Die Arbeit unter Corona-Bedingungen belastet Pflegepersonal und Ärzte gleichermaßen. Zwei Stimmen aus Leonberg.

Leonberg - Der Einstieg von Anne Groneberg war alles andere als einfach: „Ich habe direkt in der Coronaphase angefangen. Das zerrt schon an den Nerven.“ Die Pflegedirektorin im Leonberger Krankenhaus zieht ihren Hut vor ihrem Team. „Die Arbeit unter Coronabedingungen ist sehr aufwendig und eine körperliche wie seelische Herausforderung“, sagt Anne Groneberg. „Das Tragen der Schutzmontur ist sehr anstrengend und auch die Besucherbeschränkungen fordern unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Denn jetzt sind sie bei den Patienten noch mehr als fürsorgliche Ansprechpartner gefragt.“

 

Einige gute Leute sind gegangen

Zusätzlich machen der Chefin von rund 300 Menschen, die in der Leonberger Klinik im Pflegebereich tätig sind, die Arbeitsbedingungen und die Fluktuation große Sorgen: „Ich wünsche mir, dass unsere Leute bei der Stange bleiben. Wir haben einige gute verloren.“ Gefragt, das betont Anne Groneberg, ist hier die Politik. „Dabei geht es nicht nur um finanzielle Aspekte, sondern auch um Wertschätzung und die Rahmenbedingungen. Unsere Pflegerinnen und Pfleger müssen einfach die Zeit haben, um sich um die Patienten zu kümmern.“

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Ähnliche Erfahrungen macht auch Michael Sarkar. „Auch die Medizinerinnen und Mediziner müssen die Schutzkleidung tragen“, weiß der Ärztliche Direktor des Krankenhauses in Leonberg. „Zudem hat die Zahl der belastenden Gespräche, die wir mit Patienten, Angehörigen und unserem Team führen, stark zugenommen.“ Rund 600 Covid-Patienten wurden in Leonberg seit Beginn der Pandemie behandelt. Dafür wurde ein Bereich der Klinik freigeräumt und isoliert. „Das schafft natürlich auch Probleme in den anderen Abteilungen. „Wir haben weniger Kapazitäten für andere Operationen“, berichtet Michael Sarkar, der in Leonberg die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie leitet.

Probleme bereiten besonders die Finanzen

„In der Spitze hatten wir bis zu 95 Patienten im Zusammenhang mit Covid, jetzt sind es 56“, sagt der Chefarzt. Trotz aller Probleme sieht Michael Sarkar die Versorgungslage als nicht gefährdet an: „In patientennahen Bereichen haben wir eine Impfquote von mehr als 90 Prozent, insgesamt sind es 80 Prozent.“ Das Team sei sich seiner Verantwortung bewusst. Probleme sieht der Ärztliche Direktor aber in einem ganz anderen Bereich: „Die finanzielle Situation aller Kliniken ist äußerst prekär.“