Der TSV Heimerdingen hat den stärksten Sturm der Fußball-Landesliga, Lars Ruckh führt vor dem Spiel beim SV Allmersbach die Torjägerliste an – doch der Mann kennt auch seine Grenzen.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Die Quote steht bei 0,94. Die 1,0 hat Lars Ruckh nicht ganz erreicht, in 17 Partien in der Fußball-Landesliga hat der Stürmer des TSV Heimerdingen 16-mal getroffen, was auch nicht alltäglich ist. Der 33-Jährige führt die Torschützenliste der Liga an und hat mehr als ein Drittel der 51 TSV-Treffer erzielt. „Es läuft gerade, es macht enorm viel Spaß – und dann geht das Toreschießen manchmal wie von selbst“, sagt Lars Ruckh vor dem Spiel der Heimerdinger an diesem Sonntag (14.30 Uhr) beim SV Allmersbach.

 

Der TSV stellt den treffsichersten Sturm der Liga, was mit an Ruckh liegt, aber nicht nur an ihm – Sebastian Bortel und Michele Ancona kommen auf je sieben Tore. „Ich freue mich genauso über die Tore der Kollegen wie über die eigenen“, betont der Chefstürmer des TSV, „Hauptsache wir gewinnen.“ Das war früher anders, vor zehn Jahren war der Stuttgarter ein paar Stufen egoistischer, wollte sich ins hellste Licht rücken auf dem Platz, um bei Spähern der Proficlubs auf die Liste zu gelangen. „Ich träumte von einer großen Karriere“, erzählt er. 2014 landete er über den Göppinger SV beim Zweitligisten VfR Aalen, trainierte mit den Profis, spielte aber beim VfR II in der Oberliga. Schon 2015 kehrte er zurück nach Göppingen, wechselte zum VfB Neckarrems (Verbandsliga), zum SC Stammheim (Landesliga) und fand schließlich im vergangenen Sommer seine nächste sportliche Heimat in Heimerdingen.

Mit 33 sind einige Träume von der Realität unbarmherzig ausradiert worden. Nachdem Lars Ruckh akzeptiert hatte, dass es für ihn nicht zum Profi reicht, suchte und fand er einen guten Job bei Porsche in Stuttgart-Stammheim, allerdings verbunden mit Schichtarbeit. Was in Konsequenz bedeutet, dass er nur im Zwei-Wochen-Rhythmus im Training erscheint, und damit ist dem Stürmer auch bewusst, dass die höheren Sphären im Amateur-Fußball für ihn im Herbst der Karriere unerreichbar bleiben werden. Er kann bestens damit leben. „Ich habe eine tollen und sicheren Job und weiß, dass ich beim TSV trotz der Schichtarbeit gesetzt bin“, sagt Ruckh, „das ist ein guter Kompromiss und toller Mix, den ich für mich gefunden habe.“ Der TSV holte den Routinier wegen seiner nachgewiesenen Qualitäten im Angriff; aber nicht nur. „Lars Ruckh ist abschlussstark, hat aber auch ein gutes Auge für seine Mitspieler“, sagte Trainer Daniel Riffert einst zur Neuverpflichtung und hob die Spielintelligenz des Stürmers hervor, der mit 1,85 Metern kein Riese im Zentrum ist.

Lars Ruckh sieht sich nicht nur als Knipser

Aber das muss und will er auch gar nicht sein – der Torjäger sieht seine Rolle nicht ausschließlich als Knipser wie Nationalspieler Niclas Füllkrug einer ist, Ruckh will sich ins Spiel einbringen, will seine Mitspieler suchen und von ihnen gefunden werden. Der Club holte den Goalgetter aber auch als Führungsspieler, der mit den Routiniers Bortel (35), Ancona (34) und Gabriel Fota (35) vorangehen und der jungen Elf Stabilität vermitteln soll – das funktioniert oft wunderbar, aber manchmal auch nicht. Zuletzt kassierte der TSV in zwei von drei Spielen eine Niederlage gegen Abstiegskandidaten. „Manchmal beginnen wir nach einem Gegentor zu wackeln“, sagt Ruckh, „ich versuche, die Jungs mitzureißen und ein Vorbild zu sein, aber irgendwo sind mir auch Grenzen gesetzt.“ Jetzt könnte man fordern: Wenn Lars Ruckh immer ein Tor mehr schießt als die Abwehr der Heimerdinger zulässt, dann ist ja alles in Butter. Aber das wäre wahrscheinlich ein bisschen zu viel verlangt – auch für einen Mann, der die Torjägerliste der Landesliga anführt.