Die Zahnärztin Anna Leher leitet das Gesundheitsamt Böblingen. Ihre Aufgabe wird nicht einfach.

Böblingen - Ausgerechnet in der Corona-Pandemie war das Gesundheitsamt des Kreises Böblingen ohne Leitung. Die langjährige Chefin Heidi Kalmbach-Heinz war im Oktober 2019 in den Ruhestand gegangen. Nicht nur für sie hatte das Sozialministerium keine Nachfolge gefunden, auch der Posten des Stellvertreters war verwaist.

 

Zumindest eine der beiden Führungspositionen wird nun besetzt. Anna Leher wird am 15. Oktober neue Leiterin des Böblinger Gesundheitsamts. Das verkündet das Landratsamt, unter dessen Dach das Gesundheitsamt eine Abteilung darstellt. „Wir sind sehr froh über diese Besetzung durch das Sozialministerium“, sagt Landrat Roland Bernhard. Die Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst sind Landesbedienstete und werden vom Sozialministerium eingesetzt.

Anna Leher ist promovierte Zahnärztin und hat ein Aufbaustudium in Epidemiologie und öffentlichem Gesundheitswesen absolviert. Sie leitete neun Jahre lang den Jugendzahnärztlichen Dienst am Gesundheitsamt Ludwigsburg, wechselte 2012 zum Landesgesundheitsamt und war zuletzt im Sozialministerium tätig, im Referat für Prävention und Öffentlichen Gesundheitsdienst. „Die aktuell turbulenten Zeiten sind eine große Herausforderung für alle“, sagt Anna Leher.

Gefordert sind Amtsärzte bei Infektionen in Kindergärten und Pflegeheimen

Den örtlichen Gesundheitsämtern kommt eine der wichtigsten Rollen bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie zu. Bei Corona-Fällen müssen die Mitarbeiter Kontaktpersonen ausfindig machen und in Quarantäne schicken. Besonders gefordert sind die Amtsärzte bei Infektionen in größeren Einrichtungen wie Kindergärten und Pflegeheimen. Dort müssen sie über Schließungen entscheiden.

Nicht nur das: Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten hatten schon im Mai beschlossen, dass die Gesundheitsämter regionale Eindämmungsmaßnahmen umsetzen sollen. Im Alarmfall, bei 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner, müssen die Amtsärzte vor Ort die Notbremse einleiten und Maßnahmen umsetzen. Das ist aktuell zum Beispiel im Kreis Esslingen der Fall.

Landrat Roland Bernhard hatte im Kreis Böblingen deshalb gehandelt und Anfang Mai Wilhelm Hornauer, den Leiter des Veterinäramtes, übergangsweise zusätzlich zum Leiter des Gesundheitsamts gemacht. Denn nicht nur die beiden Leiter-Stellen, auch mehrere Sachgebietsleitungen sind unbesetzt. „Insbesondere mit dem deutlich erhöhten Aufwand rund um die Nachverfolgung der Kontaktpersonen bei den Corona-Infizierten macht sich die schlechte personelle Ausstattung wieder stark bemerkbar“, sagt Bernhard.

Viele Stellen unbesetzt

Auch unsere Zeitung hatte berichtet, dass Kindererzieherinnen bei Corona-Fällen Schwierigkeiten hatten, im Gesundheitsamt jemanden zu erreichen. Wiederholt, berichtet der Landrat jetzt, habe er sich an das Ministerium gewandt und um Lösungen gebeten. Umso größer ist bei ihm jetzt die Erleichterung. „Wir freuen uns, dass wir mit Frau Doktor Leher eine im öffentlichen Gesundheitsdienst erfahrene Persönlichkeit für die Leitung des Gesundheitsamts gewinnen konnten.“

Bei Wilhelm Hornauer, der nicht nur das Gesundheitsamt leitet, sondern auch den Schlachthof-Skandal im eigenen Veterinäramt aufklären musste, bedankt sich der Landrat für die „hervorragende Arbeit und das besonnene Krisenmanagement“.

Anna Leher, die Neue, muss jetzt zunächst die Pandemie bewältigen. Dennoch denkt sie schon weiter: „Langfristig sehe ich es als meine Aufgabe, das Gesundheitsamt zu einem modernen Dienstleister weiter zu entwickeln, das bürgernah und auf Augenhöhe mit anderen Akteuren im Kreis handelt.“