Die Stadt will die Zwangspause sinnvoll nutzen: Ein Wettbewerb soll viele Ideen für ein neues Profil bringen.

Leonberg - Die Stimmung im großen Saal der Stadthalle passt sich der nüchternen Sachlichkeit der Beschlussvorlage an: „Die Absage der Leonberger Pferdemarkts 2021 wird beschlossen“ steht da unter Punkt 15 der Tagesordnung des Gemeinderates zu lesen. Und die 32 Stadträte machen das, was sie längst nicht immer tun: Sie folgen einstimmig dem Beschlussvorschlag der Verwaltung. Damit wird es im kommenden Jahr den Pferdemarkt nicht geben, zumindest nicht in der Form, wie wir ihn aus den vergangenen Jahren kennen.

 

Selbst die Karnevalisten verzichten

Die Kommunalpolitiker verzichten auf nostalgisch-angehauchte Worte des Bedauerns. Die Absage war absehbar. Wenn schon die professionell agierenden Narren in den Karnevalsmetropolen Köln, Mainz und Düsseldorf ihren heiligen Rosenmontag auf dem Corona-Altar opfern und auch die pfiffigen Fasneter im nahen Weil der Stadt ihre komplette Kampagne absagen, wäre ein Pferdemarkt im großen Stil wohl kaum vermittelbar gewesen.

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Dabei hatte das Rathaus-Team lange mit sich gerungen, ob sie den Leonberger Nationalfeiertag wirklich canceln soll – das erste Mal seit 55 Jahren. Doch selbst wenn im Februar wieder lockere Regeln gelten sollten, dürfte die Obergrenze bei 500 Besuchern liegen. Ein fünftägiges Volksfest, das sich über die ganze Innenstadt verteilt und mehrere zehntausend Gäste anlockt, wäre in dieser Form nicht zu kontrollieren, die Gefahr einer massiven Virusverbreitung zu groß gewesen.

Tausende Bratwürste bleiben ungegrillt

Die Pferde bleiben also am 9. Februar 2021 im Stall, die Keller geschlossen, der Schnaps in den Flaschen und tausende Bratwürste und Rote ungegrillt. Auch muss der Oberbürgermeister weder auf Leitern flüchten, noch sich hinter einem Double verstecken. Denn der Sturm der Waldhexen aufs Alte Rathaus ist ebenfalls vom Tisch.

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Ob es für die Ratsfraktionen ein Trost ist, dass sie sich nun keine Gedanken machen müssen, mit welchen Motivwagen sie beim großen Umzug die Kommunalpolitik auf die Schippe nehmen? Wohl kaum. Themen hätte es auch diesmal mehr als genug gegeben.

Ideenwettbewerb für neue Inhalte

Ein Gutes hat die Zwangspause aber dann doch. Nachdem sich das Pferdemarkt-Programm in den vergangenen Jahren letztlich immer wiederholt hat, so will die Stadt die Zeit nutzen, um das große Fest inhaltlich weiterzuentwickeln.

Und bei dieser zweifelsfrei sinnvollen und durchaus überfälligen Aufgabe werden auch die Bürger mitmachen. Ein Ideenwettbewerb für den Pferdemarkt 2022 wird demnächst ausgeschrieben.