Vor vier Jahren hat Martin Georg Cohn sein Amt als Oberbürgermeisterangetreten. Die erste Hälfte seiner Amtszeit offenbart unterschiedliche Ebenen und Betrachtungsweisen. Eine Bestandsaufnahme.

Leonberg - Beschädigte Scheiben in der Schellingschule statt Schampus und Schnittchen. Das Bergfest des Leonberger Oberbürgermeisters ist geprägt von den Niederungen des kommunalpolitischen Alltags. Am Mittwoch, wenn Martin Georg Cohn genau vier Jahre im Amt ist, leitet er die Sitzung des städtischen Sozial- und Kulturausschusses, in der auch der eingangs erwähnte Missstand zur Sprache kommt.

 

In der Nacht zum 1. Dezember 2017 hatte Cohn, der damals noch Kaufmann hieß, ebenfalls eine Sitzung. Die allerdings fand nicht im kleinen Kreis der Ausschussmitglieder im Ratssaal statt, sondern vor großem Publikum in der Stadthalle. 600 Menschen waren gekommen, um den neuen Oberbürgermeister zu begrüßen, der bei der Direktwahl knapp zehn Wochen vorher aus dem Stand heraus fast 52 Prozent geholt hatte.

Frischen Wind für Leonberg hatte der Kandidat im Wahlkampf versprochen, eine Verheißung, die bei der Mehrheit des Volkes auf hohe Erwartungen gestoßen war. Beinahe ein Vierteljahrhundert stand zuvor Bernhard Schuler an der Spitze des Rathauses. Der umsichtige Jurist spürte den Wind des Wechsels früh genug und trat nach drei Amtszeiten nicht mehr an.

Der Neue, ein gebürtiger Westfale, aufgewachsen in Niedersachsen, SPD-Mitglied, und vor seinem Leonberger Engagement Bürgermeister im fünfmal kleineren Rudersberg im Rems-Murr-Kreis, wurde in den Adventswochen 2017 freundlich aufgenommen. „Wir lassen Sie nicht im Regen stehen“, frohlockte die CDU-Fraktionsvorsitzende Elke Staubach.