Wenn rund um das neuralgische Leonberger Dreieck Stau herrscht, donnern die Lastwagen durch Heimerdingen. Die Anwohner leiden. Doch ein Durchfahrtsverbot ist nicht durchsetzbar. Die Stadt setzt auf ein anderes Mittel.

Ditzingen - Lastwagen aus dem Landkreis Böblingen, Sattelschlepper aus Pforzheim, Kraftfahrzeuge aus der gesamten Region – die Heimerdinger wissen auch ohne Verkehrsnachrichten, wann und auf welcher Autobahn Stau ist, ob auf der A 8 oder A 81. Dann nämlich quält sich der Durchgangsverkehr durch die kurvenreiche enge Ortsdurchfahrt – oder sucht sich gleich Schleichwege durch den Ort: Heimerdingen ist die Überlandverbindung rund um das neuralgische Leonberger Dreieck.

 

Nur eine Ortsumfahrung könnte helfen

Nach den jüngsten Erhebungen zum Thema Schwerlastverkehr queren 550 Lastwagen – allesamt größer und schwerer als Dreieinhalbtonner – binnen 24 Stunden das ehemalige Bauerndorf. Dabei handelt es sich ausschließlich um überörtlichen Verkehr.

Lärm, Gestank und Stau sind dabei nur die offensichtlichen Nachteile, die der Verkehr für die Heimerdinger bringt. Ganz zu schweigen von den Passanten, die, wie im Gemeinderat berichtet, zur Seite springen, weil ein Lastwagen in der engen Kurve den Bürgersteig überfährt.

Letztlich könne das Problem nur eine Ortsumfahrung lösen, sind sich die Ditzinger seit Jahren einig. Pläne dafür gibt es, die Stadt plant, das Land finanziert die Trasse. Aber deshalb sind die Ditzinger auf die Beteiligung des Landes angewiesen – und müssen warten, bis das Geld für das rund 14 Millionen teure Projekt bereit gestellt wird. Baubeginn könnte 2023 sein.

Teilweise wird Tempo 30 kommen

Um die Situation in der Zwischenzeit zu entschärfen hatte sich der Gemeinderat im Rahmen des Lärmaktionsplans mit Maßnahmen befasst. Das Paket sieht Temporeduzierungen auf 30 Stundenkilometer auf definierten Straßenabschnitten vor. Zudem wurde die Verwaltung beauftragt, abermals ein Lkw-Durchfahrtsverbot zu prüfen.

Die Stadt beauftragte ein Planungsbüro. Das Ergebnis hatte die Verwaltung noch vor Weihnachten vorgelegt. Das Ergebnis: Ein Durchfahrtsverbot wird rechtlich nicht durchsetzbar sein. Das Planungsbüro bekräftigte damit die Haltung der Stadtverwaltung. Gleich mehrere Punkte sprechen laut den Experten demnach dagegen.

Zum einen handle es sich nicht um Durchgangsverkehr, wenn die Fahrt dem Güterverkehr innerhalb von 75 Kilometer diene. Das von der Verwaltung beauftragte Büro, die Planungsgruppe SSW aus Ludwigsburg, analysierte deshalb die Reichweite des Schwerlastverkehrs durch Heimerdingen. Die Planungsgruppe kam zu dem Ergebnis, dass lediglich 25 bis 35 der insgesamt täglich 550 Schwerlasttransporte mehr als 75 Kilometer vom Start- zum Zielpunkt unterwegs sind.

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Ganz unabhängig davon ist zum anderen auch das eigentliche Problem bisher nicht gelöst: Würde Heimerdingen für den Schwerlastverkehr gesperrt, müsste eine Alternativroute ausgewiesen werden. Doch diese gibt es nicht.

Ziel: Lebensqualität verbessern

So deutlich das Ergebnis die Pläne für ein Lkw-Durchfahrtsverbot zunichte macht, so sehr verdeutlicht es aus Sicht der Ditzinger den Bedarf – und die Wirksamkeit – der Heimerdinger Ortsumfahrung. „Das betrifft vor allem den dominanten Lkw-Durchgangsverkehr Richtung Hemmingen und Richtung Hirschlanden“, teilt die Verwaltung mit. Dieser könne dann die bestehenden Umfahrungen nutzen, ohne die Ortschaften zu queren.

Heimerdingen ist das letzte der vier ehemals eigenständigen Dörfer und heutigen Ortsteile Ditzingens, die nach und nach eine Umgehungsstraße bekamen. Auf diese Weise will der Gemeinderat innerorts die Teilorte durch eine Verbesserung der Lebensqualität stärken.