Der Männergesangverein Freundschaft aus Wimsheim wird mit der angesehenen Zelter-Plakette ausgezeichnet.

Wimsheim - Wie gut, dass der Männergesangverein Freundschaft sein hundertjähriges Bestehen schon im vergangenen Jahr gefeiert hat – mit einem großen Herbstkonzert und einem Gaudi-Abend. In diesem Jahr wäre das wegen Corona so nicht möglich gewesen.

 

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Doch für einen Chor, der ununterbrochen ein Jahrhundert lang aktiv ist, gibt es noch eine besondere Ehrung: die Zelter-Plakette. Sie ist nach Carl Friedrich Zelter (1758 bis 1832) benannt, der ein vielfältiger Förderer der Chor- und Orchestermusik, Komponist und Lehrer war. Eigentlich sollte diese höchste Auszeichnung für Amateur-Chöre, die seit 1956 auf Antrag vom Bundespräsidenten vergeben wird, bereits kurz vor Ostern von Frank-Walter Steinmeier persönlich überreicht werden. Aber daraus wurde wegen der Pandemie nichts. Stattdessen stand die Verleihung nun gleich zu Beginn auf der Tagesordnung der ersten Sitzung des Gemeinderats nach der Sommerpause.

Zwar konnte der Chor mit seinen vierzig Mitgliedern auch jetzt in der Hagenschießhalle nicht live singen, aber es lief zumindest ein Band mit Bild und Ton vom letztjährigen Konzert. Zur Verleihung der Zelter-Plakette gekommen war Angelika Puritscher, die Präsidentin des Chorverbands Johannes Kepler, in dem die Chöre des Altkreises Leonberg vertreten sind. „Es gehört einiges dazu, ein hundertjähriges Bestehen feiern zu können“, sagte sie. Sie wünschte den singenden Herren gerade jetzt, mit Blick auf die eingeschränkten Möglichkeiten, die die Chöre derzeit haben, Kraft und Mut. Aber auch, dass die Freundschaft, die im Vereinsnamen steht, gelebt werden könne. Denn es gehe nicht nur um den Chorgesang, sondern auch um Geselligkeit.

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Der Landrat des Enzkreises, Bastian Rosenau, war ebenfalls zu dieser besonderen Gemeinderatssitzung gekommen. „Schließlich ist das hundertjährige Bestehen eines Chores ein ganz besonderer Anlass, auf den man stolz sein kann“, sagte er. Der Verein habe nach so langer Zeit eine wechselhafte Geschichte hinter sich, aber die Musik selbst kenne ja auch Höhen und Tiefen. Der Wimsheimer Männerchor sei eine wertvolle Rarität, denn nur 15 Prozent aller Chöre seien noch reine Männerchöre. „Singen ist heute überwiegend Frauensache“, sagte der Landrat. Männerchöre hätten es schwer, Nachwuchs zu finden. Doch der Wimsheimer Verein sei ein wahres Multitalent, denn die Mitglieder spielten auch Theater und könnten leckere Maultaschen herstellen, die sie beim Straßenfest in Wimsheim verkaufen, wie er aus eigener Erfahrung wisse. „Sie sind die klingende Visitenkarte von Wimsheim“, rief er den Sängern zu.

Der Vereinsvorsitzende Joachim Kurz bedankte sich dafür, dass sein Chor in einer Gemeinderatssitzung gewürdigt wird. Es passe aber auch, weil es die Bürger seien, die den Verein mittragen. „Beim Blick in die Zukunft sehe ich auch Wolken am Himmel“, sagte Joachim Kurz. „Nicht nur wegen Corona, aber auch.“ Dass der Männergesangverein Freundschaft auch Spaß an moderner Musik hat, machte er zum Abschluss mit dem Song „Halleluja“ des bekannten Songwriters Leonhard Cohen deutlich.