Die Bürgergarde wird 20 Jahre alt. Da feiern auch Bürgermeister, Landrat und die Freunde aus Riquewihr gerne mit. Als Geschenk gibt es etwas Besonderes.

Weil der Stadt - Welcher Bürgermeister hat das schon: eine eigene Garde? „Ich fühle mich immer sicher, wenn Ihr um mich seid“, sagt Thilo Schreiber. Viele blau gewandete Herren mit Säbeln, Gewehren und riesigen Federn auf dem Kopf sitzen um ihn herum, dazu Damen in prächtigen Kleidern mit ausladenden Reifröcken.

 

Ein Sprung in die Geschichte ist die Begegnung mit der Bürgergarde Weil der Stadt. Auch wenn das die reine Zahl dieses Wochenende nicht vermuten lassen würde. Erst ihr 20-jähriges Jubiläum feiern die Gardisten, aber vor 20 Jahren war selbstverständlich nur die Wiedergründung der Wehr. Seitdem residiert die Bürgergarde im historischen Storchenturm.

Der Storch wiederum ist das Symboltier des Elsass’. Und dort liegt Weil der Stadts Partnerstadt Riquewihr. Das ist der Grund, warum die Stadt die Gelegenheit genutzt hat, die Freunde aus Riquewihr einzuladen und die Partnerschaft mit einem Festakt zu begehen.

Alle sind happy

„Nous sommes très heureux“, freut sich Schreiber über die Gäste aus dem Elsass, als sie am Samstagnachmittag, etwas verspätet, ins Klösterle stürmen. Bürgermeister Daniel Klack persönlich führt die 25-köpfige Delegation an. Die Partnerschaft lebt, daran lassen alle Beteiligten keinen Zweifel. „Das funktioniert – vor allem, weil die Vereine viel zusammenkommen“, erklärt Klack, der ein perfektes deutsch, mit dem sympathischen Elsässer Zungenschlag versehen, spricht.

Ein solcher Verein ist eben die Bürgergarde, die es jetzt seit 20 Jahren gibt. „Ist das Fasnet?“ Das hätten die Weil der Städter gefragt, erinnert sich der Kommandant Hartmut Sigel, als die Herren zum ersten Mal mit ihren Uniformen durchs Städtle marschiert sind. Manche hätten ganz leise AHA gerufen. „Aber nein, es muss auch noch etwas außerhalb der Fasnet geben“, erklärt er.

Ihre Vorbilder sind schon älter. Am 17. April 1822 stellte der Magistrat von Weil der Stadt bei der königlich-württembergischen Regierung den Antrag, ein Schützencorps aufstellen zu dürfen. 1828 erhielt Weil der Stadt 40 Ordonnanzgewehre mit Säbeln und Patronentaschen. Die Gardisten sollten zwischen 22 und 40 Jahre alt sein, mussten als unbescholten und vermögend gelten. Der Kommandant der damaligen Garde war Josef Anton Schöninger. Bis 1848 sorgten die Gardisten für Sicherheit in der Stadt.

Das tun sie jetzt wieder, freilich immer mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Bei Terminen in ganz Europa repräsentieren sie zum Beispiel das Städtle an der Würm. „Wir werden mittlerweile ernst genommen“, berichtet Sigel. „Das bestärkt uns in unserem Hobby, etwas für Weil der Stadt zu tun.“

Lobende Worte

Lob und Anerkennung gibt es am großen Jubiläumswochenende dafür von den weltlich Regierenden. „Ihr bringt Euch ein ins Stadtleben“, bescheinigt ihnen Bürgermeister Thilo Schreiber. Unter den Gratulanten ist auch Landrat Roland Bernhard. Weil der Stadt sei die katholischste, berühmteste, historischste und stolzeste Stadt im Landkreis, sagt er: „Dieses Ambiente spürt man – das hat schon was.“ Das liegt auch an der Bürgergarde. Wobei man zwei Möglichkeiten habe: Entweder vor oder hinter der Kanone zu stehen. „Ich bemühe mich, hinter der Kanone zu sein, deshalb bin ich freundlich zu Weil der Stadt“, kündigt der Landrat an.

Geschenke gibt es natürlich auch zu einem Jubiläum. Und das ist in diesem Falle etwas ganz Besonderes. Denn per Hebebühne haben die beiden Bürgermeister Schreiber und Klack ein Storchennest auf dem Storchenturm enthüllt.

Wann kommen die Störche?

Finanziert haben das die Freunde aus Riquewihr. Und fachmännisch erstellt haben es Mitglieder der Weil der Städter Nabu-Ortsgruppe. „Normalerweise stellt man den Störchen nur ein nacktes Metall-Gestell zur Verfügung“, erklärt Andreas Frank-Bühler. Damit das Nest aber hoffentlich schneller besiedelt wird, war ihr Nabu-Kollege Frank Roggel unterwegs und hat im Frühjahr im Leonberger Fockental Weiden gesammelt, die er auf das 1,2 Meter große Gestell montiert hat. „Wir gehen davon aus, dass sich Störche das Nest im kommenden Jahr ansehen werden“, sagt Roggel. Wenn sie von ihrem Winterquartier zurückkehren, könnten sie sich dann in Weil der Stadt ansiedeln. „Das Problem ist eher die fehlende Nahrung“, erklärt Frank-Bühler. „Es braucht dafür vor allem Feuchtgebiete wie das Merklinger Ried.“