Mit neuen Schutzanzügen kann die Feuerwehr schneller reagieren, wenn jemand auf einem zugefrorenen See einbricht.

Leonberg - Der Alarm geht um 11.23 Uhr bei der Feuerwehr in Leonberg ein: Eine Person ist auf dünnem Eis eingebrochen und kann sich nicht mehr selbst ans Ufer retten. Zehn Minuten später ist Feuerwehrmann Florian Unger bei der eingebrochenen Person angekommen und kann sie sichern.

 

„Das war jetzt unsere erste Übung unter Realbedingungen“, sagt Matthias Fritz. Er ist bei der Leonberger Wehr in der Projektgruppe Eisrettungskonzept. Zwei neue Eisanzüge gehören jetzt zur Ausstattung der Feuerwehr. Einer befindet sich in der Wache in Leonberg und einer in Warmbronn. „Die schützen unsere Einsatzkräfte jetzt sehr viel besser“, erklärt Fritz. Geübt wurde im Leobad, „unter nahezu idealen Bedingungen“.

Bei der Übung wird eine Puppe gerettet

Erstens ist das für die Einsatzkräfte eine recht sichere Umgebung. Und zweitens hat das Eis eine ideale Stärke zum Üben. „Wenn man im Liegen darüber robbt, dann hält es gerade noch so. Aber sobald man sich aufrechter bewegt, bricht man sofort ein“, erklärt Matthias Fritz. Das komme den Bedingungen bei realen Einsätzen sehr nahe.

Die eingebrochene Person ist natürlich nur eine Übungspuppe. Der Retter aber echt. Und so kämpft sich Florian Unger dann vom anderen Beckenrand gut 45 Meter auf dem Bauch robbend über das brechende Eis. Und zieht dabei eine Schleifkorbtrage mit sich. Beide sind jeweils an langen Seilen gesichert, die auf dem Wasser schwimmen und nicht untergehen. Sobald Unger an der Übungspuppe angekommen ist, sichert er sie am Arm. Dann zieht er sie aus dem Wasser in die Trage. Die Kameraden helfen , die beiden am Seil wieder zurück an Land zu ziehen.

Der Anzug hält nicht nur trocken, sondern auch warm

Nach knapp fünf Minuten ist Florian Unger bei der Übungspuppe angekommen. Foto: Feuerwehr
Der Schutzanzug hält dabei nicht nur trocken, sondern auch richtig warm. Und er verkürzt die Rettungszeit enorm. „Ohne die neue Ausrüstung hätten wir nach Erreichen des Einsatzortes improvisieren müssen“, erklärt Matthias Fritz. Doch im Fall der Fälle zählt jede Minute. „Beim Einbrechen ins Eis kann es durch den Temperaturunterschied sofort einen Kälteschock geben, der zur Handlungsunfähigkeit führt.“ Ist das nicht sofort der Fall, kommt es aber nach einigen Minuten dazu. Dann folgt die Bewusstlosigkeit.

„Wird die Person nicht schnell gerettet, folgt der Tod durch Ertrinken oder Unterkühlung“, sagt Fritz. Dann bliebe nur noch die Bergung durch die Rettungstaucher der Feuerwehr Stuttgart, die in solch einem Fall ebenfalls alarmiert werden.

„Wir empfehlen in jedem Fall, nicht aufs Eis zu gehen“, sagt Fritz. Am Stadtparksee und am Warmbronner See ist das ohnehin verboten. Falls man sieht, wie jemand ins Eis einbricht, solle sofort die 112 gerufen werden. Falls die Person nicht zu weit weg ist vom Ufer, könne man versuchen, Seile zu werfen oder Leitern aufs Eis schieben, falls vorhanden. „Wir raten davon ab, eine Art Menschenkette aufs Eis zu schieben“, sagt Matthias Fritz.

Auch Tiere werden gerettet

Aus den vergangenen Jahren ist der Feuerwehr Leonberg kein Fall bekannt, bei dem ein Mensch gerettet werden musste, der im Eis eingebrochen war. Vor zwei Jahren gab es den Fall, dass ein Achtjähriger durch die dünne Decke des Stadtparksees brach und von zwei Schülern gerettet wurde. Dabei war aber kein Notruf abgesetzt worden.

„Zu unseren Pflichtaufgaben gehören neben der Menschen- auch die Tierrettung“, sagt Matthias Fritz von der Leonberger Feuerwehr. Die Nummer 112 könne also auch gewählt werden, wenn etwa ein Hund auf dem Eis einbricht oder Enten und Gänse auf einem See festfrieren.