In einem Pilotprojekt testet die DB neue Angebote aus – für Reisende, aber auch für die Umwelt.

Renningen - Wenn in jüngster Zeit vom Bahnhof in Renningen die Rede ist, dann meistens im Zusammenhang mit der Hermann-Hesse-Bahn. Für deren Reaktivierung müsste der Bahnhof nämlich für viel Geld umgebaut werden, was bei so manchem Bürger für Kopfschütteln sorgt. Allerdings taucht das Gelände noch in einem für Renninger weit erfreulicheren Kontext auf: Der Bahnhof ist einer von 16 Stück in Deutschland, den die Deutsche Bahn als „Zukunftsbahnhof“ ausgewählt hat.

 

„An den Zukunftsbahnhöfen testet die DB bis Ende 2020 neue Konzepte für Reisende und Bahnhofsbesucher, um herauszufinden, welche Ideen die Zufriedenheit der Kunden erhöhen“, erklärt ein Sprecher der Deutschen Bahn. Mit kleinen oder größeren Veränderungen und zusätzlichen Angeboten soll der Wohlfühlfaktor des Geländes erhöht werden, sowohl innen als auch im Außenbereich – wobei einige Angebote auch wieder verschwinden können, wenn sie nicht angenommen werden. Einige Veränderungen wurden bereits umgesetzt, andere erfolgen noch dieses Jahr.

Zudem hat die Bahn online eine Umfrage unter den Bahnhofsnutzern gestartet, damit sie selbst Ideen einbringen können. Rund 1700 Menschen haben das Tool nach Angaben der Bahn mittlerweile besucht, mehr als 550 haben sich an der Befragung beteiligt. „Sehr deutlich wurde der Wunsch nach einer Einkaufsmöglichkeit mit Backtheke oder Bistro.“ Das war der am meisten nachgefragte Punkt in der Umfrage.

Änderungen, die bereits umgesetzt wurden, sind mobiles Kaffee-Catering, testweise ein Food-Truck, der entsprechend der Tageszeit regionale Speisen anbietet, und weitere Essensangebote. Mit Graffiti-Kunst wurde die Unterführung optisch aufgewertet. Auch im Bereich Natur- und Umweltschutz ist einiges passiert: „Der Bahnhof wird seit Januar 2019 mit 100 Prozent Ökostrom betrieben“, so der DB-Sprecher. Direkt am Bahnhof wurde eine kleine Schmetterlingswiese angelegt, dazu wird noch ein Insektenhotel kommen. Und an einer Fahrradreparatur-Station können die Besucher kostenlos das dortige Werkzeug-Repertoire nutzen.

Weitere Angebote, die noch für 2020 geplant sind: Gemäß der Kundenwünsche wird im Bahnhofspavillon in jedem Fall eine Backtheke, möglicherweise auch ein Bistro integriert. Der Vorplatz erhält überdachte Aufenthaltsmöglichkeiten, und der Bahnhof bekommt durchgängiges WLAN. Ein außergewöhnliches Projekt: Von April an sollen Bahnhofsnutzer Einkäufe per App bestellen und dann an einem neuen Pavillon auf dem Bahnhofsgelände abholen können.

Das soll es Bahnfahrern ermöglichen, ohne große Umwege notwendige Besorgungen zu machen, die sie zum Beispiel für die Reise mit dem Zug benötigen oder auf dem Rückweg mitnehmen wollen. Es handelt sich dabei der Bahn zufolge um ein Pilotprojekt, „das es so bislang an keinem anderen Bahnhof gibt“. Zum Repertoire oder dazu, wo die Waren letztlich herkommen werden, konnte der Bahnsprecher aber keine Auskunft geben, da sich das Projekt noch in der Planungsphase befinde.

Der Bahnhof Renningen wird vor allem von Pendlern genutzt. Ein Teil kommt nach Renningen, um im Gewerbegebiet oder bei Bosch zu arbeiten. Ein anderer Teil fährt zur Arbeit Richtung Stuttgart oder Böblingen. Rund 12 000 Bahnhofsbesucher pro Tag hat die DB dort gezählt. Insgesamt investiert das Unternehmen etwa 700 000 Euro in den Renninger Bahnhof. Zusätzliches Geld fließt in die Verbesserung der Basisqualität, zum Beispiel für mehr Sauberkeit und Sicherheit.