Bei einem Infoabend stellt die katholische Kirche eine Machbarkeitsstudie für das Gemeindehaus und den Kindergarten St. Christophorus vor. Ob saniert oder neu gebaut werden soll, steht noch nicht fest. Die Meinungen gehen auseinander.

Weil der Stadt - Voll ist es im großen Saal des katholischen Gemeindehauses St. Augustinus. Die Stühle reichen nicht. Dicht an dicht stehen die Zuhörer hinten im Raum, mehr als hundert Menschen sind am Dienstagabend gekommen. Sie alle wollen wissen, wie es um das Gemeindehaus und den Kindergarten am Festplatz bestellt ist und wie es konkret weitergehen soll. Denn darüber wird in der Keplerstadt schon seit geraumer Zeit teils heftig diskutiert.

 

Wer an diesem Abend etwa auf ein ausgefeiltes Konzept oder gar eine Kostenaufstellung für einen möglichen Neubau gehofft hat, wird jedoch enttäuscht. „Wir werden Ihnen keine ausgearbeiteten Pläne vorstellen“, verkündet der Pfarrer Anton Gruber gleich zu Beginn. Stattdessen präsentiert er zusammen mit den Kirchengemeinderäten Albert Heimpel und Rüdiger Wagner die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie, die das Gremium zusammen mit der Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung im Mai dieses Jahres bei einem Stuttgarter Planungsbüro beauftragt hatte.

Wie berichtet, spielt die St.-Peter-und Paul-Gemeinde mit dem Gedanken, auf dem Linde-Areal neben der Stadtmauer ein neues Gemeindehaus zu bauen. Der Kindergarten könnte in einen Neubau ziehen, der dort gebaut werden könnte, wo derzeit noch das Gemeindehaus steht. Auch die Tagespflege der Keppler-Stiftung könnte hier Platz finden. Pfarrer Gruber spricht von der „großen Lösung“. Zwar ist das noch Zukunftsmusik, einen Zeitplan gibt es nicht. Doch das etwas passieren muss, daraus machen die Kirchenvertreter keinen Hehl. „Für beide Gebäude besteht mittelfristig grundsätzlicher Handlungsbedarf“, sagt Albert Heimpel.

Es muss etwas passieren

1949 als Kindergarten erbaut und seit den 70ern als Gemeindehaus genutzt, hat das St. Augustinus seine besten Zeiten hinter sich. Bereits 2003 habe man angesichts hoher Sanierungskosten erstmals über einen Neubau nachgedacht, so Heimpel. Trotzdem hat die Gemeinde in den vergangenen Jahren Zeit und Geld in Renovierungen gesteckt, der Jugendraum im Untergeschoss ist gerade erst fertig geworden. Doch die Feuchtigkeit hält im Gebäude Einzug. Die Gruppenräume werden nicht mehr genutzt, Chorproben und Sitzungen finden meist im Pfarrhaus statt.

Ähnlich verhält es sich auch mit dem Kindergarten, den es seit 40 Jahren gibt. Dank des engagierten Teams funktioniere der Betrieb mit dem derzeitigen Konzept zwar, so Heimpel. „Erweiterungsspielraum gibt es aber nicht. Weder räumlich noch konzeptionell“, erklärt die Kindergartenleiterin Elke Escher-Ostermeir. Auch dieses Gebäude wurde in der Vergangenheit für viel Geld saniert, die Heizungsanlage wurde ausgetauscht, Feuchtigkeitsschäden nach Wasserrohrbrüchen wurden ausgebessert. Doch es steht noch vieles mehr an, wie etwa die Sanierung der Sanitätsräume. So weit zur Ist-Situation in aller Kürze.

Es gibt viele Kritiker, die keinen Neubau wollen

Die katholische Gemeinde Weil der Stadt steht jetzt also vor der Entscheidung: neu bauen oder Geld in die Hand nehmen und die vielen Mängel am Bau sanieren? Noch ist alles offen. Die Meinungen gehen jedenfalls auseinander. Der Kirchengemeinderat denkt derzeit in Richtung Neubau. So wie auch der Weiler Ingenieur Bernhard Schädel. Er sei zwar mit dem Gemeindehaus groß geworden, Erinnerungen hingen daran. Aber: „Der Umbau steht außer Frage, alles andere hat keinen Sinn.“ Der frühere Kirchengemeinderat Franz Breitruck hält dagegen. „Ein Haus mit solch funktioneller Vielfalt, Tradition und Akzeptanz in der Öffentlichkeit kann nicht einfach zur Disposition gestellt werden“, sagt er und überreicht dem Pfarrer 467 Unterschriften von Neubau-Kritikern. „Sollte die Gemeinde entscheiden, in den Bestandsbau zu investieren“, kündigt Anton Gruber in Richtung der Kritiker an, „werde ich Sie in die Pflicht nehmen. Denn ein marodes Haus muss immer wieder gepflegt werden.“

Doch auch der Pfarrer ist nicht hundertprozentig von der „großen Lösung“ überzeugt. Alle gewünschten Gebäudefunktionen seien auf dem Gelände zwar darstellbar. Doch die schwierigen Umfeldbedingungen wie etwa der Denkmal- oder Naturschutz schränkten die Nutzung ein. Der Neubau ließe sich zwar theoretisch an besagtem Standort verwirklichen, „aber nicht optimal umsetzen“, so Gruber. Die Suche nach Alternativen geht also weiter. „Mit der Studie haben wir jetzt eine Basis geschaffen“, sagt der Pfarrer. „Die Zukunft ist aber noch offen.“