Die Theatergruppe „Alledabei“ zeigt die Bearbeitung eines Märchen im Haus der Begegnung.

Leonberg - Die inklusive Theatergruppe „Alle-dabei“ der Lebenshilfe Leonberg hat es schon öfter gezeigt, dass sie es draufhat, die Zuschauer zu begeistern. Das jüngste Mal im November im voll besetzten Theatersaal der Spitalsschule. Nun tritt sie in der Familienbildungsstätte noch einmal mit ihrem aktuellen Stück „Der Gestiefelte Kater – Reloaded“ auf.

 

Wie alle Stücke der Theatergruppe ist auch dieses Stück an ein bekanntes Märchen angelehnt. Nach „Frau Holle ist auch nur ein Mann“ , „Schneewittchen 4.0“ und „Die Leonberger Stadtmusikanten“ ist es nun also der Gestiefelte Kater, der der Feder der Autorin entsprungen ist.

Die Arbeit im Vorfeld

Denn genauso entstehen die Stücke, erklärt Elisabeth Kolofon, die neben ihrer Arbeit bei der Lebenshilfe Leonberg auch die Stücke für die inklusive Theatergruppe schreibt. „Ich suche ein Märchen aus, das mir und natürlich auch den Schauspielern gefällt, und versuche anhand der Charaktere und spielerischen Vorlieben der Schauspieler und der Handlung des Märchens ein neues Stück zu entwickeln“, beschreibt sie ihre Arbeit. „Das ist gerade zu Beginn der Stückentwicklung sehr schwierig, aber irgendwann kommt dann der magische Moment und die Figuren des Stücks übernehmen die Regie und schreiben sich das Stück quasi selbst.“

Jedes Mal, sagt Elisabeth Kolofon, sei die Entstehung eines neuen Stücks eine schwere Geburt, auch für die Schauspieler, aber wenn das Baby dann auf der Welt und vor allem auf der Bühne ist, und auch bei den Zuschauern gut ankommt, dann seien die Geburtswehen bald vergessen.

Begeisterte Schauspieler. Foto: privat

Das Konzept der Theatergruppe

Warum nicht mal Shakespeare? Vor jedem neuen Stück wird in der Theatergruppe heftig diskutiert, was als nächstes auf den Spielplan kommen soll. Dass die Theatergruppe nach wie vor den Gebrüdern Grimm und Co. die Treue hält, erklärt die Theaterkoordinatorin Kolofon so: „Unsere Theatergruppe heißt ja ,Alledabei’, und genau das ist das Konzept der Gruppe. Wir wollen Stücke spielen, die jeden im Publikum ansprechen und für jeden unterhaltend sind, egal ob Erwachsener oder Kind, ob Mensch ohne Behinderung oder Mensch mit Behinderung.“ Dies gelinge mit der Mischung aus Märchen und der Beimischung von topaktuellen Themen wie etwa Gentechnik oder Brexit wunderbar. „Dass das funktioniert, zeigt uns die Reaktion der Zuschauer, denn die waren bisher immer begeistert von unseren Aufführungen“, freut sie sich.

Natürlich soll der Name der Theatergruppe „Alledabei“ auch darauf hinweisen, dass das Ensemble aus Menschen mit und ohne Behinderung besteht, denn von den insgesamt zwölf Schauspielern haben sieben Schauspieler eine Behinderung.

Im Gegensatz zu anderen inklusiven Theatergruppen, die häufig als Improvisationstheater agieren und damit auch vermeintliche Schwächen der einzelnen Schauspieler ausgleichen wollen, sei es der Leonberger Gruppe aber wichtig, dass jeder Einzelne seinen Text lernt und gleichberechtigt auf der Bühne steht. „Wir wollen nicht, dass die Leute kommen, weil auch Behinderte hier spielen, sondern weil sie gute Theaterunterhaltung bei uns erwarten dürfen“, bringt es Elisabeth Kolofon auf den Punkt.

Das Stück

Mit dem „Gestiefelten Kater“ darf nun Peter Neumann in der Hauptrolle zeigen, was in ihm steckt. Peter ist ein junger Mann mit Downsyndrom und wie für die Bühne geschaffen. Er spielt den Kater „Einstein“, einen genmanipulierten Kater mit einem IQ von 180 mit Charme und Witz und zeigt, dass die Kategorie „Behinderung“ auf der Bühne keine Rolle spielt.

Er versucht für den aus dem elterlichen Nest geflogenen Nesthocker Jerome, gespielt von Sebastian Kolofon, eine reiche Prinzessin zu gewinnen. Dass die im Exil lebende britische Königsfamilie dringend auf einen deutschen Ehemann angewiesen ist, um ihr Bleiberecht nicht zu verlieren, kommt dem Kater natürlich sehr entgegen. Und so scheint alles klar zu sein und mit einer Hochzeit allen Beteiligten geholfen zu sein.

Wenn, ja wenn da nicht die Sache mit der Liebe wäre. Denn die eigenwillige Prinzessin Rosalie, herrlich schnippisch von Martha Cseh dargestellt, hat überhaupt keine Lust, den an sie gestellten Erwartungen gerecht zu werden und macht sich lieber aus dem Staub in ein Leben in Freiheit.

Dass am Ende doch alles gut wird und, so wie es sich für ein Märchen gehört, die Liebe gewinnt, ist selbstverständlich. Selbst Kater Einstein kann sich nicht der Macht der Liebe entziehen und verfällt der kratzbürstigen Hofkatze Kitty, glaubwürdig und sehr überzeugend dargestellt von Sandra Pregitzer. Musikalisch wird das Stück untermalt von Michaela Likar (Querflöte), Hermann Münch (Gitarre) und Elisabeth Kolofon (Akkordeon).

Die Aufführung

Es ist Tradition bei der Theatergruppe „Alledabei“, dass die letzte öffentliche Aufführung eines Stückes in Kooperation mit der Familienbildungsstätte im Haus der Begegnung stattfindet. „Wir freuen uns jedes Mal ganz besonders auf diese Abschlussvorstellung“, sagt Elisabeth Kolofon. Die Atmosphäre im Haus der Begegnung sei immer ganz besonders herzlich und was könnte besser für eine Aufführung einer inklusiven Theatergruppe geeignet sein, als ein Haus der Begegnung.