All das muss wissen, wer verstehen will, warum Jürgen Katz jetzt selbst Bürgermeister werden will. Denn er hätte sich das Gespann Schreiber/Katz sehr gut auch für die kommenden acht Jahre vorstellen können. Schon vor zwei Jahren hatte er erklärt, daran zu arbeiten, dass Schreiber nochmals antritt. So kommt es nun nicht, vor der Fasnet hat Schreiber ihm gesagt, dass er nicht mehr will.
Künftig in umgekehrten Rollen
Da gingen für Jürgen Katz die Überlegungen los. Bleibt er Beigeordneter? Die Qualität der Zusammenarbeit sei ihm ein sehr hohes Gut, die Chemie müsse stimmen. „Ein Teil unseres Geheimnisses war auch, dass da ein Verwaltungsprofi und ein Planer aus der freien Wirtschaft zusammengearbeitet haben“, sagt er. „Das ist ziemlich gut für eine Stadt.“
Das will er auch künftig – nun eben in umgekehrten Rollen. Er, der Planer, als Bürgermeister. „Im Falle meiner Wahl hole ich mir einen Verwaltungsprofi als Beigeordneten an meine Seite“, kündigt er an. Er selbst wolle dann die Bereiche Bauen und Planen weiterhin leiten, dazu das Hauptamt in sein Dezernat holen. Der neue Beigeordnete kümmert sich dann um die Finanzen, Jugend und Soziales und das Ordnungsamt. Die Liste seiner Mitbewerber, verrät er, habe ihn in seiner Entscheidung für die Kandidatur bestärkt.
Und wenn es nicht klappt? Jürgen Katz muss nicht lange überlegen. „Ich habe sehr detaillierte Vorstellungen, was für diese Stadt gut und richtig ist“, sagt er. „Wenn ja jemand kommt, der ganz andere Vorstellungen hat, wird es schwierig.“ Am 20. Juli wird er 59 Jahre alt – jung genug, wie er findet, nochmals etwas komplett Neues zu beginnen. „Aber wenn ich Bürgermeister werde, bleibe ich auf jeden Fall acht Jahre“, verspricht er, „mindestens.“
Katz: Ich habe manchmal Probleme beim Tempo
Fit fühlt er sich auf jeden Fall für das Amt. Mitarbeiterführung sei ihm wichtig, das Repräsentieren der Stadt habe er in den vergangen zwei Jahren kennen „und auch genießen“ gelernt. Und auch das Verhältnis zum Gemeinderat hält er für gut, auch wenn es manchmal etwas holpert und es den Räten, zum Beispiel beim Schulzentrum, zu schnell geht. „Ja, ich habe manchmal Probleme beim Tempo“, sagt er. „Ich lerne aber dazu.“
Jürgen Katz ist eben ehrgeizig. Auf seinem Stuhl unter der Linde richtet er sich auf, während er aufzählt, was er in den vergangenen zwei Jahren schon angestoßen hat. Ein Landschaftsentwicklungsplan ist auf den Weg gebracht, und einen Stadtökologen hat er eingestellt. „Ich habe hier mehr grüne Politik umgesetzt als in den 25 Jahren zuvor hier gemacht wurden“, sagt er selbstbewusst.
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Das Thema Schulzentrum hat er angestoßen und ein Büro beauftragt, das das Thema neu aufrollt. Für das Energiekonzept der Schulen hat er ein Förderprogramm der „Deutschen Energie-Agentur“ an Land gezogen – Weil der Stadt ist damit eine von nur vier Städten in Deutschland, die dafür mit viel Geld gefördert werden.
Darin sieht er auch einen Schlüssel für die Aufbesserung der maroden Finanzen der Stadt. Der Sparkurs der vergangenen Jahre sei jedenfalls keine Strategie. „Wir müssen jedes Förderprogramm in die Stadt holen, was nur irgendwie hierher passt“, sagt er. Das hat er auch mit einem Programm geschafft, das sich um nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum kümmert. „Und dass Merklingen schon beim ersten Versuch ein Sanierungsgebiet bekam – dafür haben meine früheren Beziehungen sicher nicht geschadet“, sagt er.
Viele Dinge hat er angestoßen, und er will sie zu Ende bringen, daran lässt er keinen Zweifel. „Ich glaube“, sagt Jürgen Katz, „dass ich dafür der Richtige bin.“