Die Amateurfußballer verabschieden sich nach der kurzfristig getroffenen Verbandsentscheidung vorzeitig in die Winterpause. Am Sonntag rudert das Sozialministerium zumindest teilweise zurück, das könnte Folgen haben.

Leonberg - Nachrichten zur Tagesschau-Zeit sind oft keine guten. So geschah das auch am Freitagabend. Da flatterte den Fußballvereinen in Württemberg und Baden die Meldung ins Postfach, dass mit sofortiger Wirkung alle Spiele bis zum Jahresende abgesetzt und ins neue Jahr verlegt werden. Winterpause – aus, Ende. Die Begründung des Verbandes: „Die Entscheidung war erforderlich, nachdem die Landesregierung bis zum Abend weder eine neue Corona-Verordnung noch eine Corona-Verordnung Sport verkündet hat. Zu erwarten ist jedoch, dass jedenfalls eine Kabinennutzung ab morgen nur noch unter 2-G-Plus-Voraussetzungen möglich sein wird, möglicherweise gilt dies zudem auch für die Sportausübung. Vor dem Hintergrund dieser Rechtsunsicherheit und ganz kurzfristig zu erwartender Verschärfungen, ist eine Fortsetzung des Spielbetriebs nicht zu vertreten.“

 

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Die Verordnung von Freitag besagt: In der derzeitigen Alarmstufe II gilt seit Samstag in geschlossenen Räumen generell die 2-G-plus-Regel – also nicht nur wie bisher schon für Zuschauer, sondern nun auch für Sportlerinnen und Sportler sowie das Funktionärspersonal. Das bedeutet in Indoorsportarten: Jeder, der in der Halle weilt, muss zusätzlich zu Impf- oder Genesungsnachweis tagesaktuell negativ getestet sein. Für Sport im Freien bleibt es dagegen bei 2 G, aber eben wirklich nur draußen. In dieser Verordnung waren nur Geboosterte von der Testpflicht ausgenommen.

Viel Arbeit für die Vereine

Der Ärger über diese kurzfristige Entscheidung des Württembergischen Fußballverbandes (WFV) keine 24 Stunden vor Anpfiff der Samstagspiele ist groß. „Es ist unfassbar“, sagt der Abteilungsleiter des TSV Heimerdingen, Uwe Sippel. „Die haben noch nie ein Heimspiel organisiert. Das Stadionheft ist gemacht, es wird nach Personal geschaut, damit alles läuft, die Kontrollen werden organisiert und vieles mehr. Es ist unvorstellbar, wie mit dem Ehrenamt umgegangen wird.“

Schon den ganzen Tag über hatte es ein reges Hin und Her zwischen den Heimerdinger Verantwortlichen und dem VfL Pfullingen, wo der TSV am Samstag hätte antreten sollen, gegeben. 2 G oder 2-G-plus für die Spieler, Zuschauer ja oder nein? Als schließlich alles geklärt war, kam das Aus am Abend. Das hätte nach Meinung von Uwe Sippel auch anders laufen können: „In Südbaden haben sie doch auch schon am Montag von der Verbandsliga abwärts alles abgesagt. Wenn wir in der Verbandsliga bei uns erst den 18. Spieltag gehabt hätten, hätte ich ja noch verstanden, so lange wie möglich zu warten. Aber wir haben doch, was alle wollten. 19 Spieltage sind rum. Selbst wenn jetzt abgebrochen werden würde, haben wir auf jeden Fall eine Wertung.“

Unglücklicher Zeitpunkt der Absage

Das Argument mit dem südbadischen Verband will Ingo Ernst nicht ganz gelten lassen. „Die spielen da im tiefsten Schwarzwald. Da geht auf den Plätzen sowieso nicht mehr viel“, sagt der Vorsitzende des Fußballbezirks Enz-Murr. Er räumt ein: „Auch ich war über den Zeitpunkt der Absage ein bisschen unglücklich.“ Dennoch habe der Verband versucht, seiner Verantwortung gerecht zu werden.

Weitermachen oder unterbrechen? Die Meinungen gehen auseinander. In einer Konferenz mit dem Verbandsspielausschuss hatte sich Ende November die Mehrheit der 16 Bezirksvorsitzenden für das Weiter entschieden. Bei einer Umfrage im Bezirk Enz-Murr, so Ernst, seien knapp über 50 Prozent für das Weitermachen gewesen, 46,5 Prozent dagegen. Als er von der Entscheidung im südbadischen Verband erfuhr, habe er noch am Montag an den WFV geschrieben. Der Tenor: hört auf.

Ihren Bus für die Fahrt zum Auswärtsspiel nach Wangen mussten die Verantwortlichen des Verbandsligisten SKV Rutesheim stornieren. Um 9.30 Uhr am Samstag hätte es losgehen sollen. „Das war doch alles ziemlich kurzfristig“, sagt der Trainer Marcel Pfeffer. „Die Vereine bereiten alles vor, versuchen, alle Vorgaben zu erfüllen, und dann kommt so eine Ansage.“ Dass die gesamte Situation überaus schwierig ist, räumt er ein.

Sozialministerium rudert zurück

Jetzt aber wird sie womöglich noch schwieriger: Denn am Sonntag rudert das Sozialministerium – mutmaßlich aufgrund vieler Proteste über die Kurzfristigkeit der Entscheidung – zumindest teilweise zurück. Wörtlich heißt es in der Verordnung nun: „Wer geboostert ist oder wessen Vollimmunisierung nicht länger als sechs Monate zurück liegt, ist von der Testpflicht bei 2-G-Plus befreit.“ Wenn diese Auslegung der 2-G-Plus-Regel auch für den Sportbereich gilt, könnte sie im Fußball einen Spielbetrieb durchaus wieder attraktiv machen. Die Verantwortlichen werden in der kommenden Woche einiges zu tun haben.