Weil dem VfL Pfullingen nach 0:4-Rücktand in Wangen in der Nachspielzeit noch das 4:4 gelingt, bleibt die SKV Rutesheim in der Fußball-Verbandsliga.

Das Bundesliga-Finale mit der Rettung des VfB Stuttgart in letzter Sekunde ist einzigartig gewesen. Wirklich? Was die Bundesliga kann, das geht in der Verbandsliga Württemberg allemal. Und das auch noch eine Runde dramatischer.

 

Am unbedingt nötigen Sieg der SKV Rutesheim gegen das Schlusslicht VfB Neckarrems gab es schon längst keine Zweifel mehr, als Pascal Maier in der 87. Minute das 6:0 schoss. Der Jubel? Eher gedämpft. Wegen der Geschehnisse in Leinfelden-Echterdingen, Wangen und Essingen bedeutete das halbe Dutzend zu diesem Zeitpunkt die unheilvolle Abstiegsrelegation. Der kurz bevorstehende Abpfiff würde nach einer überlangen Saison zum Anpfiff für Überstunden mutieren. Plötzlich Jubel unter den Zuschauern und auf der Rutesheimer Auswechselbank. Kurz darauf – nach Spielende – tanzende und hüpfende SKV-Spieler und -Verantwortliche, die „Nie mehr Landesliga“ skandieren. Das Tor des VfL Pfullingen zum 4:4 beim FC Wangen hat es möglich gemacht.

Vollgas-Fußball von der ersten Minute an

Die Dramaturgie dieses außergewöhnlichen letzten Spieltages: Die SKV Rutesheim benötigt einen Dreier gegen Neckarrems, um den punktgleichen, aber in der Tordifferenz um zwei Treffer besseren TSV Crailsheim zu überholen und zumindest den Relegationsplatz zu sichern. SKV-Trainer Marcel Pfeffer hatte Vollgas-Fußball versprochen, und den bekamen die rund 350 Zuschauer. Keven Müller (15.) und Michael Schürg (17., 26., 45.) schießen bis zur Pause ein 4:0 heraus.

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Crailsheim hält in Essingen nach 45 Minuten das 0:0, braucht aber schon ein kleines Wunder, um der SKV noch gefährlich zu werden. Auch Calcio Leinfelden-Echterdingen scheint mitzuspielen, liegt 0:3 gegen Heiningen zurück. Das wäre für Rutesheim schon der direkte Klassenerhalt. Mit zwei Toren in der Nachspielzeit der ersten Hälfte ist Calcio dann aber plötzlich wieder im Spiel. Das Hoffen auf Pfullingen scheint vergeblich. Obwohl der Rutesheimer Abteilungsleiter Jan Bolay von VfL-Seite das Versprechen bekommen hatte, dass die Mannschaft in Wangen alles geben würde, liegt Pfullingen in Wangen hoffnungslos mit 0:4 hinten.

Die SKV Rutesheim schaltet in Hälfte zwei gegen Neckarrems einen Gang zurück, um das Risiko eines Gegentores zu minimieren. Das reicht gegen den Absteiger, auch weil Jan Göbel zweimal stark pariert. Markus Wellert per Kopf (71.) und eben Pascal Maier (87.) erhöhen noch auf 6:0.

Pfullingen trifft in der Nachspielzeit

Keine gute Kunde kommt aus Leinfelden-Echterdingen. Calcio dreht das Spiel zum 4:3. Crailsheim liegt in Essingen mittlerweile zurück, ist aus dem Rennen. Bleibt nur noch der VfL Pfullingen. Aber was soll nach einem 0:4 schon noch passieren? Drei Tore innerhalb von sieben Minuten beispielsweise. Der VfL verkürzt auf 3:4. Dann lange nichts mehr – bis zur 93. Minute, als in Rutesheim gerade die 89. Minute angebrochen ist. 4:4, der Wahnsinn hat einen Namen: Matthias Dünkel erzielt seinen 17. Saisontreffer.

Saison mit vielen Widrigkeiten

Triumph statt Trübsal. Der SKV-Trainer Marcel Pfeffer kann es kaum fassen, ist sichtbar angefasst, muss erst einmal weg vom ganzen Trubel und zwei Minuten für sich sein. „Es ist ein krasses Gefühl“, versuchte er anschließend seine Emotionen in Worte zu kleiden. „Das hier ist einfach verdient. Wir hatten in dieser Mammutsaison mit so vielen Widrigkeiten zu kämpfen, mit schweren Verletzungen, zwei coronabedingten Spiel- und Trainingspausen und mit vier englischen Wochen innerhalb von fünf Wochen.“ Sein spielender Co-Trainer Christopher Baake bringt es viel kürzer auf den Punkt: „Ich bin einfach nur glücklich!“ SKV Rutesheim: Göbel, Feigl (64. Vaihinger), Rudloff, Kogl, Schneider, Weiß, Gamuzza, Gebbert, Baake (67. M. Wellert), Müller (53. Maier), Schürg (71. Ohmes).