Wenn die Popstars kommen, ist auch in Leonberg der Duft der großen weiten Welt zu riechen: Das Duo Glasperlenspiel macht bei Leonpalooza die Fans glücklich.

Leonberg - Die Action geht in Leonberg ab. Wer braucht da noch Stuttgart?“ Der euphorische Vergleich eines Fans beim Auftritt von Glasperlenspiel auf dem Festival Leonpalooza mag gesamt gesehen doch ein wenig überzogen sein. Aber tatsächlich herrscht beim Konzert des Elektropop-Duos aus Stockach ein gutes Maß jener Atmosphäre, die sonst auf den großen Konzertereignissen zu erleben ist.

 

Und würden nicht die Corona-Vorschriften ein allzu intensives Ausleben persönlicher Emotionen untersagen, so wäre auf dem Bürgerplatz vor der Stadthalle so richtig was los. Aber immerhin: Die Anhänger von Sängerin Carolin Niemczyk und Keyboarder Daniel Grunenberg stehen, singen und bewegen sich, bleiben aber artig vor ihren Paletten-Sofas, so wie es die Abstandsregeln gebieten.

Hoher Frauenanteil

Dass hier angesagte Popstars nach Leonberg kommen, merkt man schon am Morgen. Einige Menschen haben die Nacht in der Nähe verbracht, um bloß rechtzeitig da zu sein. Den Kaffee, den der Leonberger Veranstaltungsmanager Nils Strassburg ihnen reicht, nehmen die wackeren Anhänger gerne an.

Wobei es mehr Anhängerinnen sind. Der Frauenanteil im Publikum ist auffällig hoch. Es sind keine strahlenden oder gar kreischenden Teenies, sondern junge Erwachsene, die sich mit der Musik des Duos, das auch privat ein Paar ist, den Abend versüßen.

Jenes Attribut, das Carolin Niemczyk am Ende selbst verwendet, um sich bei Auditorium für den „versüßten Abend“ zu bedanken, trifft es ganz gut. Hier gibt es keine Hochkultur, sondern gut gemachte Unterhaltung, die bisweilen Gefühle erzeugt. Die Stimme der Frontfrau ist klar und fröhlich. Ihr Partner hinter Keyboards und Computern sorgt für den schwungvollen Klangteppich.

Trennungsabsichten, die der 29-Jährigen unterstellt wurden, nachdem sie vor einem Jahr ein Soloalbum herausgebracht hatte, sind vor der Stadthalle jedenfalls nicht festzustellen. Niemczyk und Grunenberg harmonieren erkennbar miteinander – eine Stimmung, die sich aufs Publikum überträgt. Beim größten Hit „Geiles Leben“ ist die Leonberger Fangemeinde ein großer Chor. Irgendwie sind an diesem Abend alle gut drauf. Die Band sagt hinterher gar, dass es ihr stimmungsmäßig bestes Konzert der vergangenen Monate war. Sie wollen wiederkommen.

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Kein Wunder also, dass auch der geistige Vater von Leonpalooza gut drauf ist. Nach der ersten Woche kann Nils Strassburg ein positives Resümee ziehen. Die Mischung aus Musik unterschiedlicher Genres, Kabarett und Comedy kommt gut an. Neben den bekannten Künstlern hatte es einen Abend mit The Journey Black, Syrence und Banana Chicks gegeben. Das Jugendhaus Leonberg hatte den Abend mit den Nachwuchsbands organisiert.

Das breit gefächerte Programm erklärt übrigens den Namen des Festivals: Leonpalooza erinnert an Lollapalooza, jenes amerikanische Großereignis, das wie nur wenige für kulturelle Vielfalt steht und seit dem Start vor knapp 30 Jahren etliche Ableger in den bedeutenden Metropolen der Welt hat, darunter in Berlin.

Große Namen am Wochenende

Kleiner, aber umso feiner geht es bei Leonpalooza weiter. Und wieder bunt gemischt. Quasi ein Heimspiel hat am Mittwochabend Fools Garden. Die Pforzheimer kündigen eine „Electro-Accoustic-Session“ an, bei der es viele neue Songs zu hören gibt, aber natürlich auch Lemon Tree. Sozusagen auf der Straße groß geworden ist das Duo, das am Donnerstag auftritt: Koray Cinar und Francesco Caruso haben als Duo Parallel ihre erste LP vorgelegt und präsentieren sie jetzt nicht mehr in den Straße von Stuttgart, sondern auf der Festivalbühne von Leonberg.

Große Namen stehen am Wochenende an: Comedy-Star Dodokay kommt am Freitag. Die große Julia Neigel gibt sich mit ihrer Band am Samstag die Ehre. Und der Stand-up-Künstler Ingo Oschmann ist am Sonntag zu bestaunen. Außerdem gibt es am Sonntag für Jung und Alt um 13.30, 15 und 16.30 Uhr ein fantastisches Familienvarieté mit den „Aristokraten“.