Um keine Kunden zu verlieren, bieten Sportstudios und Gastronomen teilweise Selbsttest vor Ort an, die von geschultem Personal kontrolliert werden.

Leonberg - Seit einer Woche müssen die Schnelltests in den Testzentren selbst bezahlt werden. Für viele ein großes Ärgernis und ein Grund, darauf zu verzichten – und damit auch auf viele Freizeitaktivitäten. Um ihre Kunden nicht zu verlieren, bieten inzwischen viele Sportstätten oder Gastronomen Selbsttests unter Aufsicht vor Ort an. So auch das Sportzentrum Plaza in Leonberg: Für die Coronatests hat dessen Chef Lazo Tanakopoulos seine Mitarbeiter schulen lassen und ein Zelt vor dem Eingang aufgebaut. Warum er den Aufwand betreibt? „Wir haben in den Lockdowns genug verloren und wollen wieder auf ein normales Level kommen.“

 

Zum Test gibt es einen Getränkegutschein

Die Tests machen die Kunden, das Personal schaut zu. Drei Euro kostet es, wenn man einen Test des Plaza nimmt. „Dazu gibt es einen Getränkegutschein“, sagt Lazo Tanakopoulos. Er habe wegen der Pandemie „unheimlich viel investiert“, etwa Lüftungsanlagen installiert, da wolle er „zumindest eine Entschädigung für den Test“ haben. Alternativ können die Kunden einen eigenen Test mitbringen. Wer allerdings außerhalb der Zeitfenster am Vormittag und am späten Nachmittag kommt, hat Pech, falls gerade kein Trainer für den Test zur Verfügung steht. Lazo Tanakopoulos sagt, dass sich tagesaktuell etwa fünf Prozent der Kunden testen lassen würden.

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Den Schnelltest vor Ort bieten auch viele andere Fitnesstudios an. Im Pure Fitnessclub in Ludwigsburg zum Beispiel stellt der Chef Dieter Schmolke den Kunden kostenlose Tests zur Verfügung. Für ihn ist das „eine Dienstleistung, die wir den Kunden anbieten, weil sie uns in der Coronazeit treu geblieben sind“. Mehr als 80 Prozent der Mitglieder seien geimpft oder genesen, sagt Schmolke, täglich würden 15 bis 20 Personen einen Test machen. Er beobachtet, dass sich sehr viele junge Frauen testen lassen würden.

Man will Kunden nicht verlieren

Im Gerlinger Fitnessstudio Point sollen die Kunden ihre Tests selbst mitbringen, jedoch bekommen Mitglieder pro Woche zwei Stück gestellt. Das dafür eigens geschulte Personal begleitet den Testprozess, der etwas abgeschottet in der Sofaecke stattfindet. „Wir wollen das Beste aus der Situation machen und gesunde Menschen nicht ausschließen“, sagt die Marketingleiterin Claudia Schölkopf. Die Kunden nähmen das Angebot gut und gern an, gleichwohl sei der Großteil von ihnen geimpft. Nicht geimpfte Mitglieder, die sich nicht testen lassen wollen, können laut Schölkopf ihre Verträge eine Zeit lang stilllegen lassen. „Wir wollen die Kunden nicht verlieren.“

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Eine hohe Impfquote, höhere Kosten und Anbieter, die selbst Testungen anbieten – lassen sich deshalb nun auch weniger Menschen in Apotheken testen? Einen drastischen Einbruch der Testwilligkeit hat Miriam Sachs, Leiterin der h&h-Apotheke in Leonberg, bisher nicht wahrgenommen. „Es gibt verschiedene Faktoren, die sich verändert haben“, erklärt Sachs. „Zum einen sind die Tests nicht mehr kostenlos und viele sind inzwischen geimpft, zum anderen sind aber auch viele Testmöglichkeiten weggefallen.“ Dadurch habe sich in ihrer Apotheke nicht viel verändert. Rund 15 Testungen führen sie und ihre Kollegen täglich durch, schätzt sie. Zwar würden auch einige Kunden, etwa Schwangere oder Minderjährige, von der Ausnahmeregelung Gebrauch machen. Ein übermäßiger Teil nehme aber die kostenpflichtigen Tests in Anspruch. Diese kosten in der h&h-Apotheke 15 Euro.

Lohnt sich das Angebot in Restaurants?

Über schlechte Geschäfte können sich die meisten Gastronomen im Kreis derzeit nicht beschweren. Nach der langen Zwangspause scheint es bei vielen großen Nachholbedarf zu geben, die Lokale sind gut gefüllt. Am liebsten haben die Wirte geimpfte Gäste, denn für Schnelltests an der Tür ist häufig wenig Zeit und eigentlich auch kein Personal da. Tests zum Mitbringen bieten daher die wenigsten an. „Das ist eigentlich auch nicht die Aufgabe des Wirtes“, sagt Markus Koppe. Der Chef von Koppes Tafelhaus in Bietigheim ist gut vernetzt im Kreis und weiß von relativ wenigen, die überhaupt Tests anbieten. Das sei auch eine wirtschaftliche Frage. „Wenn ich jemandem einen Test für fünf Euro hinlege und der nachher für 20 Euro isst, das lohnt sich ja kaum“, sagt Koppe.

Die Schwabenstube in Freiberg am Neckar macht das trotzdem, wer keinen Nachweis hat, kann sich für 5,50 Euro im Restaurant abstreichen lassen. „Wir wollen ja, dass die Gäste weiterhin kommen“, sagt Pia Neuberth. Mitgebrachte Tests erlaubt das Restaurant nicht. „Da müssten wir ja noch irgendwie sicherstellen, dass das auch ein geeigneter Test ist. Das wäre zu viel des Guten.“

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Immerhin: Ein großes Thema sind die Testungen nicht überall, auch angesichts der hohen Impfquote unter Gästen. „Bei uns stellt sich die Drei-G-Frage nicht so sehr“, berichtet Vassillios Memmos. Der Chef des Restaurants Corfu Palace in der Leonberger Stadthalle hat sehr viele Stammgäste, „und die meisten von denen sind geimpft. Natürlich lassen wir uns immer den Impfnachweis oder den Test vorlegen. Aber Probleme gab es noch nie.“

Vom Anbieter kontrollierte Selbsttest sind nicht überall gültig

Überwachte Tests
Florian Mader, Pressereferent im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration, erklärt die aktuelle Regelung: „Überall, wo es eine Testpflicht gibt, dürfen die Anbieter oder Veranstalter unter bestimmten Voraussetzungen auch überwachte Selbsttests anbieten, wodurch der Testnachweis vor Ort erbracht werden kann. Der Nachweis gilt dann allerdings nur für den Zutritt zu dieser Veranstaltung.“

Gültigkeit
Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamts Ludwigsburg, verdeutlicht: „ Für den Bürger ist es zwar kostenlos oder billiger bei einem Dienstleister, aber dieser Test ermöglicht ihm nur den Besuch des Dienstleisters, beinhaltet jedoch kein offizielles Dokument, welches den Zugang zu anderen 3-G-Veranstaltungen erlaubt.“