Passiert nichts, fahren 21 Prozent mehr Autos durch die Stadt. Vorschläge für Umgehungsstraßen gibt es schon.

Weil der Stadt - Für Weil der Städter ist das keine Überraschung. An der Kreuzung bei der Heilig-Kreuz-Kapelle herrscht am meisten Verkehr in der Stadt. 21 800 Autos fahren dort pro Tag, hat ein Gutachten ergeben. Und es werden mehr: Bis 2035 wird erwartet, dass der Verkehr um 21 Prozent zunimmt. „Die Fertigstellung der B 464 hat leider nicht die gewünschte Entlastung für Weil der Stadt gebracht“, stellt Verkehrsplaner Hendrik Arnold vom Ludwigsburger Büro Kölz fest.

 

Für den Gemeinderat und die Stadtverwaltung hat er die Zahlen errechnet. Von der Bundesstraße  464 hatte man sich erhofft, dass etwas Verkehr um Weil der Stadt drumrum fließt, was aber offenbar nicht funktioniert. Klar ist deshalb: Es besteht Handlungsbedarf. Denn das Neubaugebiet Häugern samt Hotel und Discounter und mit dem sich eventuell im Industriegebiet niederlassenden Baumarkt sind weitere Faktoren, die für mehr Verkehr in der Altstadt sorgen.

Tempo 30 in der Paul-Reusch-Straße?

Einige Vorschläge hat Hendrik Arnold dazu erarbeitet: Die Umgestaltung der Paul-Reusch-Straße und den Bau zweier weiterer Umgehungsstraßen. „Am günstigsten umzusetzen ist der Vorschlag, zwei Knotenpunkte in der Stadt umzugestalten“, sagt Arnold. Das betrifft vor allem die Paul-Reusch-Straße, die derzeit wie eine innerstädtische Schnellstraße aussieht. Das Tempo könnte dort auf 30 reduziert und Mittelinseln und andere Hindernisse gebaut werden.

Ziel ist es, dass Autofahrer, die aus Richtung Renningen nach Merklingen wollen, künftig über die Malmsheimer Straße und das Industriegebiet fahren. Das könnte den Heilig-Kreuz-Knoten um 6,5 Prozent entlasten, prognostiziert Hendrik Arnold – eine „deutlich verbesserte Leistungsfähigkeit in der abendlichen Spitzenstunde“, sagt er. Ein weiterer Vorschlag ist der Bau einer Umgehungsstraße. Diese soll bei der aus Möttlingen kommenden L 343 vor dem Gymnasium abzweigen und runter zur B 295 Richtung Simmozheim führen.

„Das ist ökologisch nicht ganz einfach umzusetzen, da es durch ein Waldgebiet geht“, sagt der Verkehrsplaner. Den Heilig-Kreuz-Knoten würde das aber um 20 Prozent entlasten. Ein weiterer Vorschlag ist der Bau eines Bypasses. Autofahrer aus Schafhausen könnten direkt auf die Südumfahrung und müssten nicht über mehrere Kreuzungen kurven. Den Heilig-Kreuz-Knoten entlastet das um neun Prozent. Alle Maßnahmen zusammengerechnet entlasten den Heilig-Kreuz-Knoten um 22 Prozent, so steht es im Gutachten.

Tunnel nach Merklingen ist „völlig unrealistisch“

Jetzt liegt es an der Stadtverwaltung, die Vorschläge genauer zu prüfen und dem Gemeinderat konkrete Umsetzungsmaßnahmen vorzulegen. „Was wirklich realistisch ist, bleibt abzuwarten“, dämpft der Beigeordnete Jürgen Katzaber die Erwartungen. Katz weist zudem darauf hin, dass wegen vieler ökologischer Auflagen die große Zeit der Umgehungsstraßen vorbei sei. Einen uralten Vorschlag, nämlich einen Tunnel von der Jet-Tankstelle direkt unter Weil der Stadt hindurch nach Merklingen, habe man in das Gutachten gar nicht aufgenommen, weil das „völlig unrealistisch“ ist, wie Katz erklärt.

Parallel arbeitet die Stadtverwaltung an einem Radverkehrskonzept, das ebenfalls Entlastung beim Autoverkehr bringen soll. Wenn das Konzept fertig ist, sollen Querungshilfen für Radler, Schutzstreifen und Tempo-30-Reduzierungen kommen.