Menschen mit schmalem Geldbeutel sowie die jüngsten Bürgerinnen und Bürger stehen im Fokus bei den großen, aktuellen Bauprojekten Ditzingens. Eines ist besonders für die Stadt.

Das neue Wohnhaus in der Mühlstraße ist für Ditzingen ein besonderes. „Erstmals seit Jahrzehnten betreibt die Stadt geförderten Wohnungsbau wieder selbst“, sagt der Oberbürgermeister Michael Makurath (parteilos). Konkret bedeutet das: Der Staat beziehungsweise die L-Bank fördert es, das Gebäude zu erstellen, und dafür bleibt die Miete bezahlbar für diejenigen, die einziehen. Damit entsteht in der Großen Kreisstadt jetzt an drei Stellen geförderter Mietwohnraum. Der Rathauschef hofft, dass die Stadt künftig weitere erschwingliche Wohnungen zur Verfügung stellen kann.

 

Im November wurden auf dem städtischen Grundstück in der Mühlstraße 7 zwei Gebäude abgerissen. Dorthin kommen nun – auch zum Zwecke der Nachverdichtung – neun Wohnungen, wobei eine die Kindertagespflege für eine Kleinkindgruppe erhält. Die Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen werden 52 bis 110 Quadratmeter groß sein. Momentan erfolgen die Fundamentarbeiten – 48 Pfähle stehen –, bevor auch zeitnah die Hochbauarbeiten starten.

Ein Drittel günstiger als die ortsübliche Vergleichsmiete

Bei der Planung hat die Stadtverwaltung nach eigenen Aussagen auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz geachtet. Das Wohnhaus bekommt eine Luft-/Wärmepumpe und eine Photovoltaik-Anlage. Man habe die Baukosten senken können, sagt Robert Bencsik, der Leiter des Amts für Liegenschaften und Gebäudemanagement. Wegen der Topografie sei eine Tiefgarage aber nicht möglich. Die Stadt investiert insgesamt 2,9 Millionen Euro, bis November 2023 ist das neue Wohnhaus voraussichtlich fertig.

Die Wohnungen vermietet der Eigenbetrieb „Städtische Wohnungswirtschaft Ditzingen“. Geförderte Wohnungen kosten ein Drittel weniger als die ortsübliche Vergleichsmiete. Eine weitere Förderbedingung ist, dass dies 30 Jahre lang gilt. „Der Bau kostet die Stadt weniger, als wenn es sich nicht um geförderten Wohnungsbau handeln würde – dafür sind die späteren Mieteinnahmen geringer“, sagt der Rathaussprecher Jens Schmukal. „Nach unseren Berechnungen ist es für die Stadt in etwa ein Nullsummenspiel“, erklärt Schmukal. Wer einziehen will, braucht dafür einen Wohnberechtigungsschein.

Ditzingen soll wachsen – moderat

Der Eigenbetrieb, gegründet zum Januar 2016, vermietet mehrere Wohneinheiten im Stadtgebiet und verwaltet darüber hinaus auch die Unterkünfte für Obdachlose und die Anschlussunterbringung Geflüchteter. Jens Schmukal sagt, mit dem Projekt in der Mühlstraße könne die Stadt dem Grundsatzbeschluss „Masterplan Wohnen“ entsprechend den kommunalen Wohnungsbestand erhöhen und gleichzeitig ihrer Verantwortung Rechnung tragen, bezahlbaren Mietwohnraum zu schaffen.

Das im Februar 2019 vom Gemeinderat abgesegnete Dokument sieht vor, dass Ditzingen moderat wächst. Bis zum Jahr 2035 soll die Zahl der Einwohner um 1300 auf dann rund 26 300 steigen. Dafür sind jedes Jahr im Schnitt 66 neue Wohneinheiten erforderlich. Ein Viertel der Neubauten inklusive dem kommunalen Wohnungsneubau muss geförderter beziehungsweise bezahlbarer Wohnraum sein.

Wiedereinstieg in den sozialen Wohnungsbau

In den sozialen Wohnungsbau wieder eingestiegen ist Ditzingen mit dem Projekt in der Höfinger Straße 9. Die Baugenossenschaft Zuffenhausen baut dort 24 öffentlich geförderte Wohnungen in zwei Häusern. Dies war – auch nach Jahrzehnten – das erste Objekt, das der Gemeinderat gezielt dem sozialen Wohnungsbau zuführte. „Die Vermarktung läuft, einzelne Wohnungen sind noch frei“, sagt der Geschäftsführer Bernd Heinl. Der Einzug ist für November vorgesehen. Vor zwei Jahren stand auch fest, dass die Hälfte der geplanten 14 Wohnungen auf dem Johanneshaus-Areal an der Ecke Korntaler Straße/Knielstraße gefördert sein soll. Hier ist man laut Schmukal allerdings erst in der Planungsphase.

Für die Jüngsten wird im Stadtteil Heimerdingen die Kita Neue Straße erweitert – für 360 000 Euro. Bisher bestand die Einrichtung aus dem Gebäude der Kita und einem getrennt stehenden Haus mit zwei Wohnungen. Letzteres wird nun für den Kindergarten umgenutzt und später mit einer Kleinkindergruppe für maximal zehn unter Dreijährige belegt. Die Arbeiten werden jetzt dann ausgeschrieben. Fertig sein soll alles im nächsten Frühjahr.

Umbau, Kernsanierung und Erweiterung in Schöckingen

Deutlich teurer als Heimerdingen, aber auch als geplant – nach aktuellem Stand rund 3,8 Millionen Euro – werden Umbau, Kernsanierung und Erweiterung der Kita im kleinsten Stadtteil Schöckingen. Los ging es bereits vor einem Jahr, weshalb die Stadtverwaltung die Baumaterialien schon bestellt und weitgehend auch geliefert bekommen hat. „Wir haben Glück“, sagt Robert Plasa, Mitarbeiter der Abteilung technisches Gebäudemanagement, mit Blick auf weiter teure Baustoffe und anhaltende Lieferengpässe. Er sei „guter Dinge“, dass der Hochbau noch im Herbst fertig werde. Die Außenanlagen folgen im Frühjahr, danach kommt der Umzug ins neue Gebäude.

Vom Altbau, der in großen Teilen aus dem Jahr 1970 ist, wurden das Erdgeschoss bis auf die Bodenplatte abgebrochen und das Untergeschoss entkernt, beide Geschosse werden erweitert. Das Erdgeschoss wird in Holzbauweise errichtet. Die Kindertageseinrichtung mit dann Wärmepumpe, Photovoltaik-Anlage und Standard KfW-Effizienzgebäude-55 – der bringt eine halbe Million Euro Förderung – , hat einmal Platz für zwei Krippengruppen und drei Ü-3-Gruppen. „Der technische Standard steigt“, sagt Robert Plasa.

Alles neu in der Lehmgrube

An der Lehmgrube in der Kernstadt soll gleich eine ganz neue Kita entstehen. Die kommt statt einer vorübergehenden Containeranlage für die Kinder der Kita Korntaler Straße beim Johanneshaus, die sich verändert – und bleibt auch wegen der steigenden Nachfrage nach Kitaplätzen. Eine Machbarkeitsstudie liegt schon vor, sie beziffert die Kosten auf rund 5,2 Millionen Euro. Dieses Jahr soll ein Betreuer für das Vergabeverfahren und den Planungswettbewerb beauftragt werden und das Verfahren begonnen.