Lange sehen die Handballer des SV Leonberg/Eltingen gegen den TSV Deizisau wie der Verlierer aus, dann stehen sie kurz vor dem Sieg – am Ende heißt es 31:31 (13:15).

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Ein Handball-Spiel geht über 60 Minuten, manchmal jedoch kapriziert sich die Dramatik einer Partie auf die letzten 300 Sekunden. Die Partie in der Württembergliga zwischen dem SV Leonberg/Eltingen und dem TSV Deizisau eskalierte zu einem emotionsgeladenen Krimi innerhalb der finalen fünf Minuten. Da hatten die Hausherren einen Vier-Tore-Rückstand von einem 26:30 in ein 30:30 verwandelt, und als Marius Hufnagel elf Sekunden vor dem Ende mit dem 31:30 die erstmalige (!) Führung für den SV erzielte, tobten die Leonberger Anhänger stehend auf der Tribüne – alles schien bereit für eine Jubelexplosion im Sportzentrum. Nur Yannik Taxis aus Deizisau legte sein Veto ein, drei Sekunden vor Schluss fand er gegen zwei Leonberger eine Lücke am Kreis und jagte den Ball zum 31:31 ins Tor. „Letzten Endes bin ich glücklich mit dem Punkt“, sagte SV-Trainer Christian Auer, „zugegebenermaßen waren die Deizisauer eigentlich näher am Sieg als wir.“

 

Warum das so war, hatte nicht nur eine Ursache. Eine Erklärung war zweifellos die etwas überzogene Rote Karte für Philip Schückle nach nur einer Viertelstunde, der sich im körperlich und emotional intensiven Duell mit Gegenspieler Taxis ziemlich aufgerieben hatte. „Das hat uns sehr weh getan“, stöhnte Auer. Zu allem Überfluss kamen die SV-Akteure vor 240 Zuschauern nicht wirklich in einen Spielfluss, insgesamt neun technische Fehler unterliefen ihnen in den ersten 30 Minuten, in der Abwehr kamen die Gäste zu einigen Toren ohne Körperkontakt – und im Angriff landeten viele Bälle nur im Fangnetz statt im Tornetz. „In der ersten Hälfte haben wir sehr gut verteidigt“, sagte TSV-Coach Stefan Eidt, „nach der Pause haben wir den Faden ein wenig verloren.“

Nach der Pause geht ein Ruck durch die Mannschaft

Da gibt’s keine Widerrede. Dass Eidt damit goldrichtig lag, war vor allem der mentalen Einstellung der Gastgeber zuzuschreiben, die sich trotz aller Widrigkeiten wie ein hartnäckiger Hund bei der Verfolgung eines Einbrechers niemals wirklich abschütteln ließen – auch wenn der Rückstand in zwei Spielphasen bis auf vier Treffer angewachsen war. Nach der Pause leisteten sich die SV-Spieler nur noch zwei technische Patzer – Rückraum-Mann Christoph Hönig trieb seine Kollegen unermüdlich an, steuerte das Spiel und setzte die Mitspieler gut in Szene, Rechtsaußen Felix Wiederhöft rückte mehr nach innen und kämpfte sich immer wieder energisch durch an den Kreis und erzielte insgesamt zwölf Tore. Einziger Wermutstropfen: Nachdem der 23-Jährige davor so zuverlässig von der Siebenmeterlinie war wie einst ein VW Käfer in den 1970ern auf der Reise nach Italien, setzte er dreieinhalb Minuten vor Schluss einen Strafwurf an die Latte. Dennoch kein Grund für ihn und seine Mitspieler, sich zu ergeben. „Ich bin sehr stolz auf meine Jungs“, sagte Trainer Auer, „sie haben wirklich jeden Nackenschlag in positive Energie umgewandelt.“

Noch eine Tatsache erfreute den Übungsleiter. Der TSV Deizisau kam zuvor auf einen Schnitt von 37 erzielten Toren pro Partie, Auers Mannschaft bliebt deutlich unter dieser eindrucksvollen Marke. „Wir konnten die Geschwindigkeit aus deren Angriff immer besser rausnehmen“, betonte der Coach. SV Leonberg/Eltingen: Schneider, Kellner – Wiederhöft (12/8), Hönig (5), Fischer (5), Kutzner (3), Binder (2), Wanner (1), Zimmermann (1), Hufnagel (1), Schückle (1).