Die Stadt hat den Sieger des Wettbewerbs für die Umgestaltung des Korntaler Bahnhofsumfeldes gekürt. Mit ihren Umbauplänen verfolgt die Stadt ehrgeizige Ziele.

Korntal-Münchingen - Mehr Aufenthaltsqualität, ein Radhaus, Wasserspiele und viel Licht: Der Korntaler Bahnhofsvorplatz wird umgestaltet, und nun ist klar, wie es dort einmal aussehen könnte. Die Stadt hat den Siegerentwurf vorgestellt, der von den Freiburger Architekten von Faktorgruen kommt – die auch den Wettbewerb für die Neugestaltung der Stuttgarter Straße in Münchingen gewonnen haben. Und sich im neuerlichen Wettbewerb gegen vier Mitbewerber durchgesetzt haben.

 

Die Umsetzung der Pläne soll den in die Jahre gekommenen Ort, behaftet mit dem Image einer Schmuddelecke, in einen attraktiven Platz verwandeln. Worüber auch die Anwohner und Bürger heilfroh sein dürften, haben sie doch zahlreiche Beschwerden und Wünsche geäußert. „Das Bahnhofsumfeld soll schöner, sicherer, besser werden und mehr Abstellplätze für Fahrräder bekommen“, zählt Angelika Lugibihl, die Leiterin des Sachgebiets Umwelt-, Klima- und Naturschutz, auf, was die Befragten bei der Bürgerbeteiligung im Jahr 2021 rückmeldeten.

Wasserspiele erfreuen – und bremsen ab

Wie gewünscht, so umgesetzt von Faktorgruen: Künftig werde man sehr gern am – barrierefreien – Bahnhof Korntal ankommen und direkt in die Ortsmitte übergeleitet, sagt Irene Sperl-Schreiber. Sie ist vom gleichnamigen Planungsbüro und sowohl Landschaftsarchitektin als auch Jurymitglied. Das Bahnhofsvorfeld, übersichtlicher und mit Natursteinpflaster gestaltet, werde in der Zukunft sehr einladend, großzügig sein und über viel Aufenthaltsqualität verfügen.

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Am Siegerentwurf lobt Irene Sperl-Schreiber vor allem den gut organisierten Verkehr: Fußgänger und Radler könnten sich gefahrlos und weitgehend konfliktfrei bewegen, weil die Verkehrsströme getrennt sind. Die Wasserspiele, mit denen Kinder definitiv ihre Freude haben werden, würden Fahrradfahrer auf ihrem Weg zum Abstellort abbremsen. Auch die Autos würden nicht mehr stören, da die Parkplätze – dann weniger als bisher – neu angeordnet werden. Gelenkbusse erhalten eine eigene Haltestelle. Angelika Lugibihl von der Stadtverwaltung ist begeistert davon, dass in den Wasserspielen versickertes Regenwasser fließt.

Anteil des Radverkehrs soll steigen

Im Osten des Bahnhofsvorplatzes entsteht ein Radhaus mit überdachtem Platz für 128 Drahtesel. Dazu gibt es 40 weitere Stellplätze, und die Regio-Rad-Angebote werden ausgeweitet. Die Stadt will damit die nachhaltige Mobilität ausbauen und den Anteil des Radverkehrs von derzeit 15 Prozent erhöhen – und gleichzeitig jenen des motorisierten Individualverkehrs senken. Der Anteil des Kfz-Verkehrs macht laut der Stadt aktuell 35 Prozent aus. Das Mobilitäts- und Parkraumkonzept habe im Jahr 2017 ergeben, dass der Bahnhof Korntal einen Schwachpunkt in der Infrastruktur für nachhaltige Mobilität der Stadt darstelle.

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Statt Kurzzeitparkplätzen, so der Siegerentwurf, laden Sitzflächen zum Verweilen ein an der künftigen „Mobilitätsdrehscheibe Bahnhof Korntal“. Die markante Schneckenbrücke, die „Spindel“, bleibt den Korntal-Münchingern erhalten – und bekommt zusätzlich ein durchgängiges Lichtband. Diese Lichtlinie solle sich in den Gräser- und Staudenbeeten und Holzkästen auf dem gesamten Bahnhofsvorplatz fortsetzen.

Baubeginn soll spätestens im Frühjahr 2023 sein

Die Beteiligten hoffen, dass spätestens im Frühjahr kommenden Jahres die Bauarbeiten beginnen. „Wir sind erst am Anfang der Planungsreise“, sagt der Bürgermeister Joachim Wolf (parteilos). Das Konzept beinhalte einen Realisierungsteil und einen Ideenteil. Für den Realisierungsteil – rund um das Bahnhofsrondell – erhält die Stadt eine Finanzspritze von 767 000 Euro vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr für das insgesamt rund 900 000 Euro teure Projekt. Für den Ideenteil könnten später Fördermittel aus der Städtebauförderung zum Einsatz kommen. Die Stadt hat einen Antrag beim Land gestellt für ein neues Sanierungsgebiet „Südliche Innenstadt Korntal“, das das Areal mit umfasst.

Jetzt muss der Entwurf von Faktorgruen noch den Gemeinderat passieren. Sobald das Gremium grünes Licht gibt, ist die erste Projektphase abgeschlossen, und die Umsetzung kann starten.

Kritik an Abstellmöglichkeiten für Fahrräder

Die geplanten Veränderungen am Bahnhof sind ein Baustein des Mobilitäts- und Parkraumkonzepts. Hierfür wurden mittels Haushaltsbefragung, Workshop mit lokalen Akteuren, Erhebungen im ruhenden Verkehr und aus dem Verkehrsmonitoring des Landes sowie anderer Gutachten der Stadt Verkehrsdaten erhoben und analysiert. Mit Blick auf den Radverkehr wurde etwa in Korntal die Abstellsituation bemängelt.

Weitere Informationen zum Siegerentwurf im Internet auf www.korntal-muenchingen.de .