Was tun, wenn es mit Ausstellungen schwierig ist? Der Fotoclub Weil der Stadt verlegt seine Schau nach draußen.

Weil der Stadt - Es hängt. „Jawohl, das System funktioniert“, sagt Winfried Storkenmaier und ist zufrieden. Am Donnerstag ist er mit einigen Vereinskameraden an der altehrwürdigen Wendelinskapelle und auf der Marktplatz-Baustelle zugange. Sie hängen die diesjährige, große Freiluft-Ausstellung ihres „Schwarz-weiß Fotoclub Weil der Stadt“ auf.

 

Jedes Jahr organisieren sie eine solche Ausstellung. Schon lange ist klar, dass es mit einer regulären Schau in der Wendelinskapelle schwierig wird. Einer ihrer Vereinskameraden kam dann auf die Idee: Dann lasst es uns doch draußen machen. „Wir wollten schon immer etwas mit Großformaten machen“, sagt Winfried Storkenmaier. „Deshalb waren wir von der Idee gleich begeistert.“

Das größere Problem war dann die Aufhängung

Das aber war leichter gesagt als getan. Im Internet haben sie eine Firma ausfindig gemacht, die die Fotos wasserfest auf Lastwagen-Planen druckte. Das größere Problem war dann die Aufhängung. Einen Nagel in die denkmalgeschützte, Wendelinskapelle zu schlagen – das ist natürlich tabu. Ein technisch versiertes Mitglied des Fotoclubs tüftelte deshalb eine Spezialkonstruktion aus. Mit Flaschenzügen spannten sie Schnüre um das Gebäude, mit 1,5 Tonnen Zugkraft, damit die Seile nicht durchhängen. „Das sind Spezialseile aus der Seefahrt“, berichtet Storkenmaier. „Die sind nämlich wind- und wetterfest.“

26 große Fotos hängen jetzt um die Wendelinskapelle herum, weitere 44 sind auf den Bauzäunen der derzeitigen, großen Marktplatz-Sanierung montiert. „Rot“ ist das Thema. „Rot springt ins Auge“, erklärt Winfried Storkenmaier. Diese Farbe ist Signalfarbe, lässt Strukturen hervortreten, ist die Farbe der Liebe, der Angst und auch der Aggression und hat in verschiedenen Kulturen unterschiedliche Bedeutungen. Positive und negative Emotionen weckt die Farbe Rot – eine Ambivalenz wie das Leben selbst.

Storkenmaier selbst ist zum Beispiel mit einer Fotografie einer Installation beim Lichterfest auf dem Killesberg aus dem Jahr 2018 vertreten. In die Dunkelheit schlängeln sich die Flammen, im Hintergrund sind die Bäume, ebenfalls leicht rot, erleuchtet.

Ein gemeinsames Fotolabor war die Ursprungsidee des Weil der Städter Vereins, der im vergangenen Jahr sein 25-jähriges Jubiläum gefeiert hatte. Die 20 Mitglieder verbindet die Freude am Fotografieren – egal, auf welche Weise. „Die Diskussion um Digital-Analog wurde am Anfang ja sehr emotional geführt“, erinnert sich der Vereinsvorsitzende Matthias Fink. „Da herrschte ein regelrechter Krieg zwischen den Lagern. Das ist zum Glück vorbei. Wir sagen: Jeder soll so fotografieren, wie er gerne möchte.“

Analog oder digital – darum gab’s Streit

Auch die Wahl der Motive steht jedem frei, der eine bildet lieber Landschaften ab, andere Menschen oder Szenerien mitten aus dem Leben. Nur wenn es um Ausstellungen geht, legen sich die Mitglieder auf ein Thema fest. Jeder kann dazu dann eigene Werke beisteuern. In diesem Jahr ist das die Farbe rot, die sich übrigens in dem Wort „tROTzdem“ wiederfindet. Deshalb haben die Mitglieder das auch auf ihre Plakate für diese ganz besondere Ausstellung geschrieben.

Bis zum 8. November sind die Fotos zu sehen, und zwar rund um die Uhr. Samstags, sonntags und feiertags sind Mitglieder des Fotoclubs von 11 bis 18 Uhr vor Ort und beantworten Fragen. Eine Frage wäre: Was passiert mit den Lastwagen-Planen nach der Ausstellung. „Ja, das haben wir auch schon überlegt“, sagt Winfried Storkenmaier. „Vielleicht machen wir Taschen und Mäppchen daraus.“

Die Vernissage ist am Sonntag, 18. Oktober, um 11 Uhr vor der Wendelinskapelle.