Die Bürger informieren sich über den Bau einer neuen Flüchtlingsunterkunft. Es gibt Vorbehalte.

Weissach - Weil die Kapazitäten der Gemeinde zur Unterbringung von Flüchtlingen schon bald nicht mehr ausreichen, will die Kommune einen Neubau errichten, den der Gemeinderat mit einer Enthaltung beschlossen hat. Etwa 30 Bürgern erläuterte die Verwaltung jetzt das Vorhaben. Die Hauptamtsleiterin Nadine Pfaffeneder machte deutlich, dass den Kommunen je nach Einwohnerzahl Flüchtlinge zur Anschlussunterbringung zugewiesen werden. „Das ist eine Pflichtaufgabe“, sagte sie.

 

Die Kommune benötigt bis zum nächsten Jahr 63 zusätzliche Plätze. Deswegen sollen an der Flachter Straße 35 zwei neue Wohnhäuser entstehen. Die beiden Gebäude an dem nach Süden abfallenden Gelände seien identisch, erläuterte Bernd Conzelmann vom Stuttgarter Architekturbüro Arcin. Pro Haus wird es eine Küche mit Aufenthaltsraum und gemeinschaftlich genutzte Sanitärräume geben. Bei voller Belegung der Einzel- und Familienzimmer können dort maximal 70 Menschen leben. Der Architekt zeigte auch die Möglichkeit auf, die rund 2,7 Millionen Euro teuren Gebäude später als Häuser mit Ein- bis Drei-Raum-Wohnungen umzugestalten.

Die Planung ist fix

Ein Grundstückseigentümer sagte, dass durch die geplanten Kfz-Stellplätze hinter dem zweiten Gebäude im südlichen Bereich die gegenüberliegenden Flächen an der Bachstraße an Wert verlieren würden. Ein anderer Eigentümer, dessen Grundstück samt Wohnhaus direkt an die Fläche der Gemeinde angrenzt, sagte, dass er durch die Parkplätze Lärm und Abgase befürchte. Der Bürgermeister Daniel Töpfer antwortete, dass man alle Grenzabstände einhalte und die Bauvorschriften genau beachte. „Wir werden an der Planung nichts mehr ändern“, sagte Töpfer zur Diskussion um die Parkflächen. „Der Gemeinderat hat das so beschlossen.“ Im Übrigen handele es sich um einen regulären Parkplatz. „Ich verstehe, dass Sie die Vorgaben einhalten, aber für mich sind’s halt Nachteile“, entgegnete der betroffene Anrainer.

Ein anderer Weissacher fragte, wie hoch der Zaun sein dürfe, den man als Sichtschutz und gegen den Lärm aus der Flüchtlingsunterkunft entlang der Nachbargrundstücke bauen dürfe, und wer diesen bezahle. „Die Gemeinde wird keine Mauer oder einen hohen Zaun bauen,“ betonte Daniel Töpfer. „Warum auch?“ fragte er. „Das sind Menschen wie du und ich, ganz normale Mitbürger, da sind keine Konfliktfälle dabei“, sagte er. Auch die Befürchtung, dass die umgebenden Grundstücke durch die neue Bebauung in Zukunft nur noch halb so viel Wert seien, wies Töpfer zurück. Es bleibe wie jetzt auch schon bei einer Wohnbebauung.

Ein Zuhörer kritisierte, dass die Bevölkerung nicht vor dem Gemeinderatsbeschluss von dem Vorhaben informiert worden sei. Das Verfahren sei das gleiche wie bei einem privaten Bauvorhaben, so Töpfer. Aber alle Anlieger würden im Zuge des Bauantragsverfahrens angeschrieben und könnten ihre Einwendungen gegen das Projekt vorbringen, die das Baurechtsamt dann prüfe.

Integration mitten im Ort

Auf die Frage, warum die Flüchtlinge nicht dezentral in kleineren Einheiten untergebracht würden, sagte Töpfer, dass alle Wohnungen der Gemeinde vermietet oder zum Abriss vorgesehen seien. Ansonsten sei die Bereitschaft, Wohnraum zur Verfügung zu stellen, nahezu Null. Die neuen Gebäude dienten nur der kurzfristigen Unterbringung, bis die Flüchtlinge eine eigene Wohnung fänden, was allerdings sehr schwierig sei. Später könnten in den Häusern preisbegünstigte Wohnungen entstehen.

So soll die neue Unterkunft aussehen. Foto: Arcin
Töpfer betonte, dass es sich bei den Neubauten um Notunterkünfte handele, die nicht für eine Dauernutzung gedacht seien. „Wir stellen eine Grundausstattung zur Verfügung, mehr nicht“, sagte er auf die Kritik daran, dass es zu wenige Küchen gebe. Auf die Frage, ob nicht, wie andernorts auch, Container hätten aufgestellt werden können, antwortete Töpfer, dass man so wirtschaftlich wie möglich bauen wolle. Container, möglicherweise abseits in einem Gewerbegebiet, seien da die schlechtere Lösung. Man wolle die Flüchtlinge mitten im Ort, im sozialen Leben, unterbringen.

Hauptamtsleiterin Nadine Pfaffeneder erläuterte das umfangreiche Betreuungskonzept für die Flüchtlinge, und Magdalena Zipperlen schilderte zudem die Arbeit des Weissacher Forums Asyl. Peter Oppmann vom Forum, der das Haus in Flacht ehrenamtlich betreut, sagte, dass es dort ruhig sei und wenig Probleme gebe. „Wenn ich den Bewohnern etwas sage, klappt das“, so Oppmann. „Wo viele junge Männer zusammenleben, gibt es auch mal Diskussionen, aber im Großen und Ganzen läuft es in dem Haus gut“, versicherte er.