Vor 20 Jahren wurde die Kreismülldeponie bei Warmbronn geschlossen. Nun soll das Rübenloch für rund 15 Millionen Euro abgedichtet werden.

Leonberg - Wer den Aufstieg auf den Eltinger Blick wagt, wird mit einem tollen Ausblick in Richtung Engelberg belohnt. Den Turm kann man sehen, die Hochhäuser rings um das Leo-Center und auch die Kirchtürme in Eltingen und in der Altstadt sind gut zu erkennen. Wer den Blick über den Häckselplatz hinaus schweifen lässt, der sieht vor allem eines: Grün. Bäume, Sträucher, Wiese, dahinter dann irgendwo Warmbronn.

 

Doch damit ist es von Herbst an erst einmal vorbei. Denn wo es oben so schön grünt, da liegt jede Menge Abfall darunter. 1999 wurde die Kreismülldeponie Leonberg geschlossen, die sich an dieser Stelle befand. Und die soll nun über einen Zeitraum von fünf Jahren abgedichtet werden. Dafür muss ein großer Teil des wiederaufgeforsteten Waldes abgeholzt werden, womit Ende des Jahres begonnen wird. „Das ist ein großes Umweltschutzprojekt“, sagt Wolfgang Bagin, der Chef des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWB) im Kreis. Dieser hat das Gelände am Rübenloch von der Stadt Leonberg bis 2048 gepachtet und betreibt hier einen Häckselplatz, eine Sortierstation und die Schadstoffannahmestelle.

Welche Stoffe dort lagern, ist nicht bekannt

Seit 1967 war am Rübenloch der Abfall aus dem Altkreis abgelagert worden – welche Stoffe genau hier gelandet sind, ist nicht bekannt. Zwar wurde der Müllberg nach der Stilllegung von oben abgedeckt. Doch unten drunter gärt es weiter. Entstehendes Deponiegas wird zwar abgesaugt und in Strom umgewandelt. Doch das Sickerwasser sorgte weiter unten immer wieder für Probleme. Nach der Abdichtung soll es laut AWB kaum noch Sickerwasser geben, das dann auch aufgefangen würde.

Leonberg ist die letzte der drei ehemaligen Kreismülldeponien, die abgedichtet wird. Böblingen wurde bis 2015 abgedeckt, Sindelfingen bis 2017. Das Gelände in Leonberg umfasst etwa 23 Hektar, von denen 14 jetzt umgearbeitet werden sollen. Dabei gibt es einige Probleme. „Die Deponie umfasst 130 Höhenmeter und wurde terrassenförmig entlang des Berges aufgeschüttet“, erläutert Thomas Schweizer, der Projektleiter für die Abdichtung und Rekultivierung der drei ehemaligen Mülldeponien. Einen Teil der Arbeiten wird man also vom Glemstal unten aus sehen können.

Zahlreiche Biotope in der Umgebung

Zum anderen gibt es rings um das Gelände mittlerweile zahlreiche Biotope, die von der Umweltgruppe des Bürgervereins Eltingen, den „Schlammbrüdern“, betreut werden. Außerdem hat ein Artenschutzgutachten vor einigen Jahre die geschützten Zauneidechsen  und  den  Neuntöter am Rübenloch nachgewiesen. Die kleine Vogelart sei jedoch in den vergangenen zwei Jahren nicht mehr gesichtet worden. Die Eidechsen will man vergrämen, wofür eine Ausnahmegenehmigung notwendig ist. Falls das nicht erfolgreich sein sollte, müssten sie umgesetzt werden.

Im Spätherbst sollen die ersten Bäume gefällt werden. Die eigentliche Sanierung startet dann 2020. Diese verläuft in verschiedenen Stufen. Über den Abfall und die vorhandene Erdschicht kommt zunächst Ausgleichsmaterial, dann eine abdichtende Lehmschicht, auf die eine Kunststoffbahn aufgebracht wird. Über das Schutzvlies wird Schotter zum Entwässern aufgeschüttet und anschließend zwei Meter Erdreich, damit wieder Bäume gepflanzt werden können.

Alles abzudichten, dauert vermutlich fünf Jahre

Fünf Jahre wird es dauern, bis alles abgedichtet ist. Die Kosten dafür gibt der AWB mit zehn bis 15 Millionen Euro an. „Sindelfingen hat zehn Millionen Euro gekostet, aber Leonberg ist größer. Am Ende müssen wir sehen, was der Markt hergibt“, sagt AWB-Chef Bagin. Das Geld habe man aber bereits vor 25 Jahren zurückgelegt. „Der heutige Gebührenzahler wird damit nicht belastet.“ Als Standort für eine große Fotovoltaik-Anlage wie in Sindelfingen komme das Rübenloch aber nicht in Frage.

Als der AWB die Pläne im Planungsausschuss vorstellte, stieß das Vorhaben auf wenig Begeisterung. „Das ist ein Zudecken. In 50 Jahren müssen wir wieder ran. Warum kann man alte Mülldeponien nicht recyceln?“, fragte Rainer Zachert (Neue Liste). „Es wird seit Jahrzehnten diskutiert, ob man nicht aufgeschichtete Deponien auflösen und dabei vielleicht sogar Rohstoffe gewinnen könnte. Aber aktuell gibt es kein Verfahren, das wirtschaftlich sinnvoll wäre“, erklärte Bagin. Das wäre am Ende ein Milliardenbetrag.

Sorgen machte den Gemeinderäte auch, dass – trotz Begrünung – der Boden ja versiegelt wird. „Wie verhindert man, dass der Hang verrutscht?“, wollte Christa Weiß (SPD) wissen. Dazu habe die Schutzfolie Noppen, erklärte Thomas Schweizer: „In Böblingen und Sindelfingen war es bislang kein Problem.“ Allerdings müsse man zusätzliche Regenrückhaltebecken anlegen. „Wenn uns in der Bauphase aber ein 150-jähriges Starkregenereignis erwischt, dann werden wir nicht viel machen können“, meint der Projektleiter. In seiner nächsten Sitzung am Dienstag, 7. Mai, muss sich dann der Gemeinderat noch mal mit dem Thema beschäftigen.