Der Bäderbetrieb wird in die Stadtwerke eingegliedert. Die Politik hofft auf Effizienz und Transparenz.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Wenn an diesem Mittwoch um 7.30 Uhr nach anderthalbjähriger Sanierungsphase das Leobad wieder öffnet, werden die Mitarbeiter des städtischen Bäderbetriebes alles daran setzen, dass sich die Gäste nach der langen Zwangspause so richtig wohl fühlen.

 

Doch das Wiederaufleben des Badebetriebes ist nicht das einzige Thema, das das Team um den Chef Stefan Hilse derzeit beschäftigt. Hinter den Kulissen wird an einem weiteren Projekt gearbeitet: Die Bäder sollen zum Jahreswechsel unter das Dach der Stadtwerke kommen.

Das Ziel liegt auf der Hand: Das jährliche Defizit von rund vier Millionen Euro soll durch schlankere Strukturen, mehr Effizienz und letztlich durch einen steuerlichen Querverbund bei den Stadtwerken reduziert werden. Das bedeutet, dass innerhalb des Eigenbetriebs mit Gewinnen aus einem Geschäftsfeld, etwa dem Verkauf von Energie, Verluste an anderer Stelle aufgefangen werden können.

Neues Bezahlmodell

Zudem plant die Stadt, die Tarifstrukturen überschaubarer zu machen. Wenn etwa Schulen für den Sportunterricht zwei Bahnen im Hallenbad buchen, so bezahlen sie 1,80 Euro pro Schüler, unabhängig davon, wie lange die Bahnen tatsächlich belegt werden. Doch in der Praxis werden 20 Prozent der reservierten Flächen von den Schulen überhaupt nicht genutzt, könnten also an andere Interessenten vergeben werden. Dieses Modell soll nun geändert werden: Abgerechnet wird die Zahl der Bahnen und der bestellten Zeit, egal ob sie voll ausgekostet wird oder nicht.

Auch die Wassersportvereine müssen sich auf Neuerungen einstellen: Bisher zahlen sie je Kurseinheit, losgelöst von der Zahl der Teilnehmer. Das bedeutet, dass die eigentliche Nutzungsgebühr oft gering ausfällt. In der Zukunft müssen sie den vollen Betrag bezahlen, können aber bei der Stadt einen Zuschuss im Rahmen der Vereinsförderung beantragen. Damit würde nicht mehr der Etat des Bäderbetriebs belastet, sondern die Position Vereinsförderung im städtischen Haushalt.

Für die Mitarbeiter selbst stehen keine gravierenden Änderungen ins Haus. Der Tarifvertrag bleibt bestehen. Der Gemeinderat sieht das Vorhaben tendenziell positiv. „Die bisherigen Entscheidungswege sind umständlich und intransparent“, erklärt der SPD-Fraktionsvorsitzende Ottmar Pfitzenmaier. Eine mittel- bis langfristige Entlastung dürfe aber nicht auf Kosten der Schulen und Vereine gehen. Ob der steuerliche Querverbund wirklich die erhofften finanziellen Vorzüge bringt, bezweifelt hingegen Birgit Widmaier. „Ich bin nicht überzeugt, dass das funktioniert“, sagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen. Skeptisch ist auch Axel Röckle: „Um Defizite auszugleichen, darf auf keinen Fall der Wasserpreis angehoben werden“, mahnt der Fraktionschef der Freien Wähler. „Große Effekte erkenne ich nicht.“

Sauna wahrscheinlich im Herbst

Trotz der kritischen Stimmen hat der Gemeinderat den Wechsel der Bäder in die Stadtwerke mit großer Mehrheit auf den Weg gebracht. Nach den Sommerferien soll die Stadtverwaltung eine neue Geschäftsordnung der Stadtwerke vorlegen. Dann wird endgültig entschieden.

Zum Bäderbetrieb gehören neben dem Leobad auch das Hallenbad und die Sauna. Das Hallenbad hat während der Freibad-Saison immer geschlossen. In der Sauna sind coronabedingt seit März die Öfen aus. Wann es dort weitergeht, ist unklar. Es ist davon auszugehen, dass Hallenbad und Sauna im Herbst öffnen.