Seit 1982 sind Renningen und die südlich von Paris gelegene Gemeinde Mennecy Partnerstädte. Beteiligte lassen die vergangenen vier Jahrzehnte Revue passieren.

Es ist schon ein ganz besonderes Jubiläum, das Renningen feiern darf: 40 Jahre ist die Rankbachstadt in diesem Jahr mit der französischen Stadt Mennecy partnerschaftlich verbunden. Und wenn Werner Bordt, Elly Marshall, Rosaria Trovato und Daniela Tortiello vom Partnerschaftskomitee die Gedanken zurückschweifen lassen, können sie sich das eine oder andere Lachen nicht verkneifen. „Es sind viele schöne Bilder und witzige Begebenheiten, die einem in den Sinn kommen“, erzählt Elly Marshall. Sie organisiert regelmäßig den Basketball-Jugendaustausch mit Mennecy.

 

„Die größte Furcht haben die Kids vor der Sprachbarriere“, erzählt sie, doch manchmal sind auch Sitten und Gebräuche unserer französischen Nachbarn gewöhnungsbedürftig. Zum Beispiel die Frühstücksgewohnheiten, die oft aus einem Café au Lait und einem Croissant auf die Hand bestehen. Was schon mal die verwirrte Frage aufwirft: „Da gibt’s fürs Frühstück ja gar keine Teller, haben die nicht genug?“ Doch wenn sie mit der Gruppe nach ein paar Tagen zurückkommt, wissen alle: „Die sind ja wie wir!“ Auch mit der Verständigung klappt es immer irgendwie, die wichtigsten Dinge werden zur Not per Handzeichen geregelt: Essen, Trinken, Toilette, Schlafen. „Und alles andere ergibt sich“, schmunzelt Elly Marshall.

40 aktive Mitglieder im Komitee

Rund 40 aktive Mitglieder zählt das Komitee. „Diese Zahl sagt eigentlich nicht viel aus, denn es sind die vielen Menschen, die diese Partnerschaften mit Leben füllen“, findet Werner Bordt, der den Vorsitz des Komitees innehat. „Wobei das Schönste an unseren Städtepartnerschaften ist, dass echte Freundschaften entstehen, nicht nur Kontakte zwischen offiziellen Stellen, Schulen oder Vereinen.“

Und das gilt nicht nur für Mennecy, sondern auch für das englischen Städtchen Countesthorp in der Nähe von Leicester, mit dem Renningen seit 20 Jahren freundschaftlich verbunden ist, und die italienische Stadt Occhiobello, die seit 2012 Städtepartnerin ist. Renningen, Mennecy und Occhiobello sind übrigens ein seltenes Dreigestirn in Sachen Städtepartnerschaft, denn auch die Gemeinde südlich von Paris und die Stadt nahe Ferrara sind Partnerstädte.

„So etwas ist für Geld nicht zu bekommen“

Das Interesse der Menschen aus Mennecy, Occhiobello und Renningen aneinander führt immer wieder zu überraschenden Begegnungen und ungewöhnlichen Events. So zum Beispiel, als sich eine Dame aus Occhiobello mit Kochgeschirr und einer langen Liste von Zutaten aufgemacht hat, um die Renninger mit traditionellen Gerichten aus ihrer Heimat zu bekochen – einfach so. Die Renninger haben sich dann mit schwäbischen Spezialitäten revanchiert. Daraus entstanden sind unregelmäßige Kochevents, bei denen alle verfügbaren Plätze sofort vergeben sind. Und der Verkauf von Renninger Plätzchen und anderen Schmankerln auf dem Weihnachtsmarkt in Mennecy.

„So etwas ist für Geld nicht zu bekommen“, findet Daniela Tortiello, „so viel echte Freude an Begegnungen.“ Es ist eben eine ganz spezielle Art der Zusammenkunft, der große Offenheit und auch Vertrautheit zugrunde liegt. Es ist schon so: „Es treffen sich Freunde“, beschreibt Elly Marschall prägnant das Gefühl und erzählt: „Einmal kamen zwei Schwestern nach der ersten Nacht bei den Gasteltern mit völlig verschwollenen, verweinten Augen zum Basketballtraining, und ich dachte schon, oje. Dann hat sich herausgestellt, dass die beiden Mädchen eine Haustierallergie hatten, die Gasteltern aber alle möglichen Tiere. ‚Bitte Elly‘, haben sie gefleht, ‚kannst du uns nicht Medikamente besorgen, die Gasteltern sind so nett, wir wollen dort bleiben!‘“

Schöne Erinnerungen auch an Occhiobello

Es sind diese Erlebnisse, die die Arbeit der ehrenamtlichen Komiteemitglieder so einmalig machen und an die sie sich noch viele Jahre später erinnern. Wie auch an den denkwürdigen Besuch in Occhiobello, an dessen Ende Daniela Tortiello von einem Fremden eine DVD in die Hand gedrückt bekam. „Ich solle es einfach mal anschauen, meinte er, und verschwand“, erzählt sie. „Erst war ich sehr skeptisch, aber was soll ich sagen – das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft“, denn die Mittelalterfreunde aus Italien haben sich im Film vorgestellt, um Kontakte zu den Rittersleuten der Rankbachstadt zu knüpfen. Inzwischen sind die französischen, italienischen und deutschen Mittelalterfreunde eine verschworene Gemeinschaft, die sich regelmäßig trifft.

Für die Komiteemitarbeiter steht neben all dem aber noch ein anderer Gedanke im Raum. „Der europäische Friedensgedanke manifestiert sich in den persönlichen Begegnungen und Beziehungen“, sind sie alle überzeugt.