Reger Austausch: Das Partnerschaftskomitee der Stadt hat sich neu aufgestellt.

Renningen - Mennecy, eine Gemeinde südlich von Paris mit rund 13 700 Einwohnern, und Occhiobello, in der Nähe von Ferrara gelegen und mit knapp 12 000 Einwohnern, haben eines gemeinsam: Sie sind die Partnerstädte von Renningen. Das französiche Mennecy schon seit 1982, das italienische Occhiobello seit 2012. Zusätzlich sind die Renninger mit dem englischen Städtchen Countesthorp in der Nähe von Leicester „freundschaftlich verbunden“, wie Werner Bordt sagt, der seit einem Jahr der Präsident des geschäftsführenden Präsidiums des Partnerschaftskomitees ist. Eine offizielle Städtepartnerschaft besteht zu den Engländern nicht, vieles laufe hier auf privater Ebene.

 

Träger der Städtepartnerschaft sind die Stadtverwaltung mit dem Partnerschaftsbüro und das Partnerschaftskomitee, das derzeit etwa 40 Mitglieder hat. Diese haben ein Präsidium gewählt, dem neben dem Ersten Beigeordneten Peter Müller sieben ehrenamtlich Engagierte angehören. Drei von ihnen – nämlich Werner Bordt als Präsident, Elly Marschall für Mennecy und Rosaria Trovato für Occhiobello – kamen vor einem Jahr neu in dieses Gremium. Schon länger mit dabei sind Richarda Grözinger und Daniela Tortiello sowie die Schriftführerin Petra Mairle und die Kassiererin Hilda Eisenhardt.

Was motiviert die Renninger, sich nicht selten mit einigem Zeitaufwand für diese internationalen Begegnungen einzusetzen? Die ehemalige Französischlehrerin an der Realschule Richarda Grözinger war schon 1980 am ersten Schüleraustausch beteiligt. „Ich will junge Leute dafür begeistern, offen auf andere zuzugehen und gemeinsame Werte entdecken“, erklärt sie und fügt hinzu: „Ich engagiere mich dafür, am Haus Europa mitzubauen.“

„Bei einem Austausch baut man Brücken“

Rosaria Trovato, die italienische Wurzeln hat, ist zwar erst seit einem Jahr aktiv dabei, sie habe aber die Städtepartnerschaft schon lange im Hintergrund begleitet, sagt die junge Frau. „Ich habe schnell gemerkt, wie stark man bei einem Austausch Brücken baut.“ Jeder Mensch sei anders, aber mit den Partnerschaften sollen die Gemeinsamkeiten gefördert werden. „Ich glaube, dass das Friedensarbeit ist, ich will daran mitwirken, dass das so bleibt.“ Sie seien überzeugte Europäer, bestätigen die beiden Frauen auf Nachfrage, und erhalten dafür von den anderen Präsidiumsmitgliedern Zustimmung.

Wo drei unterschiedliche Sprachen gesprochen werden, gibt es häufig Barrieren und Hemmungen, auch bei den Städtepartnerschaften. „Die Jugendlichen haben vor den Begegnungen oft große Angst“, bestätigt Elly Marschall, die zusammen mit Richarda Grözinger die französischsprachige Seite vertritt. Doch sie finde es spannend zu beobachten, dass man es schafft, innerhalb von wenigen Tagen diese Barrieren zu beseitigen, sagt sie mit Blick auf die jungen Basketballspieler aus Malmsheim und Mennecy, die sich jetzt zum sechsten Mal treffen. Ob Musikverein oder Musikschule, beim Fußball oder Handball, beim Kochen, Singen oder auf vielen anderen Ebenen – „nach gemeinsam verbrachter Zeit gibt es beim Abschied oft Tränen, die Menschen sind trotz anfänglicher Sprachbarrieren in wenigen Tagen zusammengewachsen“, beobachtet Werner Bordt immer wieder.

Für die bessere Verständigung untereinander sorgen nicht zuletzt die sprachgewandten Komitee-Mitglieder. Sie übersetzen Texte und Reden, begleiten und betreuen die Gruppen von und nach Italien und Frankreich, sie sehen sich als Multiplikatoren und als Schnittstelle zwischen der offiziellen Ebene bei der Stadt und den Vereinen. „Wir stellen uns auch als Mediatoren und Dolmetscher zur Verfügung, wenn jemand einen Austausch oder eine Begegnung mit den Partnerstädten plant“, sagt Werner Bordt. Aber nicht nur das: Das Komitee verfügt über ein Jahresbudget von 3000 Euro. Mit dem Geld können Renninger Vereine unterstützt werden, wenn sie in die Partnerstädte reisen, so wie beispielsweise die Handballer im Frühjahr nach Mennecy oder die Freyen Rittersleut im Sommer nach Occhiobello, wie Bianca Frey vom Partnerschaftsbüro der Stadt erklärt.

Im Dezember kommt Besuch nach Renningen

Wie auf der Vereinsebene gibt es auch auf offizieller Seite immer wieder Kontakte mit den Partnerstädten. Nachdem Kinder und Jugendliche aus Mennecy und Occhiobello vor zwei Jahren mit dem Renninger Jugendgemeinderat eine Partnerschaft besiegelt haben, kamen erst vor wenigen Tagen die Jugendlichen aus Frankreich wieder zu einem Austausch an den Rankbach. Und im Dezember reist die neu gewählte Bürgermeisterin aus Occhiobello zu einem offiziellen Antrittsbesuch nach Renningen.

Das Jahr endet schließlich mit einem Stand der Renninger beim Weihnachtsmarkt in Mennecy. „Das machen wir schon seit acht Jahren“, erzählt Richarda Grözinger. Fast 30 Familien würden für diesen Zweck Plätzchen und kleine Stollen backen. „Die sind inzwischen der Renner in Mennecy“, so Grözinger. Auch Schwarzwälder Schinken oder Edelbrände von Malmsheimer Streuobstwiesen finden reißenden Absatz. Im Gegenzug nimmt zum ersten Mal eine Vertreterin aus Countesthorp mit einem Stand am traditionellen Renninger Weihnachtsmarkt auf dem Kirchplatz teil.