGs verwirklichen“, sagt er. Die Zimmer werden nicht in langen Fluren angeordnet, sondern in Form verschiedener Zonen.

Ende 2021 soll der Neubau fertig sein, dann wird die Keppler-Stiftung als Betreiberin des Pflegeheims einziehen. Die katholische Stiftung mit Sitz in Sindelfingen betreibt bislang schon das Bürgerheim auf dem Heinrichsberg, das aber nicht mehr den aktuellen Vorschriften entspricht. Eine Sanierung hätte sich nicht mehr gelohnt. „Wir freuen uns, dass wir ein zeitgemäßes Angebot hier neu gestalten können“, sagt deshalb Andreas Kuhn, der Vorstand der Keppler-Stiftung.

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Was lange währt...

Seit vielen Jahren schon ist man in Weil der Stadt auf der Suche nach einem Ersatzstandort für das Bürgerheim. Im Februar 2012 präsentierte der damalige Bürgermeister Hans-Josef Straub die Pläne eines Neubaus auf dem Gelände der Villa Haag in der Jahnstraße. Eine Bürgerinitiative protestierte daraufhin und sammelte 750 Unterschriften. Unter dem neuen Bürgermeister Thilo Schreiber beschloss der Gemeinderat im Januar 2013, die Jahnstraße aufzugeben und das Pflegeheim auf den Brühlwiesen anzusiedeln. Weil der dortige Standort unter Natur- und Landschaftsschutz steht, waren aufwenige Genehmigungsverfahren nötig.

Zuletzt hatte das Landratsamt zum Beispiel noch Bedenken, was den Lärmschutz angeht, der von der Gaststätte im katholischen Gemeindehaus ausgeht. „Daran wäre es fast gescheitert“, berichtet der Weiler Beigeordnete Jürgen Katz (Freie Wähler). Auch der Bürgermeister ist froh, dass es jetzt trotz aller Widerstände losgeht. „Das ist jetzt unser Geschenk kurz vor Weihnachten“, sagt Thilo Schreiber.