Seit Anfang der 1970er Jahren betreibt der Internationale Bund die Unterkunft für Auszubildende beim BSZ. Diese ist in die Jahre gekommen, wird abgerissen und neu gebaut.

Keine Frage, das Jugendgästehaus im Leonberger Fockentalweg 14, das gleich neben dem Beruflichen Schulzentrum liegt, ist längst in die Jahre gekommen. Spuren seines Alters sind nicht nur an der bröckelnde Außenfassade mit den maroden Fenstern zu erkennen. Auch das Innere ist dem Verfall geweiht. Es könnte mit Sicherheit viele Geschichten erzählen von Menschen, die dort vorübergehend während ihrer Ausbildung gewohnt haben.

 

Hilfe für heimat- und arbeitslose Jugendliche

Anfang der 1970er Jahre wurde es vom Träger, dem Internationalen Bund (IB), gebaut. Dieser wiederum wurde 1949 in Tübingen gegründet. Unmittelbar nach Kriegsende schwoll der Flüchtlingsstrom Richtung Westen an. Darunter waren Tausende eltern-, heimat- und arbeitsloser Jugendliche, die sich ohne Wurzeln, ohne Hoffnung und Perspektive treiben ließen, auf der Straße oder in Auffanglagern lebten. Diese jungen Menschen wollte der Internationale Bund auffangen, unterstützen und ihnen den Zugang zur Arbeitswelt ermöglichen.

Heute ist der IB als freier Träger deutschlandweit in den Bereichen soziale Arbeit, Bildung und berufliche Ausbildung aktiv und unterhält bundesweit Hunderte von Einrichtungen. Ein Zweig des IB ist das Wohnen. Und wer beispielsweise Berufe wie Stuckateur, Augenoptiker, Mechatroniker, Industriemechaniker oder Kälteanlagenbauer lernt, kommt in überregionale Ausbildungsklassen zum Blockunterricht – auch an das Leonberger Berufsschulzentrum.

Neubau soll bis Ende 2023 stehen

Eine Unterkunft mit insgesamt 264 Betten bietet derzeit das Jugendgästehaus des IB. Ein Team aus etwa 18 Personen – Sozialpädagogen, Verwaltungs- und Leitungskräfte sowie Küchenpersonal – kümmert sich um die Gäste. Doch das Gebäude, das teilweise in markanter gelber Farbe gestrichen ist und daher manchem Leonberger besser bekannt ist unter dem Namen „Sanellabau“, wird bald abgerissen.

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„Lange wurde nichts mehr renoviert oder saniert. Zu lange“, sagt Gerardo Cardiello, der Regionalleiter Süd des Internationalen Bundes, und ist froh, dass sich in Kürze etwas tut. „Denn die Ansprüche sind auch bei jungen Menschen gestiegen.“ Ein Abbruchunternehmen wird voraussichtlich Ende April anrücken. Ein neuer, innovativer Gebäudekomplex soll Ende 2023 fertig gebaut sein.

Ein attraktiver Außenbereich

Entwickler, Bauträger und Investoren dieses 32 Millionen teuren Objektes sind Jan Müller-Seidler und Thilo Moser von der Projektentwicklungsgesellschaft Riedberg III, die im hessischen Nidda angesiedelt ist. „Geplant ist der Neubau eines Schüler- und Auszubildenden-Wohnheimes mit insgesamt 192 Appartements und 384 Bettenplätzen nach modernsten energetischen und qualitativen Ansprüchen“, sagte Jan Müller-Seidler bei der Vorstellung des Projektes.

Die L-förmige Gebäudeanordnung erfahre eine optische Auflockerung. „Daraus entwickelt sich ein großzügiger attraktiver Außenbereich mit hoher Aufenthaltsqualität und unterschiedlichen Themenbereichen wie Terrassen, Sportangeboten wie Streetball, Crossfit oder Tischtennis.“

Barrierefreiheit im ganzen Gebäude

Im südwestlichen Teil des Erdgeschosses befinden sich dann das Büro der Verwaltung und die Sozialräume, die Mitarbeiterumkleiden und die WC-Anlagen. Daran schließen sich Mensa und Großküche, Gemeinschaftsraum mit Tischkicker und Billard an. Im östlichen Gebäudeteil finden der Konferenzbereich mit Workshopbüros und Tagungsküche Platz.

Im anderen Baukörper sind vom ersten bis zum vierten Obergeschoss die 192 Appartements, die über einen Mittelflur verbunden sind – komplett möblierte Doppelzimmer mit eigenem Duschbad und einem jeweiligen Küchenanschluss für insgesamt 385 Auszubildende. „Die Barrierefreiheit ist im ganzen Gebäude planerisch umgesetzt“, sagt Müller-Seidler. Auf knapp 8000 Quadratmetern sind insgesamt 18 barrierefreie Appartements mit 36 Betten und zwei rollstuhlgerechte Appartements mit vier Bettenplätzen berücksichtigt.

Erbpacht geht auf den Investor über

Der Investor Riedberg III GmbH & Co. KG hat mit dem Internationalen Bund einen langfristigen pauschalen Mietvertrag für das gesamte Gebäude abgeschlossen. „25 Jahre sind erst einmal gesichert“, sagt Gerardo Cardiello. Der IB ist also der eigenverantwortliche Betreiber und vermietet die Appartements an die Auszubildenden. Eigentümer des Grundstückes ist der Landkreis Böblingen. Die Erbpacht geht nun vom IB auf den Investor über.