Die Gemeinde hat vor dem Rathaus eine Ladesäule für Elektroautos installiert. Sie schließt sich dem Calwer Carsharing-Anbieter Deer an.

Friolzheim - Die Elektromobilität nimmt in der Gemeinde Friolzheim Fahrt auf. Vor dem Rathaus wurde jetzt die erste Ladestation offiziell seiner Bestimmung übergeben. Dort können nicht nur Nutzer privater Elektroautos ihr Fahrzeug an einem Ladepunkt in gut fünf Stunden „auftanken“. Friolzheim ist mit diesem Projekt im Kreise der Calwer Deer E-Carsharing-Anbieter angekommen.

 

Ab sofort ist es auch für diejenigen, die kein eigenes Auto besitzen oder CO2- freundlich unterwegs sein wollen, möglich, eine Fahrt in Friolzheim zu starten und an fast 150 Standorten, die das Deer-Mobilitätsnetz bislang bietet, problemlos wieder zu beenden. Das E-Auto ist auch als Reiseshuttle tauglich, denn seit September des vergangenen Jahres ist am Flughafen Stuttgart, im Parkhaus P14 auf Ebene 3, eine Ladestation installiert. Von dort geht’s direkt ins Terminal.

Gibt es Carsharing-Bedarf in Friolzheim?

Knapp 10 000 Euro hat die Gemeinde für die Ladesäule und deren Infrastruktur – die Bereitstellung des Parkplatzes direkt vor dem Rathaus sowie die Leitungen für die Stromzufuhr – investiert. „Wir sind uns sicher, dass auch in ländlich geprägten Gemeinden Bedarf für E-Carsharing da ist, deshalb hat die Verwaltung in Abstimmung mit dem Gemeinderat dieses Projekt initiiert“, sagt der Friolzheimer Bürgermeister Michael Seiß. Und das schon vor einiger Zeit. Doch aufgrund der Sanierung des Rathauses kam es zu einer Zeitverzögerung.

Das Elektroauto wird vom Calwer Unternehmen Deer zur Verfügung gestellt. Für das Modell VW ID.3 hat sich die Verwaltung „nicht deshalb entschieden, weil ich Wolfsburg-Fan bin, sondern weil es die neueste Generation der Elektrofahrzeuge ist“, sagt Michael Seiß und weist schmunzelnd jegliche Beziehungen oder Verbindungen zum Automobilhersteller von sich.

Und was zahlt der Kunde?

Pro Stunde zahlt der Kunde 6,50 Euro, der Tagestarif liegt bei 39,90 Euro, der Wochenendtarif bei 74,90 Euro. Die kostenfreie Registrierung erfolgt über die „deer ecarsharing“-App oder über das Buchungsportal deer-carsharing.de im Internet. Nach der Verifizierung des Führerscheins wird die Nutzung freigeschaltet. Die Bedienung der Fahrzeuge läuft anschließend über die App. Die Buchung wird nach einer Fahrt immer an einer beliebigen Deer-Station beendet.

Mit dem Standort Friolzheim wächst das Netz der E-Carsharing-Stationen von Deer, benannt nach dem englischen Wort für Hirsch, weiter. Im Altkreis Leonberg sind damit derzeit drei Gemeinden dabei. Seit dem vergangenen Jahr ist am Ärztehaus in Weissach-Flacht eine Ladestation installiert. In Weil der Stadt gibt es, ebenfalls seit dem vergangenen Jahr, drei Stationen: am Carlo-Schmid-Platz, am Bahnhof und am Rathaus in Merklingen. „In Weissach-Flacht haben wir jeden Monat kontinuierliche Buchungen an mehreren Tagen. Im Vergleich dazu ist die Auslastung in Weil der Stadt noch höher“, sagt Andree Stimmer, der Marketing-Leiter bei Deer. So sei die Station am Bahnhof die am meisten genutzte in Weil der Stadt. „Hier ist das Auto ungefähr den halben Monat gebucht. Wir müssen regelmäßig ein zweites bereitstellen, damit wir die Buchungen bedienen können“, sagt Andree Stimmer.

Flexible Mobilität im ländlichen Raum

Der Anbieter Deer aus dem Nordschwarzwald wurde 2019 gegründet und ist eine Tochtergesellschaft des Strom-, Gas- und Wasserversorgers „Energie Calw“ (EnCW). „Wir wollen diese Art der flexiblen Mobilität auch im ländlichen Raum erlebbar machen, wo der ÖPNV weniger stark ausgebaut ist“, sagte Horst Graef, als er im März 2020 nach Weil der Stadt kam und dort eine Ladestation samt Auto seiner Bestimmung übergab.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Deer 1200 aktive Kunden sowie 110 Elektrofahrzeuge an insgesamt 195 Ladepunkten. Für das vergangene Jahr kündigte Graef weiteres Wachstum an. Er versprach nicht zu viel. Stand heute betreut das Unternehmen mittlerweile 2500 Kunden, 400 Fahrzeuge sowie 270 Ladepunkte an 150 Ladesäulen in ganz Baden-Württemberg. „In Calw sind wir richtig gut aufgestellt und momentan sind wir in Baden-Baden und in Göppingen dabei, das Netz auszubauen“, sagt Robin Huissel, bei Deer für die Technik zuständig.