In der Tanzschule Wagner wird jetzt gejazzt. Viele Hürden musste der Leonberger Verein überwinden, es ging sogar vor Gericht.

Leonberg - Von Anfang an hat der Jazzclub Leonberg eine turbulente Zeit durchlebt. Angefangen hat alles im Hochhaus „Leo 2000“. Kultur in Leonberg zu etablieren – das ist das Anliegen von Frithjof Gänger, dem Vorsitzenden des Jazzclub Leonberg. Speziell am Herzen liegt ihm die Förderung junger Musiker, ihnen eine Bühne zu geben. Eine Bühne, auf der sie sich und ihre Leidenschaft für die Musik zeigen können.

 

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Doch dann kam die Absage der Spielstätte im „Leo 2000“. Mit dem „Blue Note“ im Leonberger Industriegebiet fand er eine neue. Wundervolle Konzerte haben in dem atmosphärischen Ambiente stattgefunden. Erinnerte es doch an die Keller-Jazzclubs aus vergangenen Tagen. Zuschauer, wie auch Musiker, genossen das „Blue Note“, und doch war plötzlich aufgrund der Baunutzungsverordnung auch hier Schluss.

Besucher strömen ins „Leo 2000“

Durch die unbürokratische Hilfe der Stadt konnten in der Folge die Steinturnhalle und die Räumlichkeiten in der Sportgaststätte des ehemaligen TSV Eltingen vom Jazzclub bespielt werden. Doch eins war immer klar – hier konnte es sich nur um Übergangslösungen handeln. Mit den Räumlichkeiten der alten Tanzschule Wagner schien der Musik- und Medienprofi Frithjof Gänger dann am Ziel angekommen zu sein. Erste Konzerte wurden veranstaltet. Und die Besucher strömten, wie auch bei all den anderen Konzerten, hin zum „Leo 2000“ in der Stadtmitte. Und irgendwie fühlte es sich richtig an, dort zu sein, wo eigentlich alles mal seinen Anfang nehmen sollte.

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Nach ein paar Gigs war allerdings auch hier im Februar 2019 plötzlich Schluss, nachdem es eine Klage aus dem Haus gegen die Spielstätte gab. In einer Eigentümerversammlung stimmte die absolute Mehrheit dafür, dass der Jazzclub weiter machen darf. Doch auch gegen diesen Beschluss wurde vorgegangen. So landete die Sache vor Gericht.

Gerichtsurteil Ende 2020

„Wir hatten Glück, dass sich ein Richter vom Landgericht der Sache angenommen hat“, unterstreicht Frithjof Gänger. Ohne Verhandlung, mit einer sogenannten Entscheidung am Schreibtisch, hat Gänger seit Mitte November 2020 ein schriftliches Urteil in seinen Händen. Dieses besagt: Es darf weiter gehen.

Doch die Gefahr einer Berufung schwebte weiter im Raum und wurde dann tatsächlich im Dezember 2020 eingereicht. „Aber das Urteil besteht, es ist nur noch nicht rechtskräftig. Uns ist das aber jetzt egal.“ Denn nach einem Notartermin zwecks Kaufvertrag ist die Familie Gänger mittlerweile Besitzer der ehemaligen Tanzschule im „Leo 2000“ und kann die Location nun dem Jazzclub zur Verfügung stellen.

Frischluft durch Be- und Entlüftungsanlage

Sie sollen wieder laufen – die Konzerte voller Leidenschaft und Tiefe. Mit wie gewohnt herausragender Qualität der Künstler und Musiker. „Ich bin bestens vorbereitet“, erläutert Gänger auch mit Blick auf die Pandemie. „Wir haben im Club bereits von Anfang an eine Be- und Entlüftungsanlage, welche die Räumlichkeiten mit Frischluft versorgt“.

Zusätzlich ist eine weitere Luftreinigungsanlage aufgestellt worden. Auch Desinfektionsmittel werden für die Besucher bereitgestellt. „Notfalls können Plexiglasscheiben aufgestellt werden“, sagt Gänger. Eine Brandschutztür und zwei Rauchmelder werden noch installiert.

Sonntag-Tanztee mit Livemusik

In „normalen Zeiten“ finden 100 Personen Platz in der Räumlichkeit. Und auch mit dieser Anzahl ist noch Luft nach oben. In Pandemiezeiten, so hat Frithjof Gänger mit Blick auf die Abstandsregeln errechnet, können 30 bis 40 Menschen in den Jazzclub. Sobald die Clubs also ihre Pforten wieder öffnen dürfen, ist Frithjof Gänger bereit und gut gerüstet. Auch Sonntag-Tanztees mit Livemusik sind geplant. Bis dahin möchte der leidenschaftliche Musiker Gänger seinem Publikum mit Livestreams die Zeit verkürzen. Zu finden sind die Videos dann auf dem Youtube-Kanal des Jazzclubs Leonberg.

Mit Fördermitteln, die Gänger beantragen möchte – momentan finanziert die Familie alles selbst –, will er auf der Basis eines Generationenprinzips seinem Konzept treu bleiben und junge Musiker unterstützen. „Ich bekomme hautnah mit, wie es den Künstlern geht. Das macht mich traurig“, sagt er.

Mit der Aufnahme im Jazzverband Baden-Württemberg tun sich nun noch weitere Möglichkeiten auf. „Das ist eine große Ehre“, freut sich Frithjof Gänger. Und schließt: „Wir haben jetzt mehr Möglichkeiten, die notleidenden Künstler zu unterstützen.“