Lara Wöhr aus Malmsheim nimmt erfolgreich am Programm „pro Technicale“ im Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung in Hamburg teil. Die junge Frau ist eine von 15 Teilnehmerinnen, die sich dafür qualifiziert haben.

Renningen - In der Mittelstufe habe ich angefangen, mich für Technik zu interessieren, nachdem ich in der Roboter-AG war. Nach einem Pflichtpraktikum bei Bosch kam mir die Idee, Elektrotechnik zu studieren.“ Dass diese Sätze von einer jungen Frau kommen, in diesem Fall: der 18-jährigen Malmsheimerin Lara Wöhr, ist eher ungewöhnlich.

 

Elektrotechnikerinnen, Bauingenieurinnen oder Physikerinnen sind immer noch eine Seltenheit. Mit diversen Orientierungsprogrammen möchten Universitäten oder spezielle Initiativen daher Mädchen und Frauen für technische Berufe und Studiengänge begeistern. Lara Wöhr hat erfolgreich am Orientierungs- und Qualifizierungsjahr „pro Technicale“ im Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung in Hamburg teilgenommen, organisiert von der gemeinnützigen GmbH Sophia.T.

Von Studienvorbereitung bis Selbstverteidigung

Die Kurse bei „pro Technicale“ sind sehr unterschiedlich. Es gibt in einen Bereich mit Kursen in Hochschulmathematik und Physik, die das Ziel haben, alle Teilnehmerinnen auf das gleiche Niveau zu bringen. Sie dienen zur Studienvorbereitung. Ebenso gibt es Seminare zu Programmierung und Softwareentwicklung, technical English, Business-Knigge, Projektmanagement. „Wir haben in diesem Jahr aber zum Beispiel auch einen Selbstverteidigungskurs gemacht“, berichtet die Projektkoordinatorin Wiebke Pomplun. Ein Schwerpunkt liegt im Bereich Persönlichkeitsentwicklung. Die Teilnehmerinnen besuchen Seminare in Konfliktmanagement, Rhetorik, Teambuilding und Selbstreflexion. Auch Praktika gehören dazu und eine wissenschaftliche Projektarbeit. Einige Seminare und die Praktika können sich die Teilnehmerinnen auf ihr Studium anrechnen lassen.

„Die meisten wussten noch nicht, was sie möchten, für mich war es eigentlich schon klar“, erzählt Lara Wöhr. Nachdem sie sich für Elektrotechnik begeistert hatte, „habe ich keinen anderen Studiengang gefunden, der mir mehr Spaß machen würde“. Trotzdem wollte sie die Chance nutzen, sich über das Angebot weiterzubilden und neue Perspektiven zu erhalten. „Ursprünglich wollte ich ein Jahr ins Ausland, aber das ging wegen Corona nicht.“ Als sie dann von „pro Technicale“ erfuhr, bewarb sie sich direkt.

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Für die Aufnahme musste sie diverse Tests bestehen, insgesamt 15 Mädchen wurden zugelassen. Die Zeit in Hamburg hat sie als sehr abwechslungsreich erlebt. „Wir waren sogar mal segelfliegen und haben eigenständig Modellflugzeuge gebaut.“ Das Schreiben der wissenschaftlichen Arbeit sei eine sehr gute Vorbereitung für das Studium gewesen, das im Oktober begonnen hat. „Für mich war das die beste Entscheidung, ich konnte dabei viel an technischem Wissen dazugewinnen und habe auch sehr viel über mich selbst gelernt.“

Viele sind von ihren Zielen und Interessen überrascht

Dabei wurde ihr die Liebe zur Technik nicht in die Wiege gelegt, sondern entwickelte sich erst im Laufe der Schulzeit. „Ich habe damals auch nicht gezielt nach der Roboter-AG gesucht“, erzählt Lara Wöhr. „Die wurde eben angeboten, als ich in der sechsten Klasse war, und ich bin einfach mal hin, um mir das anzuschauen.“ Dabei wurde ihre Begeisterung für die Materie geweckt und schließlich für den Studiengang Elektrotechnik. Nach dem Bachelor-Abschluss besteht die Möglichkeit, sich für den Master zu spezialisieren, zum Beispiel auf Nanotechnik oder erneuerbare Energien. „Gerade das Thema erneuerbare Energien finde ich sehr interessant, aber um das zu entscheiden, habe ich ja noch ein bisschen Zeit.“

Viele staunen zunächst, wenn sie von ihren Interessen und Zielen erfahren. „Ich bekomme tatsächlich noch oft den Kommentar: ,Das hätte ich gar nicht erwartet.‘ Also nicht negativ, aber viele sind erst mal überrascht“, berichtet sie. „Weil das noch sehr verbreitet ist, dass das eine reine Männersache ist. Für mich war das immer eine Selbstverständlichkeit, deshalb bin ich die Diskussion fast schon leid.“