Janna Schweigmann (19) legt nach einem Jahr in der ersten Bundesliga in Straubing eine (Schaffens-)Pause ein. Aktuell hilft sie ihrem Heimatverein TSF Ditzingen aus.

Ditzingen -

 

Janna Schweigmann hatte im Alter von 18 Jahren schon vieles erreicht, von dem andere junge Volleyballspielerinnen ihr Leben lang träumen. In der vergangenen Saison spielte sie mit Nawaro Straubing in der Bundesliga – nachdem sie erst vier Jahre zuvor ernsthaft mit dem Volleyballsport begonnen und zuvor Fußball beim TSV Heimerdingen gespielt hatte. Mit dem niederbayerischen Bundesliga-Team landete sie nach der regulären Runde auf Rang sieben und schied im März in den Playoffs gegen Allianz MTV Stuttgart aus.

Doch in diesem einen Bundesliga-Jahr hat die 1,90 Meter große Mittelblockerin auch die Schattenseiten des Profisports kennenlernen müssen. „Ich bin unglaublich oft umgeknickt, weil mein Fuß überlastet war“, erzählt die mittlerweile 19-Jährige. Eigentlich hätte ihr Körper dringend eine Pause gebraucht, doch da sie nur eine von zwei Mittelblockerinnen in Straubing war, musste sie die gesamte Saison durchspielen.

Ansätze einer Arthrose

Mit verheerenden Folgen: Im rechten Fuß hatte sie nicht nur Bänderrisse, es bildete sich sogar schon Arthrose. Zudem musste Janna Schweigmann feststellen, dass es in der Volleyball-Bundesliga nicht möglich ist, zweigleisig zu fahren. Sie hatte sich an der Technischen Hochschule Deggendorf eingeschrieben und studierte dort Elektromobilität, autonomes Fahren und Robotik. Wegen der Coronapandemie untersagte es ihr der Verein jedoch, an Präsenzvorlesungen teilzunehmen – was blieb, waren Online-Veranstaltungen. Doch auch diese konnte sie in weiten Teilen nicht verfolgen, weil bei Nawaro Straubing vormittags und nachmittags jeweils eine Trainingseinheit auf dem Programm stand. „Ich bin irgendwann nicht mehr mitgekommen und musste das Studium beenden“, erzählt die Heimerdingerin.

Auch mit Allianz MTV Stuttgart gab es Gespräche

Grundsätzlich hätte sie gerne in der Bundesliga weitergespielt, auch wenn Straubings charismatischer Trainer Benedikt Frank den Verein nach vier Jahren in Richtung Wiesbaden verließ. „Ich hätte mich aber auch auf den neuen Coach Bart-Jan Van der Mark gefreut“, versichert Janna Schweigmann. Auch mit dem deutschen Vizemeister Allianz MTV Stuttgart gab es Gespräche. „Aber auch dort hätte ich nur spielen können, wenn ich mich ganz auf Volleyball konzentriert hätte“, erläutert die 19-Jährige. Das wollte sie nicht.

Seit diesem Semester hat sie ein Studium für Online-Medien-Management an der Hochschule für Medien in Stuttgart begonnen. Zudem ist sie dabei, ihrem Körper die notwendige Regenerationszeit zu geben. „Ich gehe regelmäßig ins Fitnessstudio, um Bänder und Muskeln zu stabilisieren“, sagt Janna Schweigmann.

Mit der Mutter gemeinsam auf dem Feld

Volleyball ist in diesem Jahr nur ein Hobby für sie. Im Sommer spielte sie mit Freundinnen viel Beachvolleyball, derzeit hilft sie bei ihrem Heimatverein TSF Ditzingen in der zweiten Mannschaft aus. „Ich will dabei helfen, den Sprung in die A-Klasse zu schaffen“, erklärt sie.

Da in der ersten Mannschaft jedoch gerade große Personalnot herrscht, sprang Janna Schweigmann dort auch für zwei Spiele gegen die TG Bad Waldsee ein. Im Pokal gab es in der vergangenen Woche einen 3:1-Erfolg, in der Liga am Sonntag ein klares 3:0 (25:23, 25:18, 25:19).

Nach dem siebten Erfolg im siebten Saisonspiel gehen die TSF-Frauen als Tabellenführer in die Winterpause. Janna Schweigmann spielte dort nicht als Mittelblockerin, sondern auf Annahme-Außen. „Auf dieser Position haben mir Spielerinnen gefehlt. Außerdem kann sie so dauerhaft auf dem Spielfeld bleiben und wird nicht gegen die Libera ausgewechselt“, begründet der TSF-Trainer Lothar Benz diesen Kniff.

Netter Nebeneffekt: Im dritten Satz standen erstmals in der Oberliga Tochter und Mutter Britta auf dem Feld, die angesichts der Personalnot ebenfalls aushalf.

Einen Plan hat sie noch nicht

Was Janna Schweigmann in der kommenden Saison machen wird, weiß sie noch nicht. „Ich habe noch keinen Plan“, gibt sie offen zu. „Vielleicht gehe ich zurück in Stuttgarts zweite Mannschaft“. Erst mal will sie ein Jahr Pause machen und den Spaß am Volleyball zurückgewinnen.

Am vergangenen Mittwoch hat sie sich in der Scharrena den überraschenden 4:1-Erfolg von Allianz MTV Stuttgart im CEV-Pokalspiel gegen Busto Arsizio angesehen. „Da hat es schon wieder ein bisschen gekribbelt und Lust auf Bundesliga-Volleyball gemacht“, sagt die 19-Jährige.