Auf 1950 Schüler in Renningen kommen derzeit nur zwei Vollzeitkräfte. Damit liegt die Stadt weit unter dem Landesdurchschnitt.

Renningen - An allen Ecken und Enden wird in Renningen derzeit gespart. Gleichzeitig werden die Sätze für Gewerbe-, Grund- und Hundesteuer erhöht. Trotzdem hat der Gemeinderat jetzt beschlossen, die Schulsozialarbeit um eine weitere halbe Vollzeitstelle aufzustocken. Aufgrund der angespannten Haushaltslage gab es jedoch sechs Enthaltungen. Eine Förderung für die Stelle ist möglich, aber nicht gesichert.

 

Die Schulsozialarbeit ist ein niederschwelliges Angebot als Anlaufstelle für Schülerinnen und Schüler für alle Probleme des Alltags – von der Schule über Mobbing bis hin zu Problemen mit den Eltern. Auch Eltern und Lehrer können sich an die Ansprechpartner wenden, ebenso gehören der Kontakt mit dem Jugendamt und und Klassenprojekte zu den Aufgaben der Sozialarbeiter. 2012 wurde das Angebot in Renningen mit einer Vollzeitstelle eingerichtet und 2017 um eine weitere Vollzeitstelle erweitert. Jedoch ist eine davon momentan nur zu etwa 80 Prozent besetzt.

Eine Stelle für fast 1000 Schüler

Derzeit besuchen 1950 Kinder und Jugendliche die Schulen in Renningen und Malmsheim, berichtete Marcello Lallo, Fachbereichsleiter Bildung und Soziales. Damit liegt der Personalschlüssel bei gerade mal einer Vollzeitstelle für fast 1000 Schüler. Im landesweiten Durchschnitt ist es eine Stelle pro 553 Schüler und im Kreis Böblingen durchschnittlich wenigstens 649. Beides ist übrigens immer noch Meilen entfernt von dem von Experten empfohlenen Personalschlüssel von 150 bis 200 Schülern pro Fachkraft.

„Selbst mit dieser Erhöhung wäre die Besetzung in Renningen immer noch unter dem Landesdurchschnitt“, erklärte Marcello Lallo. Und der Bedarf in den Schulen steigt weiter an, nicht nur infolge der Coronapandemie. Die Stelle werde daher dringend benötigt, so Lallo.

Vor allem der Vergleich der Schuljahre 2017/18 und 2018/19 zeigt die große Nachfrage. 336 Mal haben Schüler 2017/18 das Angebot wahrgenommen, 2018/19 waren es mit 646 fast doppelt so viele. Das war ein Jahr, nachdem das Angebot aufgestockt wurde. Im darauffolgenden Schuljahr gingen die Zahlen zwar deutlich zurück – es war das Schuljahr, an dessen Ende der Beginn der Coronapandemie stand. Dafür hatten die Schulsozialarbeiterinnen 2020/21 wieder jede Menge zu tun.

Freie Wähler: „Nicht im Sinne einer Konsolidierung“

Die Gesamtzahlen (312 Schülergespräche) lagen zwar immer noch deutlich unter denen von 2018/19. Allerdings waren die Schulen auch die Hälfte des Schuljahres geschlossen. Gleiches galt für das Büro der Sozialarbeit. Bereinige man diese Zahlen auf ein „normales“ Schuljahr, komme man auf 624 Schülergespräche, erklärte Lallo, und ebenso auf eine deutlich höhere Nachfrage bei Gesprächen mit dem Jugendamt, mit Eltern und Lehrern als in den Vorjahren.

Alfred Kauffmann erklärte zunächst für die Freien Wähler, dass seine Fraktion gegen den Vorschlag stimmen werde. Dieser sei „nicht im Sinne einer Konsolidierung des Haushalts“, und er erinnerte an die Leitlinie, die sich alle Ratsmitglieder in der Klausurtagung gegeben hätten. Kürzungen sollten zwar nicht zur Debatte stehen, „aber wir sind gegen eine Aufstockung zum jetzigen Zeitpunkt“. Sobald die Haushaltslage wieder besser werde, könne man aber darüber nachdenken.

Frauen für Renningen: „Es geht um Vorsorge“

Heftiges Kontra kam bei diesem Beitrag von Resi Berger-Bäuerle von den Frauen für Renningen. „Schulsozialarbeit ist ein wichtiger Baustein, da geht es um Vorsorge. Wir brauchen das als Prävention für unsere Kinder, um das aufzufangen, was sie im Lockdown erlebt haben. Die haben alle einen Knacks weg.“ Lisa Zimmer von den Grünen und Wolfgang Steudle von der CDU pflichteten ihr bei. „Wir müssen hier für die Schüler eintreten und brauchen ein Auffangsystem“, so Steudle. Was man heute hier investiere, spare man für die Zukunft.

Es besteht noch die Chance, sich die Stelle für zwei Jahre zu 100 Prozent fördern zu lassen, ergänzte Marcello Lallo in Richtung der Freien Wähler. Die Förderung sei aber noch nicht gesichert. Die Kosten für die Stelle liegen bei 32 500 Euro pro Jahr. Er betonte aber auch: „Sparen heißt auch Prioritäten setzen.“ Letztlich wollten sich die Freien Wähler nicht gänzlich gegen den Antrag stellen und enthielten sich daher.