Die neue Katzenschutzverordnung sieht auch eine Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht vor.

Heimsheim - Herumstreunende Katzen sind in vielen Teilen von Deutschland ein großes Problem. Das gilt vor allem für die Tiere selbst. Im Freien lebende Hauskatzen ohne Halter finden meist nicht genügend Nahrung und leiden oft an Katzenkrankheiten wie Katzenschnupfen. Durch die unkontrollierte Vermehrung steigt die Zahl der Katzen immer weiter an. Trotzdem haben bislang nur wenige Kommunen den Schritt gewagt, eine allgemeine Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen zu erlassen.

 

Mönsheim hat vor wenigen Wochen als erst dritte Kommune im Land Baden-Württemberg eine entsprechende Katzenschutzverordnung erlassen. Mit Heimsheim folgt nun die zweite Enzkreis-Kommune nach: Einstimmig hat der Gemeinderat eine eigene Verordnung beschlossen. Die Entscheidung ging auf einen interfraktionellen Antrag zurück.

Die Probleme nehmen zu

Den Anstoß gab Andreas Wein, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler. „Es ist unglaublich, wie viel Tierleid damit verbunden ist, ich habe das dieses Jahr zum ersten Mal selbst miterlebt“, berichtet der Ratsherr. In Deutschland leben Schätzungen zufolge rund zwei Millionen frei lebende Streunerkatzen. Ohne Gegenmaßnahmen kann deren Population rasant zunehmen. Auch in Heimsheim werden immer häufiger Probleme durch Streunerkatzen gemeldet. „Die Katzen sind oft in einem schlechten gesundheitlichen Zustand, sie stecken gesunde Hauskatzen an, und es gibt zunehmend Probleme mit Anwohnern wegen der Verschmutzung mit Kot in Gärten und Gemüsebeeten“, heißt es in dem Antrag aus dem Gemeinderat.

Private Tierfreunde fangen seit geraumer Zeit Streunerkatzen ein, um sie zu kastrieren und zu tätowieren. In den vergangenen fünf Jahren wurden in Heimsheim so mehr als 130 Streunerkatzen kastriert und tierärztlich behandelt. „Leider führten die Aktionen nicht zum gewünschten Erfolg.“ Der Grund seien uneinsichtige Katzenhalter, die ihre Tiere frei draußen herumlaufen lassen, ohne sie vorher kastrieren zu lassen.

Viele Streuner leiden an Katzenschnupfen

Die Leidtragenden sind am Ende die Tiere selbst: 50 Prozent der wild lebenden Katzenwelpen, die von Heimsheimer Tierfreunden aufgegriffen wurden, litten dem Antrag zufolge an Katzenschnupfen. Diese leicht übertragbare Krankheit führt unbehandelt meist zu irreparablen Schäden und zum qualvollen Tod der Tiere. Auch andere Krankheiten sind unter den Streunern verbreitet. Um die Situation nachhaltig zu verbessern – für die Katzen wie auch für die Tierschützer, die der Situation sonst nicht mehr Herr werden können –, sollen nun Katzenhalter, die ihr Tier im Freien laufen lassen, dazu verpflichtet werden, es nicht nur zu registrieren, sondern ebenso zu kastrieren. Eine solche Kastration kostet bei Männchen rund 80 Euro, bei Weibchen 135 Euro.

Auch die Tierärztin Petra Beermann, Ratsfrau für die Bürger für Heimsheim, unterstützte den Vorschlag. Sie bat nur darum, den in der Verordnung festgesetzten Kastrationszeitpunkt zu ändern. Die darin angegebenen fünf Monate seien zu früh für die Tiere, bis zum sechsten Monat sollte man damit warten. Der Rat schloss sich dem Vorschlag an.

Nach Beermanns Erfahrung lassen bereits viele Halter ihre Tiere kastrieren. „Wer regelmäßig zum Tierarzt geht, lässt das eigentlich immer machen“, berichtete sie auf Anfrage des Bürgermeisters Jürgen Troll. „Das Problem sind die Menschen, die gar nicht erst zum Tierarzt gehen.“ Manche Menschen möchten mit dem Eingriff außerdem warten, bis ihre Katze einmal geworfen hat. „Das werden dann aber keine Streunerkatzen, in solchen Fällen gibt es eigentlich immer Abnehmer für die Katzen.“ Sie lege den Haltern jedoch nahe, die Mutter zeitig danach kastrieren zu lassen, „sonst trägt sie gleich den nächsten Wurf in sich“.