Ein neues Wohngebiet in Warmbronn, die Erweiterung des Gewerbegebietes in Gebersheim – die nun größte Fraktion beklagt den Flächenfraß und votiert dagegen.

Leonberg - Das eine ist Wiese, das andere Acker. Wohl aber nicht mehr lange. In Warmbronn soll nach vielen Jahren endlich ein Wohngebiet im Bereich „Hinter den Gärten“ umgesetzt werden. In Gebersheim ist eine Erweiterung des Gewerbegebiets Carl-Zeiss-Straße vorgesehen. Beide Projekte haben zwei Dinge gemeinsam: Zum einen soll ein neues Umlegungsverfahren angewandt werden. Zum anderen werden beide Vorhaben von den Grünen im Gemeinderat abgelehnt, die seit der Kommunalwahl die stärkste Fraktion mit acht von 32 Sitzen stellen.

 

Worum geht es in Warmbronn?

Schon seit vielen Jahren versucht die Stadt Leonberg das Gebiet „Hinter den Gärten“ zu entwickeln, vorrangig für Wohnraum. Aus dem Teilort gibt es zudem den Wunsch, dort eine Pflegeeinrichtung für Senioren anzusiedeln. Das derzeit bevorzugte Modell ist „betreutes Wohnen“. Das Gelände besteht aus Grundstücken verschiedener Eigentümer. Das bisher durch die Stadt Leonberg geübte Ankaufmodell fand nicht bei allen Eigentümern Anklang.

Deswegen wurde vom Gemeinderat jetzt ein sogenanntes gesetzliches Umlegungsverfahren angeordnet. Das ist erst der Auftakt. Im nächsten Schritt folgt eine Anhörung mit allen Beteiligten, also den Eigentümern, den Anliegern und allen anderen, deren Rechte berührt werden. Das weitere Verfahren regelt ein Umlegungsausschuss. Parallel wird die Stadt ein Bebauungsplanverfahren auf den Weg bringen, indem die Gestaltung des Areals festgelegt wird. Behandelt wird das im Planungsausschuss des Gemeinderates.

Zustimmung und Bedenken

„Endlich sind wir auf die Zielgerade eingebogen“, freut sich Christiane Hug-von Lieven, die neu für die SPD im Gemeinderat und schon seit 25 Jahren für die Warmbronner Liste im Ortschaftsrat sitzt. „Wir wollen, dass kein Warmbronner mehr seine Heimat verlassen muss, wenn er nicht mehr allein zurechtkommt.“ Die zentrale Lage sei ideal für ältere Menschen.

Für die Grünen-Fraktion sprechen zu viele Dinge gegen das Vorhaben. „Wir sehen derzeit in diesem sensiblen Gebiet keinen Bedarf“, sagt Birgit Widmaier und verweist auf verschiedene andere Wohnbauprojekte, die derzeit in Warmbronn im Entstehen sind. So seien etwa bei der Bebauung des Keim-Areals geförderte und seniorengerechte Mietwohnungen vom Gemeinderat festgelegt worden. Wenn „Hinter den Gärten“ der 25-Prozent-Anteil an bezahlbarem Wohnraum umgesetzt werden solle, müsse die Stadt Flächen zusätzlich ankaufen. Dieter Maurmaier (FDP) sieht zudem Probleme bei der Erschließung des Gebiets, hat dies vor Jahren in seiner Funktion als Verkehrsplaner auch untersucht. Die Straßen, die zum Gebiet hinführen, sind sehr eng.

Am Ende stimmten alle sieben anwesenden Grünen-Räte gegen das Vorhaben. Ein CDU-Vorstoß für einen Bauzwang innerhalb von fünf Jahren ab Inkrafttreten des Bebauungsplans wurde bei zwölf Gegenstimmen und drei Enthaltungen äußert knapp angenommen.

Worum geht es in Gebersheim?

Die Voraussetzungen in Gebersheim sind ähnlich. Das bestehende Gewerbegebiet soll entlang der Engelbergstraße/Gebersheimer Straße in Richtung Umspannwerk erweitert werden. Die landwirtschaftlich genutzten Flächen sind in Privatbesitz. Rund 80 Prozent sind bereits an die Stadt verkauft, einige Eigentümer lehnen dies weiter ab. Der Gemeinderat hat bereits ein besonderes Vorkaufsrecht beschlossen.

Landwirtschaft und Verkehr

Einen Vertreter aus Gebersheim gibt es im Gremium nicht mehr. Der Ortschaftsrat war bei zwei Gegenstimmen für die Pläne. Jörg Langer (Freie Wähler) und Wolfgang Röckle (CDU) sehen die landwirtschaftlichen Betriebe beeinträchtigt. Wolfgang Schaal (FW) und Dieter Maurmaier machen sich Sorgen um den zusätzlichen Verkehr. Die Grünen stimmten auch gegen dieses Projekt geschlossen. „Wir haben die Pläne angesichts des gestiegenen Flächenverbrauchs schon immer mit Skepsis gesehen. Gestartet wurde mit zwei Varianten, die jetzt zu einer zusammengefasst wurden und noch ein bisschen dazu“, kritisiert Birgit Widmaier. „Wir müssen sparsam umgehen mit unseren Flächen und lieber innerstädtisch bauen.“ Achtmal Nein und drei Enthaltungen gab es am Ende. Ein Bauzwang nach fünf Jahren wurde auf Vorschlag der CDU bei zwölfmal Nein und drei Enthaltungen mit nur einer Stimme Mehrheit beschlossen.