630 Menschen haben im Sindelfinger Impfzentrum Moderna-Impfstoff bekommen, der eigentlich schon zu lange gelagert war. Die Betroffenen werden nun informiert.

Sindelfingen - 630 Menschen wurden im Kreisimpfzentrum (KIZ) in Sindelfingen mit Impfstoff des Herstellers Moderna geimpft, der länger als die aktuell für Europa vorgegebene Lagerzeit aufbewahrt worden war. Betroffen sind auch 139 Impfdosen, die im KIZ Reutlingen und 71 Impfdosen, die im KIZ Esslingen verimpft wurden. In Sindelfingen wurden die Impfungen zwischen dem 8. August und dem 14. September, in Reutlingen und Esslingen ab dem 9. September verabreicht.

 

Fehler bei Beschriftung der Etiketten

Corona-Impfstoffe haben unterschiedliche Lager- und Verbrauchszeiten. Der Corona-Impfstoff des US-Herstellers Moderna wird nach Anlieferung aufgetaut und ist dann laut neuester Haltbarkeitsstudien des Unternehmens so stabil, dass er drei Monate lang bei normalen Kühlschranktemperaturen gelagert werden kann. Entsprechend wird in den USA auch so verfahren, in Europa gilt dagegen noch die alte Zulassungsdauer der EMA (European Medicines Agency), nach der die Lagerung bei Kühlschranktemperatur – zwischen zwei und acht Grad Celsius – eine Dauer von 30 Tagen nicht überschreiten soll.

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Grund für den Fehler im KIZ Sindelfingen war eine falsche Beschriftung der Pakete nach Anlieferung. Auf den Etiketten wurde versehentlich die Ablaufzeit des Impfstoffes von Johnson & Johnson notiert, diese liegt bei drei Monaten.

Dass auch die Nachbarkreise Reutlingen und Esslingen betroffen sind, ist einfach erklärt – es sei ein üblicher Vorgang, dass sich die Impfzentren auch gegenseitig mit Impfdosen beliefern, um Impfstoff schnell verbrauchen zu können, heißt es aus dem Sindelfinger KIZ. Die Impfdosen wurden vorschriftsgemäß mit Kühlboxen transportiert, aufgrund der falsch etikettierten Haltbarkeit aber dann teilweise noch verimpft, bevor der Fehler auffiel.

Keine Auswirkungen auf Wirksamkeit

Mit Blick auf die andernorts ohnehin übliche längere Verbrauchszeit für den Impfstoff Moderna werden allerdings keine negativen Folgen erwartet. Martina Burchert-Graeve, Laborärztin und Ärztliche Leiterin im Sindelfinger KIZ, erklärt: „Die schon erwähnten neuesten Studien zeigen, dass der Impfstoff auch länger stabil ist. Insofern erwarten wir keine negativen Auswirkungen.“ Geimpfte sollten sich keine Sorgen machen. „Es gibt bisher keine Rückschlüsse, dass sich aus der längeren Aufbewahrungszeit Auswirkungen auf die Wirksamkeit ergeben hätten.“

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Am Status als Geimpfte ändere sich für die betroffenen Personen dadurch erst einmal nichts, heißt es aus dem Landratsamt. „Es ist ein bedauerlicher Fehler, der hier passiert ist und für den ich mich – auch im Namen aller Verantwortlicher – entschuldige“, äußert sich der Böblinger Landrat Roland Bernhard. „Selbstverständlich werden die Personen ermittelt, die die Impfungen erhalten haben, und von uns zeitnah schriftlich kontaktiert. Zudem haben wir unsere Vorkehrungen und Kontrollen nochmals verstärkt, damit sich so etwas nicht wiederholt.“

Betroffene werden benachrichtigt

Ab vier Wochen nach der Zweitimpfung kann bei Bedarf ein Impftiter-Nachweis durchgeführt werden, um abschätzen zu können, wie wirksam die Impfung war. Die Betroffenen werden aktuell ermittelt und erhalten am Montag, 20. September, eine schriftliche Benachrichtigung und erfahren dann auch, wo sie einen solchen Nachweis vornehmen lassen können.