Die Turnerinnen des TSV Schafhausen qualifizieren sich erstmals im Kür-Wettbewerb für das Landesfinale.

Weil der Stadt - Am Ende stand beim Mannschafts-Bezirksfinale in Donzdorf für die Turnerinnen des TSV Schafhausen ein vierter Platz zu Buche und damit die Qualifikation für das Landesfinale. „Wir haben unsere Übungen sehr souverän durchturnen können und mussten nur einen kleinen Patzer am Stufenbarren in Kauf nehmen”, sagt die Abteilungsleiterin Katrin Heinz über den Wettkampf. Selbst am Schwebebalken, mit dem ihre Schützlinge im Gaufinale in Gerlingen noch Probleme hatten, machten sie nun eine gute Figur und bekamen mit 33,70 Punkten sogar die zweithöchste Wertung in der Leistungsklasse II.

 

Die Qualifikation für das Landesfinale des Schwäbischen Turnerbundes ist eine kleine Überraschung. Schließlich treten die Turnerinnen in der offenen Klasse (C-Jugend aufwärts) nicht wie bislang im Pflichtwettkampf an, sondern erstmals in der Kür. „Deshalb konnten wir auch nicht einschätzen, wo wir stehen”, sagt Heinz und meint vor allem das Bodenturnen. „Mit eigener Musik und Choreographie zu turnen, das ist für die Mädels eine völlig neue Situation.” Dennoch hatten sich die von Christine Gelo trainierten Kaya Schnellbacher, Laura Krauss, Lisa Englert und Dilara Topuz beim Gaufinale in der Gerlinger Brückentorhalle den dritten Platz gesichert. Und das trotz eines Handicaps – weil Johanna Wehl krankheitsbedingt nicht antreten konnte, ging es mit nur einem Streichergebnis in den entscheidenden Wettkampf.

Drei Trainingseinheiten pro Woche

Der Wechsel von der Pflicht zur Kür spricht für das neue Selbstbewusstsein der Turnerinnen. Denn auch wenn man sich bei diesem Wettbewerb nicht mehr durch „die vorgegebenen Elemente quälen muss”, so ist er nicht ohne. Das zeigt sich nicht zuletzt am Trainingspensum: Die Wettkampfgruppe steht laut Heinz bis zu drei Mal pro Woche in der Halle auf der Matte. Dennoch spricht vieles dafür, dass die Turnerinnen dabei bleiben. „Im kommenden Jahr dürften wir ohnehin nicht in der Pflicht turnen, weil man nicht gleich wieder zurück wechseln darf. Aber die Mädels sind sehr begeistert von der Kür”, erzählt die 37-Jährige.

Schon in der offenen Klasse der Pflichtstufen hatten sich die Turnerinnen einen guten Ruf erarbeitet. 2016 und auch in den Jahren zuvor ging es sowohl im Mannschafts- als auch im Einzelwettbewerb ins Landesfinale – was letzteres angeht, sprangen 2015 sogar ein dritter und ein fünfter Platz heraus. Im kommenden Juni wird Schafhausen das Einzellandesfinale im Pflichtbereich ausrichten – die Turnerinnen aus der Wettkampfgruppe dürfen zwar nicht mitmachen, dafür aber Abteilungsleiterin Heinz, die auch deshalb – anders als 2016 – auf ihre Teilnahme im Mannschaftswettbewerb verzichtet hatte.

Oft hängt es an Kleinigkeiten

Es sind Erfolge, die auf die gute Nachwuchsförderung zurückgehen. Der TSV sahnt regelmäßig bei Gaukinderturnfesten ab – 2015 gab es im Einzelfinale gleich drei erste Plätze. Großen Anteil daran haben nicht zuletzt Margret und Peter Apitz, sie haben die Turnabteilung aufgebaut und geprägt. Margret Apitz, die früher auch Bezirkskinderturnwartin war, trainiert heute noch eine Seniorengruppe, und ihr Mann Peter schauen regelmäßig dem Nachwuchs über die Schulter. „Im Turnen ist es oft so, dass es an Kleinigkeiten hängt, und manchmal gibt er einen Tipp, und dann läuft’s”, berichtet sie.

Das Ehepaar verschrieb sich auch der Devise, die bis heute am Stubenberg gilt: Breitensport und Wettkampfsport gehen Hand in Hand. „Deswegen hat unsere Abteilung schon immer hohen Zulauf gehabt”, sagt Heinz, die sogar meint, dass es im Ort kaum ein Kind gibt, das nicht geturnt hat. Auch sie kam einst über die Mutter-Kind-Gruppe dazu. „Wir haben viele, die bis zur vierten Klasse in der Festhalle turnen, und danach geht es in der Stubenberghalle weiter”, sagt sie über die zweitgrößte TSV-Abteilung. Auch wechselten nicht wenige von anderen Vereinen nach Schafhausen, weil dort das Turnen nach der Grundschule ende. Ausbaufähig ist aber der Männerbereich, da gibt es derzeit keine Wettkampfgruppe, weil ein Übungsleiter fehlt.

Ziel ist ein konstanter Wettkampf

Am 25. November geht es für die Schafhausener Turnerinnen also ins Landesfinale nach Esslingen-Berkheim, und Katrin Heinz denkt wie auch schon bei den ersten beiden Qualifikationsrunden nicht daran, eine Platzierung auszugeben – schließlich ist sie mit dieser Taktik gut gefahren. „Unser Ziel wird es sein, so gut wie möglich mitzuhalten in dem hochrangig besetzten Starterfeld und einen konstanten Wettkampf zu zeigen”, betont die Frau, die weiß, dass eine feste Zielsetzung auch schon mal hinderlich sein kann.

Und nach der Premierensaison in der Kür soll schon bald die nächste Premiere folgen: Der Einstieg in die Kreisliga im nächsten Herbst. „Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass die Mädels Lust dazu haben”, meint Heinz. Ehrgeizig genug seien sie allemal.

Zwei Wettkampfarten

Pflicht
Beim Pflicht-Wettbewerb müssen die Turner verschiedene, vom Kampfgericht festgelegte Übungen in den vier Disziplinen Sprung, Stufenbarren, Schwebebalken und Boden turnen. Weil alle das gleiche Programm haben, gibt es nur eine Note für die Ausführung.

Kür Bei der Kür dürfen die Turner selbst entscheiden, was sie zeigen und haben damit die Möglichkeit, die Übungen ihrem individuellen Können anzupassen. Sie stellen ihr Programm nach dem „Code de Pointage“ zusammen – darin sind die internationalen Wertungsvorschriften im Kunstturnen aufgelistet. Bei der Kür setzt sich die Note aus zwei Teilen zusammen: eine für die Ausführung und eine für den Schwierigkeitsgrad.