In den Geschäften bereitet man sich auf schwierige Zeiten vor.

Altkreis - Im Laden und in der Schneiderei des Leonberger Herrenausstatters Wibbel herrscht reger Betrieb. Fast das ganze 16-köpfige Team des Familienbetriebs ist da, nur die Kunden fehlen. „Wir haben uns schweren Herzens entschieden, vorerst zu schließen“, sagt Wolfgang Schmidt. Der Grund: „Wir arbeiten direkt am Kunden, wenn wir Maß nehmen“.

 

Für den Seniorchef, der mit seinem Sohn Marc das weit über die Stadtgrenzen hinaus beliebte Modehaus leitet, ist die Arbeit damit nicht zu Ende. „Bei uns liegen rund 300 verkaufte Anzüge für Hochzeiten und Konfirmationen.“ Das Wibbel-Team ruft jetzt alle Kunden an: Die Waren sollen zugeschickt werden.

Nicht versandt werden kann die neue Frühjahrs- und Sommerkollektion, die gerade im Geschäft angekommen ist. „Wir machen das Beste draus“, sagt Schmidt. „Doch wie es weitergeht, weiß ich nicht.“

Auch Joachim Heller setzt auf den Postweg. „Für unsere Kunden sind wir natürlich jederzeit telefonisch und per Mail erreichbar“, sagt der Chef des Fachgeschäftes für Wohnkultur Ziegler. Zwar hatte das Team in der Leonberger Altstadt in den vergangenen Tagen gut zu tun. „Doch das abrupte Ende ist natürlich ein wirtschaftliches Fiasko.“

Nicht nur der Verkauf bereitet Heller Sorgen: „Wir mussten unsere Weinproben und Frühstücke absagen – eine wichtige Einnahmequelle.“ Ob es den beliebten Altstadtgarten im Sommer geben wird, lässt der Vorsitzende der Werbegemeinschaft „Faszination Altstadt“ noch offen. „Wenn es irgendwie geht, wollen wir natürlich möglichst viel machen.“

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Das Leo-Center hatte am Dienstag noch geöffnet, doch Centermanager Klaus-Peter Regler rechnet damit, dass entsprechend der Verordnung des Landes einige Geschäfte, etwa Modeläden, schließen müssen. Die Friseure sind davon nicht betroffen, doch die Kundschaft ist verunsichert. „Seit Samstag werden zahlreiche Termine abgesagt“, berichtet Melanie Bouroutzis von Melis Haarstudio in Leonberg. „Das wird nicht besser.“

Birgit Gaubisch vom gleichnamigen Modegeschäft in Renningen merkt schon seit einigen Wochen, dass es ruhiger zugeht. „Auf der einen Seite gibt es die Hamsterkäufe, auf der anderen ist nichts los.“ Auch Kollegen, so sagt sie, haben erzählt, dass der Februar verhaltener war.

Ganz anders bei „Kauffmann Spielen und Schenken“ in Renningen. „In letzter Zeit war sogar deutlich mehr los“, sagt die Geschäftsführerin Annegret Skubski. „Die Leute decken sich mit Unterhaltung ein, solange es noch geht. Viele müssen ihre Kinder jetzt eine Weile beschäftigen.“

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Wie es weitergeht, ist am Dienstag unklar. „Die Informationen kommen immer erst sehr kurzfristig, da ist es schwer, sich vorzubereiten“, sagt Annegret Skubski. Die Verunsicherung spürt Birgit Gaubisch auch bei den Kunden: „Manche wissen gar nicht, ob sie noch in die Läden dürfen.“

Birgit Gaubisch geht davon aus, dass ihr Geschäft offen bleibt, „denn wir sind gleichzeitig ein Paketshop, und die Post darf ja öffnen“. Ob das auch Auswirkungen auf den Verkauf hat, weiß sie nicht. „Ich habe zwar keinen Onlineshop, aber die Kunden können über Telefon und E-Mail bestellen, wir bringen die Sachen vor die Haustür.“ Auch im Spielwarenhandel Kauffmann bleibt man über Telefon und E-Mail noch weiter erreichbar.

Birgit Gaubisch will sich in jedem Fall informieren, wie es sich mit den staatlichen Hilfen verhält. „Jeder hat jetzt die Frühjahrsware bekommen. Und die müssen wir so oder so bezahlen.“

Unklar war am Dienstag auch die Lage in der Gastronomie. Zwar hatte die Bundesregierung angekündigt, dass Restaurants nur bis 18 Uhr öffnen dürfen. Der Beschluss ist aber noch nicht in Kraft. Die meisten haben am Abend noch auf.