Die Aktivisten für den Breitbandausbau fühlen sich vernachlässigt und kehren der Agenda 21 den Rücken.

Leonberg - Die „Initiative Glasfaser für Leonberg“, ein privater Zusammenschluss, der sich ehrenamtlich für den Ausbau des Glasfasernetzes in der Stadt stark macht, tritt aus der „Lokalen Agenda 21“ aus. Der Grund: der Großteil der siebenköpfigen Gruppe beklagt „mangelnde Unterstützung und fehlenden Respekt“ seitens der Stadtverwaltung, insbesondere seitens des Oberbürgermeisters Martin Georg Cohn (SPD).

 

In einem offenen Brief an den Gemeinderat, der von sechs der sieben Aktiven unterzeichnet ist, schildern diese einen „Vorfall, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat“. Demnach hatten zwei Initiativen-Vertreter im September mit dem städtischen Wirtschaftsförderer Benjamin Schweizer „Ideen der Vorvermarktung“ für den Glasfaserausbau in der Kernstadt abgestimmt. Denn die Telekom als Betreiber hatte zur Voraussetzung gemacht, dass sich mindestens 2100 Haushalte verbindlich ans schnelle Netz anschließen lassen. Diese Quote ist mittlerweile mit 2700 Vorverträgen weit überschritten.

Wunsch nach einem Flyer

Cohn hatte angekündigt, in einem Brief an alle Haushalte für den Anschluss zu werben. Die Glasfaser-Initiative wünschte sich deshalb, dass ein eigener Flyer dem OB-Schreiben beigelegt werden sollte.

Die jetzt von der Glasfaser-Gruppe vorgebrachten Kritikpunkte sind vielfältig: Sie beklagen, dass sie sowohl in Cohns Brief an die Bewohner der Innenstadt mit Eltingen, als auch auf der städtischen Homepage oder im Amtsblatt „mit keiner Silbe erwähnt“ wurden. Der Flyer habe dem OB-Brief „natürlich“ nicht beigelegen. Über all das sei die Initiative nicht informiert worden: „Am Ende hatte man nach erfolgreicher Vermarktung nicht einmal ein einfaches Danke für uns übrig.“ Für Daniel Pötzsch, Olivier Kikillus, Steffen Gloss, Robert Scheck, Günter Kautzmann und Harald Strobel ist dies „ein Schlag ins Gesicht, absolute Respektlosigkeit und Missbilligung des Ehrenamts.“

OB bestreitet Vorwürfe

Der so Gescholtene weist die Vorwürfe zurück. Martin Georg Cohn betont, dass die Telekom letztlich Herr des Verfahrens ist und die Vorvermarktung der Glasfaseranschlüsse nicht nur in der Kernstadt, sondern auch in Warmbronn federführend gesteuert hat. Dass die Stadt die Glasfaser-Gruppe völlig ignoriert habe, bestreitet der OB: „Wünsche der Agenda-Gruppe haben wir im Rahmen unserer Möglichkeiten umgesetzt: etwa Verweise auf unserer Homepage zur Arbeit der Gruppe oder eine Fragenserie im Amtsblatt“, erklärt Cohn. „Im Rahmen vieler Bürgeranfragen hat unsere Wirtschaftsförderung ebenso regelmäßig auf das Angebot der Agenda-Gruppe hingewiesen.“

Der Oberbürgermeister bestätigt das von der Glasfaser-Gruppe angeführte Gespräch. Zuvor sei mit der Telekom vereinbart worden, dass er, Cohn, die Bevölkerung „mit einem Schreiben auf den Breitbandausbau aufmerksam macht.“

Unverhältnismäßige Mehrkosten

Er bestätigt auch den Wunsch der Gruppe, ihr Infoblatt seinem Brief beizulegen. „Wir sind jedoch zu dem Ergebnis gekommen, dass der bereits gedruckte Flyer der Agenda-Gruppe nicht zu dem vorbereiteten Format gepasst und ein Neudruck nicht verhältnismäßige Mehrkosten verursacht hätte.“ Das sei der Initiative auch telefonisch mitgeteilt worden.

Martin Georg Cohn betont, dass er das ehrenamtliche Engagement nicht nur in den bisher elf Arbeitsgruppen unter dem Dach der Agenda ausgesprochen wertschätzt: „Wir sind sehr dankbar, dass es in Leonberg so viele engagierte Mitbürgerinnen und Mitbürger gibt, die sich in ihrer Freizeit einbringen.“, sagt der OB. „Aber es ist leider so, dass wir nicht alle Wünsche und Anregungen umsetzen können.“