In der Stadt wird die Deltavariante des Coronavirus mehrfach nachgewiesen, deshalb verlängert die Verwaltung die Frist noch bis zum 31. Juli.

Leonberg - Die Leonberger Stadtverwaltung ist konsequent und hat sich dafür entschieden, die am 30. Juni ausgelaufene Testpflicht in Kindertagesstätten vorerst bis zum 31. Juli aufrecht zu erhalten. „Die Deltavariante des Coronavirus wurde in Leonberg bereits mehrfach nachgewiesen. Neben zwei Schulen ist auch eine Kita betroffen. Abgesehen davon gehen knapp die Hälfte aller Infektionen im gesamten Landkreis Böblingen auf Leonberg zurück. Von insgesamt 60 Infizierten im Kreis leben 27 in Leonberg“, begründet Pressesprecher Sebastian Küster diesen Schritt.

 

Werde innerhalb einer Woche kein Kind positiv auf das Virus getestet, erlischt die Testpflicht. „Die Deltavariante des Coronavirus bereitet mir große Sorgen. Sie wurde bei uns schon mehrfach bestätigt. Deshalb müssen wir handeln und die Testpflicht in den Kitas aufrecht erhalten. Um die Kinder selbst sowie die Erzieherinnen und Erzieher und auch die Eltern und Großeltern vor einer Ansteckung zu schützen“, sagt Oberbürgermeister Martin Georg Cohn.

Fakt sei, so Küster weiter, dass die Coronavariante „Delta“ auch für Kinder hoch ansteckend sei. Wo in Schulen die Maskenpflicht herrsche und Abstände eingehalten werden könnten, sei das in Kitas und Krippen jedoch nicht möglich. „Dort weiter verpflichtend zu testen, ist deshalb notwendig. Und viele Eltern in Leonberg finden das Testen ohnehin richtig. Das wird der Stadtverwaltung aus den Einrichtungen bestätigt“, sagt der OB.

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Mit einem offenen Brief an den Oberbürgermeister hatten Leonberger Eltern gegen die Testpflicht in Kindertageseinrichtungen protestiert. Mit Unverständnis und auch Sorge verfolgte Jürgen Pfad, der Gesamtelternbeirat der Kitas in Leonberg, zuletzt die Teststrategie in Kitas im Landkreis Böblingen beziehungsweise jetzt auch speziell in Leonberg. „Wir vom Gesamtelternbeirat Leonberger Kitas haben im April eine Elternabfrage durchgeführt, bei Inzidenzzahlen zwischen 140 und 177, in der wir die Eltern aus Leonberg kurz vor Bekanntgabe der Testpflicht zu dem Thema Schnelltests an Kitas befragt haben.

Von den rund 2000 Eltern haben wir über 1000 Rückmeldungen bekommen, daher denke ich, dass die Ergebnisse durchaus repräsentativer sind als persönliche Meinungen von Landräten oder Oberbürgermeistern“, sagt Pfad. Demnach akzeptierten 75 Prozent generell Schnelltests – ob freiwillig oder als Pflicht ist nahezu ausgeglichen. Allerdings lehnte 60 Prozent der Befragten Pflichttests ab. Schnelltests zu Hause erfahren bei den Eltern die höchste Akzeptanz, deutlich höher als beim Kita-Personal.

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Maria Tikou lebt mit ihrer Familie seit 2015 in Leonberg. Ihre große Tochter geht seit dem dritten Lebensjahr in den Schopflochkindergarten. Bisher habe die Familie alle Regeln befolgt. „Wir sind keineswegs Querdenker oder Verschwörungstheoretiker, wir möchten nur unsere Kinder schützen.“ Deshalb habe sie ihre Tochter seit der Testpflicht auch nicht mehr in den Kindergarten geschickt. Sie werde jetzt die Rückzahlung der Gebühren seit dem April einfordern. „Und wenn die Verlängerung der Testpflicht durchgeht, möchten wir unsere Tochter abmelden und werden sie zu den Großeltern ins Ausland schicken, damit sie den Wahnsinn hier nicht mitkriegen muss.“

Auch Frank Crazzolara, dessen Sohn den Kindergarten Heuweg-Silberberg besucht, wendet sich mit einer E-Mail an den Oberbürgermeister Cohn und an die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Leonberg als Träger. „Wir sehen hier die Verhältnismäßigkeit als nicht mehr gegeben an. Nicht alle Eltern sehen die Testpflicht positiv beziehungsweise stehen hinter ihr, sondern nehmen diese lediglich als notwendiges Übel in Kauf.“ Die Alternative wäre, dass die Kinder zuhause betreut würden, was in vielen Fällen aus beruflichen Gründen nicht möglich sei. „Wie wäre es denn mit einer Testpflicht für die Belegschaft in allen Unternehmen in Leonberg? Die Reichweite wäre noch großer und man würde ein viel umfassenderes Bild bekommen“, sagt Crazzolara.

Wo entfällt die Testpflicht?

In Weil der Stadt entfällt ab sofort die Testpflicht. So auch in Rutesheim. „Die Pflicht in den Kindergärten zu testen, endet nun dank der guten Inzidenz, doch auf freiwilliger Basis führen wir die Tests weiter“, sagt Martin Killinger, der Erste Beigeordnete von Rutesheim. In sein Dezernat fallen nämlich auch die Kindergärten der Stadt. „Wir werben dafür, dass die Eltern sich auch weiterhin entscheiden, die Kinder zu testen, denn dafür gibt es viele gute Gründe“, meint er. Zudem seien die Tests in den Rutesheimer Kitas erfolgreich praktiziert worden. „Die Verwaltung wird natürlich die Entwicklung der Pandemie im Auge behalten und dem entsprechend reagieren“, sagt Killinger.