Beim Akademiekonzert erleben die Zuhörerinnen und Zuhörer die vielen verschiedenen Facetten des Instruments.

Rutesheim - Zwei Dinge hat das Akademiekonzert Mitte der Woche in der Halle Bühl II bewiesen: Die Cello Akademie Rutesheim ist wirklich international – und das Niveau der Musikbegeisterten, die sich dort zum Lehren und Lernen einfinden, ist absolut bemerkenswert.

 

Die Form des Akademiekonzertes ist ein Novum. Gab es sonst eigens Konzerte nur für die Dozenten oder nur für die Studierenden der Meisterkurse, bietet dieses Konzertformat ein Podium für beide Seiten. Und das sorgt beim Zuhören für große Freude und ebensolche Abwechslung.

Der Italiener Giorgio Luccini. Foto: Simon Granville

Nicht oft bekommt man beispielsweise die Sonate von Francis Poulenc zu hören. Ein großer Fehler, wie der Beitrag des Italieners Giorgio Lucchini bewies. Er spielte mit Pianistin Dunja Robotti den zweiten und dritten Satz (Cavatine und Ballabile). Zum träumenden Klavier schmiegte sich sanft und selbstvergessen die Cellostimme. Unversehens wandelte sich die Halle zur von hellem Frühlingslicht durchfluteten Pariser Mansarde. Romantisch beseelt bewiesen die beiden auf hinreißende Weise, wie stark und intensiv leise Töne sein können.

Maksim Barbash (Cello) und Chifuyu Yada (Piano). Foto: Simon Granville

Eine lohnenswerte Bekanntschaft konnte das Publikum dann mit dem georgischen Komponisten Sulchan Zinzadse machen, den Maksim Barbash im Gepäck hatte. Er stammt aus Belarus und studiert in Basel. Auf Deutsch erklärte er die Hintergründe zu den drei Stücken, die er aus dem Werk „Fünf Stücke“ ausgewählt hatte und gemeinsam mit Pianistin Chifuyu Yada spielte. Beim sehr expressiv vorgetragenen „Handkarrenlied“ sah man vor dem inneren Auge die Landschaft des Kaukasus vorüberziehen. Dass es sich bei „Tschonguri“ um ein Zupfinstrument handelt, das traditionell von Frauen gespielt wird, konnte man nach seiner kleinen Einführung gut nachvollziehen. Und dass es sich beim „Satschidao“ um einen Tanz handelte, war bei der mitreißenden Ausführung nicht zu überhören.

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Amelia Chmielewska aus Polen stellte sich selbst und Peter Tschaikowskys „Pezzo Capriccioso“ in einwandfreiem Deutsch vor und demonstrierte mit Dunja Robotti atemberaubende Virtuosität. Sauber und klar intonierte dann Yuya Mizuni aus Japan Antonín Dvoráks Rondo g-Moll: melodiös, melancholisch und ein bisschen frech. Spannend: Denn gleich danach machte sich der Dozent Stephan Braun daran, zu diesem musikalischen Material zu improvisieren. Er sei für „alles Musikalische neben der Klassik“ zuständig ließ er das Publikum mit einem Lächeln wissen – und verpasste Dvoráks Rondo eine gehörige Portion Feuer. Die Menschen im Saal waren begeistert.

Wem das Ende des Konzertabends spanisch vorkam, der lag genau richtig. Zwei Werke des spanischen Komponisten Gaspar Cassadó standen auf dem Programm, dargeboten von den Dozenten Daniel Ishizaka und Denis Severin (mit Pianistin Julia Okruashvili). Cassadó zählte noch zu den Cellisten, die auch selbst komponierten. Im Falle der von Ishizaka dargebotenen „Suite für Violoncello“ hatte er verschiedene alte Tänze musikalisch verarbeitet. Das machte der Solist mit seinem sensiblen Spiel mehr als deutlich.

Zum Abschluss gibt es noch einmal Musik vom Feinsten

Denis Severin, der zwar in der Schweiz unterrichtet, aber aus der Ukraine stammt, drückte seine Begeisterung für die Akademie im Allgemeinen und alle Beteiligten im Besonderen aus und schenkte den Zuhörenden nochmals Musik vom Feinsten. Das Cello, so sagte er, habe in seiner Sprache einen weiblichen Artikel – wie „die Seele“. Beim Lauschen wurde verständlich, wie er das meinte. Denn die „Sonate im alten spanischen Stil“ berührte mit ihrem feinnervigen Ton das Innerste. Zum Abschluss gab es noch eine Überraschung: gemeinsam mit einigen Studenten und einer Studentin servierten sie einen schwungvollen „Mambo for six“.