Die erste Ausstellung in diesem Jahr im Galerieverein Leonberg geht zu Ende. Vier weitere folgen, darunter mit dem derzeit größten Pop-Art-Künstler Europas.

Leonberg - Nachdem in den beiden vergangenen Jahren Ausstellungen im Galerieverein Leonberg auf Grund der Coronapandemie ausfallen mussten oder digital abliefen, sind die Verantwortlichen zu Beginn dieses Jahres guter Hoffnung gewesen. Und tatsächlich: Die erste Ausstellung in diesem Jahr konnte wieder vor Ort in der Scheune in der Zwerchstraße besucht werden, und die Führung, die zu der Ausstellung angeboten wurde, war sehr gut frequentiert.

 

Noch bis Sonntag, 6. März, besteht die Gelegenheit, sich die Arbeiten von Jonas Maria Ried anzuschauen. Er zeigt unter dem Titel „Snowgrassmountainwood“ Videoinstallationen und Skulpturen. In seinen Arbeiten setzt er tiefgründig und einfallsreich die Beziehung zwischen Mensch und Natur um.

Der größte Pop-Art-Künstler Europas stellt aus

Mit der Ausstellung, die jetzt zu Ende geht, stehen in diesem Jahr insgesamt fünf auf dem Programm, die der Galerieverein und die Stadt wie immer im Wechsel veranstalten. Das Leonberger Amt für Kultur und Sport zeichnet für die nächste Ausstellung mit Arbeiten von Moritz Götze verantwortlich – die Vernissage ist am 20. März um 11.15 Uhr. Dabei sind Malereien, Emaillearbeiten, Objekte und Grafiken des Zeitkritikers aus Halle an der Saale zu sehen. Im Galerieverein Leonberg präsentiert er auch einige seiner aktuellen Arbeiten.

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Nicht nur wegen seines comicartigen Malstils zählt Moritz Götze zu den größten Pop-Art-Künstlern Europas. Leuchtende Farben, punkig-ungelenke Figuren und Wortfetzen bevölkern seine fiktiven Räume und Sehnsuchtslandschaften. Doch der fröhlich-harmlose Schein der Werke trügt. Ganz gleich, um was für Arbeiten es sich handelt, seine Vorlagen stammen aus der Geschichte, der Kunstgeschichte oder der modernen Welt, die er mit Metaphern und ironischen Verweisen versetzt.

Um brennende Probleme seiner Zeit ins Bild zu fassen, benutzt er verpönte Kategorien wie Heldentum und Schönheit, Anmut und Forscherdrang. Denn oft treten hinter diesen drängende Themen der Gegenwart zu Tage. Dort wo scheinbar nichts mehr geht, sucht Götze nach Brüchen als Möglichkeit des Wandels. So setzt er der Scheu vor allem Fremden Pioniergeist, der Innerlichkeit Tatkraft und der Einheitlichkeit die Selbstbestimmung gegenüber.

Flächen dehnen sich in den Raum aus

Ab 29. Mai zeigt Myriam Holme „Erweiterte Malerei“. Ihre Ausstellung war bereits für das vergangene Jahr im Galerieverein geplant, wurde aber aufgrund der Pandemie verschoben. Holme bricht mit ihrer „erweiterten Malerei“ eingeengte Bildformate auf. Gebogene und gekrümmte Flächen dehnen sich in den Raum aus und entwickeln sich zu Installationen und skulpturalen Formen. Die Künstlerin entlockt Materialien wie Aluminium, Seife, Beize und Tusche malerische Qualitäten, indem sie beispielsweise Stoffe föhnt, biegt und an entsprechender Stelle Druck ausübt.

Holmes Kunst verortet sich im Experimentellen. In ihrer raumgreifenden Materialmalerei, umgeben von den optischen und haptischen Reizen der unterschiedlichen Materialien – darunter schimmerndes Schlagmetall, funkelndes Glas oder spiegelndes Aluminium – werden die Betrachter und Betrachterinnen Teil einer begehbaren Malerei.

Glotzer mit einem menschlichen Ausdruck

Die Glotzer sind das Markenzeichen des Baselitz-Meisterschülers und Ernst-Barlach-Preisträgers Paul Revellio. Mit ihren intensiv leuchtenden bunten Farben verbreiten seine Gesichtspiktogramme zunächst eine positive Grundstimmung. In ihrer geometrischen Abstraktheit entbehren sie nicht eines menschlichen Ausdrucks.

Immer beziehen sich Revellios Bildthemen auf das reale Leben. Sekttrinker, Spaghetti-Esser, Narren und Badende: Seine Werke geben figürliche Szenen des Alltags wider. Neben der Malerei gehört die Lithografie zu seinen künstlerischen Ausdrucksmitteln. Deshalb ist es geplant, im Kabinett des Galerievereins während der Ausstellung eine historische Lithopresse aufzubauen, an der der Druck einer Lithografie demonstriert und erläutert werden kann.

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Zum Abschluss des Ausstellungsjahres sind im Galerieverein Arbeiten des Altmeisters Karl Manfred Rennertz zu sehen. „Er war einer der ersten Bildhauer, der mit der Kettensäge gearbeitet hat“, sagt die Vorsitzende des Galerievereins, Eva Ott. Der Ausgangspunkt für Rennertz‘ skulpturale Bildwerke ist das massive, industriell unverarbeitete volle Stammholz.

Feuer setzt farbige Akzente

Mit Axt und Kettensäge entstehen bei ihm Gebilde von archaischer Kraft, wuchtige Holzplastiken mit markanten Formen und einer urtümlichen Formensprache, deren Oberfläche er anschließend farbig akzentuiert oder durch das Feuer eines Schweißbrenners schwärzt – dadurch entsteht eine rußige, samtige Haut. Durch seine Eltern, die eine Töpferei hatten, ist der Künstler auch mit Ton in Berührung gekommen. Daneben arbeitet Rennertz mit Beton, Gips, Bronze und Eisen. Und schließlich erschafft er Wandbilder von einer dreidimensionalen Wucht. Die Vernissage steht am 13. November, um 11.15 Uhr auf dem Programm.