Das Landratsamt Böblingen ändert seine Teststrategie. Ausnahmen gibt es aber für Risikogruppen.

Kreis Böblingen - Menschen, die Kontakt mit einer Corona-infizierten Person hatten, werden im Kreis Böblingen künftig nur noch getestet, wenn sie Symptome zeigen. Das teilte das Landratsamt am Montag mit. Man reagiere damit einerseits auf geänderte Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts. Andererseits spielten auch knapper werdende Ressourcen, etwa bei den Testkapazitäten und der Kontaktnachverfolgung, sowie zwischenzeitlich gewonnene Erkenntnisse und Erfahrungen eine Rolle, begründet dies das Landratsamt. Allerdings würden für „vulnerable Gruppen“ Ausnahmen gemacht, etwa für ältere Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen.

 

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„Wir haben für unser Vorgehen eine Handreichung erarbeitet, an der wir uns orientieren“, erklärt Anna Leher, die Leiterin des Gesundheitsamts. „Auf unserer Internetseite haben wir nach den neuen Empfehlungen ein Merkblatt eingestellt, mit dem man selbst eine gewisse Einschätzung erhält, was zu tun ist.“

Im Gesundheitsamt richtet sich das Hauptaugenmerk auf die Neuinfizierten und deren Kontaktpersonen. Die angesprochene Orientierungshilfe und andere Informationen finden sich im Internet auf www.lrabb.de und dort unter dem Link „Infos rund um das Coronavirus“.

Stärkere Differenzierung in Schulen

Der Landkreis praktiziere diese Vorgehensweise bereits in den Schulen. Seit den Herbstferien werden bei einem Fall in einer Schulklasse nicht mehr alle Schülerinnen und Schüler beziehungsweise Lehrer getestet. „Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass bei den Testungen ganzer Klassen sehr selten weitere positive Fälle aufgetreten sind“, erklärt Anna Leher. In dieselbe Richtung weise eine Untersuchung des Landesgesundheitsamts, nach der sich Schüler meist nicht in der Schule anstecken, sondern wenn, dann in der Freizeit oder im Familienverbund.

Deshalb teile man Schüler und Lehrer differenzierter in Kontaktpersonen der Kategorie 1 und 2 ein. Also in solche, die näheren Kontakt und damit höheres Infektionsrisiko haben, und solche, bei denen das Infektionsrisiko geringer einzustufen ist. In Quarantäne müssten dann nur die K1-Personen, die auch ein Angebot für einen Test erhielten.

Ein Ergebnis davon sei auch, dass Lehrer nicht zwingend in Quarantäne müssten, da sie seltener Kontaktpersonen der Kategorie 1 seien. In der Praxis werde es so sein, dass eine Klasse nach Bekanntwerden eines Corona-Falls zwar zunächst zügig heim geschickt werden solle. Anhand der Sitzpläne und sonstiger Informationen werde jedoch genauer differenziert, wer tatsächlich in Quarantäne muss.

Mehr Soldaten für Kontaktverfolgung

Schon seit Ende Oktober unterstützen Bundeswehrsoldaten das Gesundheitsamt bei der Kontaktnachverfolgung von Corona-Infizierten. Die Zahl wird nun um zehn erhöht. Bislang waren 30 Soldatinnen und Soldaten vom Artilleriebataillon 295 in Stetten am kalten Markt zum Landratsamt beordert. Dort waren wöchentlich immer 15 im Wechsel im Einsatz. Nun werden insgesamt 25 Soldatinnen und Soldaten pro Woche das Gesundheitsamt unterstützen. Der Unterstützungseinsatz in Böblingen ist zunächst bis zum 4. Dezember befristet. Ob ein Antrag auf Verlängerung gestellt wird, werde zu einem späteren Zeitpunkt geprüft.