Spätestens mit dem Kriegsbeginn in der Ukraine ist auch den Narren das Feiern vergangenen. Nun ist Solidarität vor Ort gefragt, kommentiert LKZ-Redaktionsleiter Thomas K. Slotwinski.

Altkreis Leonberg - Noch am Mittwoch wird so mancher Mensch, dem die Fasnet am Herzen liegt, mit gewisser Wehmut in Richtung Wochenende geblickt haben. Eigentlich hätte der Höhepunkt der tollen Tage vor der Tür gestanden. Doch wie schon der Pferdemarkt vor drei Wochen fällt auch die Fasnet abermals weitgehend aus. Die Coronapandemie lässt trotz der aktuellen Lockerungen keine Umzüge vor Menschenmassen oder andere Großveranstaltungen zu. Nicht nur in Weil der Stadt bleiben am Sonntag die Straßen leer.

 

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Die eine oder andere kleinere Zusammenkunft hätte es bis zum Dienstag indes bestimmt gegeben. Doch dann ist das eingetreten, was alles andere brutal überlagert: Auf europäischem Boden herrscht Krieg. Gerade einmal zwei Flugstunden entfernt sterben Menschen. Für die meisten von uns war das bis vor wenigen Tagen allenfalls eine Horrorvision, die schon nicht eintreten wird. Wir alle haben uns geirrt.

Due tödliche Bedeutung des Wortes Einmarsch

Da ist selbst gestandenen Narren nicht mehr zum Feiern zumute. Die meisten Aktiven machen keinen Hehl daraus: Sie sind erleichtert, dass die Feiern und Umzüge schon lange abgesagt waren. Hätte sich diese Frage erst am „Schmotzigen Donnerstag“ zum Auftakt der tollen Tage gestellt, wäre die Antwort wohl ungleich schwerer gefallen und hätte öffentliche Diskussionen nach sich gezogen.

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Nun ist alles anders und wir müssen rat- wie hilflos miterleben, dass das vielen nur aus alten Weltkriegs-Erzählungen bekannte Wort Einmarsch auch heute noch seine menschenverachtende wie tödliche Bedeutung hat: Eine fremde Macht bemächtigt sich eines anderen Landes – ohne jede Rücksicht auf Verluste.

Solidarität vor Ort hilft

Trotz aller Ohnmacht ist es gut, dass Kommunalpolitiker Solidaritätsadressen abgeben und mit Symbolik, etwa dem am Freitagabend in den ukrainischen Landesfarben angestrahlten Leonberger Rathaus, den Menschen nordöstlich des Schwarzen Meeres aber auch hier den Rücken stärken. Anna Walther aus Renningen ist eine von jenen, die ihre Wurzeln in der Ukraine haben und nun unseren mentalen Beistand braucht.

Keine Sippenhaft

Wobei wir nicht unsere Mitmenschen russischer Herkunft vergessen dürfen, von denen es ebenfalls zahlreiche in unserer Gegend gibt. Auch ihre Landleute leiden und sterben in diesem Krieg. Sie einfach in Sippenhaft für das Wüten des Kreml-Herrschers Putin zu nehmen, wäre infam.

So bleibt uns nur, uns gegenseitig aufzumuntern, den Rücken zu stärken und die ideelle Solidarität, die wir jetzt zeigen, in praktisches Handeln umzusetzen, wenn es drauf ankommt: Dann, wenn die Flüchtlinge aus der Ukraine bei uns ankommen.