Die ersten 100 Tage als Präsidentin der SpVgg Renningen sind für Silke Bächtle durch digitale Kontakte geprägt.

Renningen - Verzicht und Absagen sind stete Begleiter für Silke Bächtle in ihren ersten 100 Tagen im Amt als neue Vorsitzende der SpVgg Renningen gewesen. „Bei normalem Spielbetrieb wäre sicherlich mehr zu tun gewesen“, ist sich die 51-Jährige sicher, die Ende September auf der Delegiertenversammlung des Vereins zur neuen Chefin des achtköpfigen Präsidiums gewählt worden ist.

 

Eine Klausurtagung Anfang November, bei der die Aufgaben im neuen Führungsgremium vorgestellt und verteilt wurden, konnte gerade noch vor dem zweiten Lockdown als Präsenzveranstaltung abgehalten werden. Doch die monatlichen Vorstandssitzungen fanden ebenso per Videokonferenz statt wie das erste Treffen des Hauptausschusses, bei dem neben den Präsidiumsmitgliedern auch noch die Abteilungsleiter und vier Mitgliedervertreter dabei waren. „Der persönliche Kontakt fehlt aber sehr und ist einfach nicht zu ersetzen“, sagt Silke Bächtle.

Persönlicher Kontakt fehlt

Die Coronapandemie und die damit verbundenen Einschränkungen führten dazu, dass nicht nur der noch auf der Delegiertenversammlung angekündigte Adventsnachmittag ausfallen musste, sondern auch – einen Tag vorher – die Besuche bei den älteren und kranken SpVgg-Mitgliedern, die traditionell am dritten Adventssonntag stattgefunden hatten. „Gerade für sie wäre der persönliche Kontakt ganz besonders wichtig gewesen“, bedauert Silke Bächtle.

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Auch wenn alle Abteilungen ihren Mitgliedern Online-Angebote gemacht haben, hofft die neue Präsidentin, dass vor allem für die Kinder bald wieder reale Sportangebote möglich sind. „Bewegung im Freien und Kontaktpflege sind für Kinder elementar“, erklärt Silke Bächtle, die zwar erst seit gut vier Monaten offiziell neue Vereinsvorsitzende ist, faktisch aber schon seit dem Tod ihrer Vorgängerin Els Clausen Leitungsfunktionen übernommen hatte. „Wenn sich niemand bereit erklärt hätte, gäbe es die SpVgg Renningen gar nicht mehr“, stellt sie klar.

Zweimaliger Landesligaaufstieg

Vor Verantwortung hat sich die 51-Jährige noch nie gedrückt. 1994 verschlug sie die Liebe nach Renningen. Obwohl sie noch in Wiesbaden studierte, spielte sie unter ihrem Geburtsnamen Meißnest bei der SpVgg Handball und feierte mit dem Frauenteam zwei Aufstiege in die Landesliga. „Zwei Abstiege habe ich aber auch mitgemacht“, erklärt die Linkshänderin schmunzelnd.

Doch sie spielte nicht nur Handball, sondern trainierte nebenher auch noch eine Jugend- und eine Aktivenmannschaft. Darüber hinaus sorgte sie als Schiedsrichterin für Fairness und Gerechtigkeit in manch hitzigen Duellen. Anfang dieses Jahrtausends wurde ihr bewusst, dass sie sich zu viel zumutete. Sie verlor die Lust und trat aus dem Verein aus. „Aus dieser Erfahrung heraus kann ich jeden nur bitten, sich bei mir zu melden, wenn er glaubt, es werde ihm zu viel mit der SpVgg“, sagt Silke Bächtle rückblickend.

In allerletzter Sekunde zum Spiel

Ein Jahr später trat sie aber wieder in den Verein ein, obwohl die studierte Bauingenieurin wegen ihres Arbeitsplatzes in Heilbronn einen ganz anderen Lebensmittelpunkt hatte. „Mir hat die Gemeinschaft aber unheimlich gefehlt“, erläutert die 51-Jährige ihren Schritt rückblickend. Sie nahm dafür in Kauf, zu manchem Training und manchem Spiel erst in allerletzter Sekunde erscheinen zu können. Mit Mitte 30 hängte Silke Bächtle ihre Handballschuhe an den Nagel. Ihre Funktionärskarriere begann aber nicht in der Handballabteilung. „Die Handballer waren damals gut aufgestellt und alle Posten besetzt“, erinnert sie sich.

Dafür zögerte sie nicht, als ihr der damalige Vizepräsident Fritz Zipperle 2011 beim Einkaufen sein Amt antrug, damit er den damals verwaisten Posten des Fußball-Abteilungsleiters übernehmen konnte. Neun Jahre lang bekleidete sie dieses Amt und kümmerte sich schwerpunktmäßig um die technischen Belange im Präsidium, bevor sie im vergangenen September zur Vorsitzenden gewählt wurde.

Handballern fehlen die Einnahmen

Sie hofft, dass die Coronapandemie in den kommenden Monaten mehr Sportangebote zulässt als im vergangenen Jahr. „Noch so ein Jahr hält der Verein nicht durch“, befürchtet sie. In einigen Abteilungen werde das Geld knapp. Am schlimmsten habe es die Handballer erwischt, denen die Einnahmen aus dem traditionellen Beach-Turnier ebenso fehlen wie aus der ausgefallenen Jahresabschlussfeier. „Es gab bisher auch nur einen Heimspieltag, und da haben drei Gästemannschaften kurzfristig abgesagt“, erklärt Silke Bächtle. Auch die Turner in der WTG Heckengäu hat Corona von ihrem Aufstiegskurs abgebracht.

Neben der Delegiertenversammlung am 23. April würde die Präsidentin gerne in Kürze einen Informationstag mit den Präventionsbeauftragten anbieten, bei dem das Schutzkonzept in den einzelnen Abteilungen vorgestellt wird. „Dann sollte es aber wieder erlaubt sein, dass sich rund 20 Menschen treffen können“, sagt Silke Bächtle. Zudem plant sie, den Kontakt zu allen Altersgruppen über soziale Medien auszubauen, aber auch für ältere Mitglieder Printmedien wie das so genannte „PRÄsent“ weiterzuführen, in dem das Präsidium regelmäßig über seine Arbeit berichtet. „Viele Vereinsmitglieder glauben, dass die Abteilungsleiter die ganze Arbeit machen und ein Präsidium nicht unbedingt nötig wäre“, weiß sie. Auch diesem Irrglauben entgegenzuwirken, hat sich die neue Präsidentin auf die Fahne geschrieben.