Weil das Granulat verklebt und verklumpt und die Verletzungsgefahr zu groß ist, hat der Württembergische Fußballverband den Platz des SV Leonberg/Eltingen bis auf weiteres gesperrt.

Seit Mittwoch ist es amtlich: Auf dem Kunstrasenplatz des SV Leonberg/Eltingen dürfen ab sofort keine Meisterschafts-, Pokal- oder Freundschaftsspiele ausgetragen werden. Das hat der Württembergische Fußballverband (WFV) verfügt.

 

Verklumptes Granulat kaum vom Schuh zu bekommen

Seit der Hitze im Sommer verklumpt das Granulat. Es klebt teilweise zentimeterhoch an den Sohlen der Fußballschuhe und ist anschließend kaum noch abzubekommen, ohne den Schuh kaputt zu machen. In dem WFV-Schreiben heißt es: „Der Veranstalter der Wettbewerbe, der Fußballverband, ist aufgefordert und verpflichtet, die Wettbewerbsstätten seinen Vereinen auf zumutbarem Niveau anzubieten. Insbesondere ist eine der Voraussetzungen, dass die Spiele in etwa auf gleichen Spielflächen, gegebenenfalls auch auf Kunstrasenflächen in ordnungsgemäßem Zustand durchgeführt werden. Eine Verletzungsgefahr für die Spieler ist soweit als möglich auszuschließen.“

Bereits am vergangenen Wochenende hatte der Schiedsrichter die B-Liga-Partie Enosis Leonberg – SV Friolzheim abgebrochen. Auch das Heimspiel des SV Pattonville II konnte nicht zu Ende geführt werden. Im Bezirk Enz-Murr wurden neben dem Leonberger Platz auch die Kunstrasen des SVP und des VfB Tamm gesperrt.

Die Sperrungen kommen zur Unzeit. In den Wintermonaten werden Spiele und Training auf Rasen kaum noch möglich sein, ohne diese Plätze dauerhaft zu schädigen. Beim SV Leonberg/Eltingen ist man bemüht, den Platz zeitnah zu reparieren. Das verklumpte Granulat müsse abgesaugt und vom Sand getrennt werden, um anschließend neues Granulat oder, wenn möglich, anderes Material wie Kork oder Holzchips wieder einzubringen.

Das, sagt das für Technik und Liegenschaften verantwortliche Vorstandsmitglied Matthias Groß, koste rund 30 000 Euro. Eine Summe, die im Haushalt des Vereins nicht eingeplant ist. „Wir haben aktuell das Geld nicht und arbeiten an einer Lösung“, sagt der SV-Geschäftsführer Tobias Müller, „aber das muss dann auch eine nachhaltige sein, damit wir Ruhe haben in den nächsten Jahren.“ Bei der Lösung des Problems hofft er zudem auf die Hilfe der Stadt. Schließlich würde im Sommer auch Schulsport auf dem Kunstrasen stattfinden. Seine Hoffnung darüber hinaus: es möge sehr schnell sehr kalt werden. „Das Granulat verklebt erst ab 20 Grad. Als es vor ein paar Wochen kühler war, hatten wir gar keine Schwierigkeiten.“

Große Aktion beim TSV Münchingen

Auch beim TSV Münchingen kennt man das Problem. Dort ist es bereits vor zwei Jahren aufgetreten. „Es lag daran, dass minderwertiges Granulat verwendet wurde“, sagt der damalige Abteilungsleiter und derzeitige stellvertretende Bezirksvorsitzende, Michael Heck. Versuche des Gartenbauunternehmens, das Granulat mit einer Kehrmaschine herauszuholen, scheiterten, weil auch die verklumpte.

Also machten sich rund 200 Vereinsmitglieder und Helfer mit Besen an die Arbeit. Rund zehn Tonnen kamen zusammen. „Die Gefahr dabei ist, dass auch die Halme herausgezogen werden“, sagt Heck. Die betroffenen Vereine hätten jetzt ein Riesen-Problem.

Pragmatische Lösungen für den Spielbetrieb

Im Altkreis Leonberg ist der SV-Kunstrasen bislang der einzige, der gesperrt wurde. Nach Aufforderung des Bezirksvorsitzenden Ingo Ernst haben betroffene Vereine noch bis zum 26. Oktober Zeit zu melden, wann mögliche Sanierungsmaßnahmen geplant und voraussichtlich abgeschlossen sind. Zudem haben sie sich um ein Ausweichspielfeld zu bemühen, damit der Spielbetrieb aufrecht erhalten werden kann. Flexible Lösungen mit dem Tausch des Heimrechts sind nicht ausgeschlossen. „Wir müssen dafür Sorge tragen dass der Spielbetrieb funktioniert“, sagt der Bezirksvorsitzende Ingo Ernst, „und sind daran interessiert, mit den Vereinen pragmatische Lösungen zu finden.“

In Leonberg hat sich die Platzsituation noch zusätzlich verschärft, weil auch der Hybridrasen, das zweite Spielfeld außer dem Kunstrasen mit Flutlicht, auch nur noch auf einer Hälfte bespielbar war. Ein Teil des Platzes war beim Rasenmähen beschädigt worden, als ein Traktor drüberfuhr.

Austragung des Heimspiels gesichert

Am Tag, als der WFV den Kunstrasenplatz ganz sperrte, gab es dann schließlich auch noch eine gute Nachricht. Die Ausbesserungsarbeiten am Hybridrasen konnten soweit abgeschlossen werden, dass dem Heimspiel des Bezirksligateams am kommenden Wochenende nichts mehr im Wege steht. Die zweite Mannschaft wird davor voraussichtlich im Stadion spielen.