Die Weissacher gestalten ihre neue Dorfmitte. Das Ergebnis der Bürgerbefragung liegt vor.

Weissach - Ein Café, kleine Geschäfte, mehr Platz für den Markt; Bänke zum Sitzen und Bäume, die Schatten spenden; weniger Verkehr und ja, gerne auch viel Wasser. Wer sich die Ergebnisse der Bürgerbefragung ansieht, mit der die Gemeindeverwaltung ermittelt hat, wie sich die Weissacher ihre neue Ortsmitte vorstellen, ist ein Trend unübersehbar: mehr Dorf und weniger Stadt.

 

„Viele wünschen sich, dass der dörfliche Charakter von Weissach erhalten bleiben soll“, lautet denn auch eines der Resümees, die die Projektentwicklerin und ehemalige Erste Bürgermeisterin von Leonberg, Inge Horn, anlässlich der Präsentation der Befragungsergebnisse vor dem Weissacher Gemeinderat zieht. Bevor die fünf ausgewählten Planungsbüros mit der Ausarbeitung ihrer Ideen für eine neue Weissacher Ortsmitte Anfang Februar starten, sollten die Weissacher erst einmal selbst zu Wort kommen: Zwischen 30. November und 31. Dezember des vergangenen Jahres konnte zu diesem Zweck jeder Bürger über 16 Jahre an einer Online-Befragung teilnehmen. 921 Teilnehmer haben diese Möglichkeit nach Auskunft der Gemeindeverwaltung genutzt. Das entspreche einer Beteiligung von rund 13 Prozent.

Senioren kaum vertreten

Nicht eben viel: „Die Altersgruppe der 26 bis 45-Jährigen war dabei überproportional stark vertreten“, so Inge Horn. Senioren hatten sich demgegenüber vergleichsweise wenig an der Meinungsfindung beteiligt. Ganz oben auf der Prioritätenliste der Bürger steht der Ausbau der Angebote am Ort: ein Ärztezentrum, eine Apotheke, kleinere Einkaufsmöglichkeiten, aber kein großer Supermarkt, ein Café oder eine Eisdiele zum Verweilen.

„Die Schaffung einer lebendigen Ortsmitte, die diesen Name verdient und die gerne und häufig von den Einwohnern besucht wird“, betont die Projektentwicklerin. Dass dies auf der 0,65 Hektar großen Fläche, um die es bei der Neugestaltung der Ortsmitte geht, nicht ohne Verkehrsentlastung zu machen ist, betonen fast 58 Prozent aller Befragten. Vor allem der hohe Einpendlerüberschuss sorgt in Weissach innerorts für reichlich Verkehr. Die gewünschte „Verkehrsentlastung“ dürfte nicht ganz einfach zu erreichen sein.

Strudelbach an die Oberfläche

Mit die höchsten Zustimmungswerte erhielten Fragen nach Grün- und Wasserflächen, die den Aufenthaltswert im Ortskern steigern sollen: So wünschen sich mehr als 80 Prozent mehr Grünbereiche, fast 90 Prozent wollen zusätzliche Bäume. Und auch der Strudelbach, der bislang hier im Untergrund ein Schattendasein fristet, wollen fast drei Viertel aller Teilnehmer der Befragung wieder an der Oberfläche plätschern sehen.

Zudem soll die Elektromobilität von der Umgestaltung profitieren: So plädieren rund die Hälfte der Befragten für E-Ladestationen an dieser Stelle – und zwar sowohl für Autos als auch für Fahrräder. Lediglich mit elektrisch betriebenen Lastenrädern fremdelt man in Weissach noch ein wenig: Eine Mietstation für Transporträder hält nicht einmal jeder Fünfte für wünschenswert.

Im nächsten Schritt soll es am 19. und 20. März ein Werkstattgespräch sowie eine Bürgerwerkstatt zur neuen Ortsmitte geben. Dann sollen die Zwischenentwürfe der Planungsbüros bewertet und weiterentwickelt werden. Ziel ist, dass der städtebauliche Entwurf vor den Sommerferien den Gemeinderat passieren kann.