Brigitte Koch-Savel verabschiedet sich als Schulleiterin der Leonberger Mörike-Grundschule erst in ein Sabbatjahr, dann geht sie in den (Un-)Ruhestand.

Leonberg - Seit dem Jahr 2008 leitete sie die Leonberger Mörikeschule. Anfang der Sommerferien hat sich Brigitte Koch-Savel von „ihren“ Kindern und dem Lehrer-Kollegium verabschiedet. So gut es eben in Corona-Zeiten machbar war. Die große Feier musste ausfallen. In den offiziellen Ruhestand wird die 62-Jährige aber erst nach ihrem Sabbatjahr gehen – für diesen „Vorruhestand“ hatte sie die letzten vier Jahre für ein geringeres Gehalt voll gearbeitet und sich damit ein „Zeitkonto“ angespart. Das Ruder in der Grundschule übernimmt ihre bisherige Stellvertreterin Ebru Gelec.

 

„Am letzten Schultag war ich ehrlich gesagt froh, dass es vorbei ist“, sagt Koch-Savel. Die Zeit ab dem März 2020, als die Pandemie den Schulalltag bestimmte, sei sehr energieraubend gewesen. Alle Veranstaltungen, die das Schulleben bereichern, mussten ausfallen, es gab nur noch den reinen Unterricht, und dazu noch online. Ständig kamen neue Verordnungen. „In der Regel am Sonntagnachmittag, am Montag sind sie dann umzusetzen. Das ist eine große Herausforderung. Darum beneide ich die Kollegen nicht mehr“, erklärt sie.

Die Karriere als Schulleiterin hat sich so ergeben

In der Zwischenzeit schaute sie wieder mal in ihrer ehemaligen Schule vorbei. „Und ich merke, dass mir die Kollegen und die Kinder fehlen“, sagt sie mit ein wenig Wehmut in der Stimme. Denn Brigitte Koch-Savel war mit großer Begeisterung Lehrerin, und auch Schulleiterin. „Ich bin gerne mit Kindern zusammen, habe früher die Volleyball-Jugend beim MTV Stuttgart trainiert, und in der Grundschule haben sie ein tolles Alter, da sind sie richtig begeisterungsfähig.“ Eine Karriere als Schulleiterin strebte sie allerdings nie an. „Das hat sich so ergeben.“

Studiert hatte Brigitte Koch-Savel Sport und Germanistik an der Pädagogischen Hochschule in Esslingen. Nach ihren beruflichen Anfängen in Zuffenhausen und an der Leonberger Schellingschule hatte das Schulamt Sindelfingen (heute Böblingen) bei ihr angeklopft und ihr die Schulleiterstelle in ihrem Heimatort Gebersheim, die bald neu besetzt werden sollte, ans Herz gelegt. „Das wäre mein Traum gewesen.“ Um Erfahrung zu sammeln, bewarb sie sich erst einmal für die Stelle als Konrektorin der Mörikeschule in Leonberg und fing dort 1997 an. Als ihr bewusst wurde, dass sie mehr räumliche Distanz zur Arbeitsstelle wünschte, nahm sie ihre Bewerbung in Gebersheim wieder zurück und konzentrierte sich weiter auf ihre Aufgaben in der Mörikeschule.

Kindern einen reibungslosen Schulstart ermöglichen

Hier war sie unter anderem als Kooperationslehrerin tätig und sorgte dafür, dass Kinder von Tageseinrichtungen einen reibungslosen Schulstart in die erste Klasse bekommen. Daraus wurde beim Schulamt die Stelle „frühkindliche Bildung“ geschaffen, wofür Koch-Savel einen Tag pro Woche „freigestellt“ wurde. „Ich habe damals Unterlagen erstellt, die heute noch gültig sind.“

In der Mörikeschule wurde 2008 die langjährige Schulleiterin Ursula Grupp in den Ruhestand verabschiedet. Brigitte Koch-Savel bewarb sich – da sie sich nicht vorstellen konnte, dass die Mitbewerberin in die Schule passen könnte – und sie bekam die Stelle. „Das hat sich auch daraus ergeben, da ich ohnehin schon immer gerne organisatorische Dinge übernommen habe“, sagt die Gebersheimerin, die eigentlich nicht gerne im Mittelpunkt steht, aber umso lieber mit anpackt.

Ein Angebot für begabte und hochbegabte Grundschüler

In dieser Zeit machte sich die Schulleiterin für die Hector-Kinderakademie stark, übernahm mit einer Kollegin der Schellingschule die Geschäftsleitung. Das Programm richtet sich an besonders begabte und hochbegabte Grundschüler und umfasst unter anderem Themen aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Im letzten Jahr gab Brigitte Koch-Savel die Geschäftsleitung ab, ist jetzt aber wieder mit eingestiegen und kümmert sich im Hintergrund um die Verwaltung.

Auch die Einführung der Ganztagsschule inklusive eines Mensa-Baus fällt in ihre „Amtszeit“ als Schulleiterin. Im vergangenen Schuljahr wurde die Mörikeschule vom Kultusministerium als eine von mehreren Stützpunktschulen in Baden-Württemberg ausgewählt, um im Regierungspräsidiumsbereich Stuttgart anderen Bildungseinrichtungen, die ebenfalls den Weg der Ganztagsschule einschlagen möchten, beratend zur Seite zu stehen. „Das ist eine große Auszeichnung“, sagt Koch-Savel.

Erlebnisse mit Kindern bleiben in Erinnerung

Auf die Frage, was ihr am meisten an ihrem Beruf gefallen hat und was ihr in guter Erinnerung bleiben wird, kommt die Antwort spontan: „Die Erlebnisse mit den Kindern, als ich noch selbst in Vollzeit unterrichtet habe.“ Das gemeinsame Singen mit den Kindern. „Ich habe gerne Musik unterrichtet.“ Der Besuch einer szenischen Aufführung der Zauberflöte in der Musikhochschule Stuttgart, als das „Problemkind“ in ihrer Klasse nicht mehr aus dem Staunen kam. Positiv bewertet sie die Weiterentwicklung des Unterrichts in Bezug auf Methodik und Didaktik. „Die Kinder stehen mehr im Vordergrund als früher.“

Ihre ruhige Zeit genießt Brigitte Koch-Savel erst einmal. „Ich meide es noch, feste Termine zu machen.“ Ideen, was sie in ihrem (Un)Ruhestand machen will, hat sie einige. So ist sie schon lange ehrenamtlich in Gebersheim aktiv, spielt Tennis, musiziert gerne, liebt die Kultur, engagiert sich weiterhin für die Hector-Akademie. „Ich glaube nicht, dass es mir langweilig werden wird“, sagt sie.